Frauenrechte:Amerikanerinnen heute: plötzlich wieder kämpfen

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Junge Frauen beim Women's March in Los Angeles. (Foto: AFP)
  • Viele Amerikanerinnen fürchten, dass die Frauenrechte in ihrem Land durch die Trump-Regierung eingeschränkt werden könnten.
  • Mehrere Organisationen rufen deshalb zum Widerstand auf: Am Weltfrauentag sollen Frauen in den USA frei nehmen, um ihr Engagement für die Sache zu zeigen.
  • Hier ein Überblick, wie es aktuell um die Frauenrechte in den USA steht:

Von Beate Wild, New Orleans

Auf der "National Women's Conference" in Houston fragte die US-Regierung im Jahr 1977 die amerikanischen Frauen, was sie sich für die Zukunft wünschten. Die 20 000 Teilnehmerinnen forderten die Abschaffung der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, bezahlbare Kinderbetreuung und staatlich bezahlte Abtreibung für Frauen, die sich den Eingriff nicht selbst nicht leisten können.

2017 fragt die Regierung die Frauen zwar nicht nach ihren Wünschen, Forderungen gibt es trotzdem. Es sind die gleichen wie damals. Mit Donald Trump im Weißen Haus müssen progressive US-Amerikanerinnen auf einmal wieder fürchten, dass ihre in den vergangenen vierzig Jahren hart erkämpften Frauenrechte eingeschränkt werden. Was ist zu erwarten? Eine Bestandsaufnahme.

Gesundheit und Abtreibung: Rückschritt und unsichere Zeiten

Will eine deutsche Frau zur Krebsfrüherkennung zum Arzt, zahlt sie: nichts. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. In den USA jedoch sind elf Prozent der 19- bis 64-jährigen Frauen immer noch ohne Krankenversicherung und müssen selbst für solche Untersuchungen aufkommen. Eine Brustkrebsvorsorgeuntersuchung beispielsweise kostet in den USA ungefähr 1000 Dollar.

Wer keine Krankenversicherung hat, hat selten genügend Geld für Früherkennung und verzichtet. Während die Obama-Regierung versuchte, mehr US-Amerikaner(innen) in das Versicherungssystem zu bekommen, will Donald Trump "Obamacare" abschaffen und ein eigenes System einführen. Unklar ist, wie es aussehen wird und inwieweit sich die Versicherungen aussuchen dürfen, wen sie aufnehmen. Viele Frauen, die von der Obamacare-Einführung vor sieben Jahren profitiert haben, fürchten deshalb, wieder in ein Leben ohne Versicherungsschutz zurückzufallen.

Das ist auch deshalb ein Problem, weil die Republikaner gleichzeitig "Planned Parenthood" die finanziellen Mittel entziehen wollen. Die gemeinnützige Organisation nimmt die von den Republikanern abgelehnten Abtreibungen vor, vor allem aber auch kostengünstige gynäkologische Untersuchungen. "Frauen würden damit bezahlbare Verhütungsmittel, Schwangerschaftsbetreuung und Krebsvorsorgeuntersuchungen verlieren", fürchtet Sonia Ossorio, Präsidentin der National Organisaton for Women (NOW) in New York.

Mit Neil Gorsuch, Trumps Kandidat für den Supreme Court, ist auch ein Richter nominiert, der in seiner Rechtssprechung als Abtreibungsgegner bekannt ist. Seit dem "Roe vs. Wade"-Urteil im Jahr 1973 ist Schwangerschaftsabbruch per Gesetz legal. Theoretisch könnte - gerade, wenn Trump noch weitere Richterstellen besetzen darf - das bestehende Gesetz mittelfristig gekippt oder zumindest in seiner Gültigkeit eingeschränkt werden.

Sexuelle und häusliche Gewalt: leider viel zu häufig

Jede dritte Amerikanerin hat schon körperliche Gewalt durch ihren Partner erlebt, hat die " National Coalition Against Domestic Violence" herausgefunden. Jede sechste wurde Opfer einer Vergewaltigung oder eines Vergewaltigungsversuchs, bilanziert das " Rape, Abuse & Incest National Network". Laut Justizministerium sind die Zahlen bei Transgendern oder bisexuellen Frauen noch viel höher.

Mit dem neuen Präsidenten haben die Amerikaner, haben auch 53 Prozent der weiblichen Wähler, keinen Freund der Frauenrechte gewählt. Der Pussy-Grabscher-Skandal und die Miss-Piggy-Beschimpfung einer "Miss Universe" machten im Wahlkampf Schlagzeilen. Seine frauenverachtenden Sprüche, wie etwa über seine damalige Konkurrentin ("Wenn Hillary Clinton ihren Mann nicht befriedigen kann, was lässt sie glauben, dass sie Amerika befriedigen kann?"), sorgten für Kopfschütteln.

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Clinton dagegen prägte schon in den Neunzigern als First Lady den Satz "Frauenrechte sind Menschenrechte". Der Spruch war seitdem ein Leitmotiv der Progressiven. Doch unter einem Präsidenten Trump können Frauen derzeit nicht damit rechnen, dass ihre Probleme ernst genommen werden. Im Gegenteil: "Trump hat eine der frauenfeindlichsten Regierungen in unserer Geschichte zusammengestellt", bilanziert die Aktivistin Ossorio. Frauen müssten mehr als je zuvor dafür kämpfen, dass ihre Rechte gewahrt werden.

Mutterschutz und Kinderbetreuung: weit hinter anderen Ländern

Ein Hoffnungsschimmer für Frauen ist Trumps Wahlkampfversprechen eines bezahlten Mutterschutzes. Neben Papua Neu-Guinea und Surinam gehören die USA hier weltweit zu den Nachzüglern. Bereits 180 Länder bieten Müttern nach der Geburt eine bezahlte Auszeit in irgendeiner Form an. Seit 1993 müssen in den USA Arbeitgeber ihren Angestellten zwar frei geben, wenn sie ein Kind bekommen, aber in den meisten Fällen erfolgt das auf Kosten der Eltern. Nur zwölf Prozent der Arbeitgeber zahlen das Gehalt weiter. Die Bundesstaaten Kalifornien, New Jersey und Rhode Island haben bereits ein Elternzeitgesetz implementiert, New York und der District of Columbia führen es gerade ein.

Konservative halten bezahlte Elternzeit bislang zwar für eine übermäßige Einmischung durch den Staat, doch im Moment scheint sich die Stimmung in Washington zu ändern. Es könnte jedoch sein, dass die Trump-Regierung eine bezahlte Auszeit nur für Frauen vorsieht, nicht für Väter.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist das von Präsidententochter Ivanka Trump vorangetriebene Thema bezahlbarer Kinderbetreuung. Ein Gesetz soll die steuerliche Absetzbarkeit der Betreuungskosten möglich machen, so der Plan. Allerdings würde das den Haushalt laut Schätzungen mit 500 Milliarden Dollar belasten. Ob der teure Vorschlag durch den von den Republikanern dominierten Kongress kommt, darf angezweifelt werden.

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Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit: noch lange nicht

Verdient ein weißer Mann einen Dollar, bekommt eine weiße Frau für die gleiche Arbeit nur 80 Cent, hat das " Pew Research Center" herausgefunden. Schwarze Frauen verdienen im Vergleich zum Dollar eines weißen Mannes bloß 62 Cent und Latinas gar nur 57 Cent. (Auch bei Männern gibt es Einkommensunterschiede: Afro-Amerikaner und Latinos verdienen weniger als ihre weißen Kollegen.) Kritiker merken an, dass bei den Erhebungen nicht nach Beruf oder Erfahrung unterschieden wird. In Berufssparten, in denen entsprechende Vergleiche vorliegen, ist die Einkommenskluft jedoch bewiesen. So verdienen weibliche Ärzte etwa 20 000 Dollar weniger im Jahr als ihre männlichen Kollegen.

Es gibt zwar den " Equal Pay Act", der schlechtere Bezahlung aufgrund des Geschlechts verbietet, doch laut Frauenrechtlern wird diese Vorschrift so gut wie nie überprüft und geahndet.

Wie geht es weiter für die amerikanischen Frauen unter Trump?

In der amerikanischen Politik gibt es immer noch zu wenige Frauen. Obwohl sie 51 Prozent der Bevölkerung ausmachen, sind sie im Kongress nur mit 19 Prozent vertreten.

Um dies zu ändern, braucht es unter anderem mehr Beteiligung an demokratischen Prozessen. Der Erfolg des "Women's March" nährt vielerorts die Hoffnung, dass die Frauenbewegung Rückenwind bekommt. Die Organisatoren des Frauenmarsches haben für den Internationalen Frauentag am 8. März bereits zu der landesweiten Aktion "Ein Tag ohne Frau" aufgerufen. Alle Amerikanerinnen sind aufgerufen, mitzumachen. Sie sollen rote Kleidung tragen, an diesem Tag nicht arbeiten (also frei nehmen) und ihr Geld höchstens in kleinen Geschäften ausgeben, das Frauen oder Minderheiten gehört.

Viele zivilgesellschaftliche Organisationen bieten mittlerweile regelmäßig Workshops zur politischen Beteiligung an. Das Jahr 2017 könnte daher einen Rückschritt für die Frauenrechte in den USA bedeuten - oder den Beginn einer neuen Frauenbewegung.

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