Frage an den SZ-Jobcoach:Liege ich mit der Konkurrenz im Bett?

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Uwe W. arbeitet als leitender Angestellter, seine Freundin ist in vergleichbarer Position beim direkten Wettbewerber. Nun bittet W. den Jobcoach um Rat.

SZ-Leser Uwe W. fragt: Ich arbeite als leitender Angestellter in einem mittelständischen Unternehmen und habe einen wirklich tollen Job. Meine Freundin ist bei einem Mittelständler in vergleichbarer leitender Position beschäftigt und ebenfalls rundum zufrieden. Das einzige Problem: Die beiden Firmen sind direkte Konkurrenten.

Wir haben deshalb dafür gesorgt, dass niemand in unserem beruflichen Umfeld von unserer Beziehung erfährt. Auf Dauer ist das aber unbefriedigend, weil es auch im Freundeskreis Querverbindungen gibt. Wir sind beide unseren Arbeitgebern gegenüber absolut loyal und achten darauf, dass wir uns gegenseitig nichts Vertrauliches mitteilen. Eigentlich könnten wir also ehrlich sein. Andererseits könnte das bisher bestehende Vertrauen der Inhaber verloren gehen, wenn unsere Beziehung bekannt wird. Einer der Inhaber ist durchaus emotional. Was können wir tun?

Christine Demmer antwortet:

Lieber Herr W., solange Sie sich gegenseitig keine Betriebsgeheimnisse verraten, stehen Sie arbeitsrechtlich auf der richtigen Seite. Das heißt: Weder Sie noch Ihre Liebste müssen die Kündigung befürchten, wenn Ihre Beziehung in der Firma bekannt wird. Trotzdem hat die Sache ein Gschmäckle, wie man im Schwäbischen sagt. Gar nicht mal, weil Sie beide theoretisch miteinander kungeln könnten. Sondern weil Sie Ihre Beziehung bisher verschwiegen haben.

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Das könnte Ihnen als leitendem Angestellten nämlich leicht als Vertrauensbruch ausgelegt werden. Dazu gehört nicht viel. Versetzen Sie sich in die Lage der Inhaber. Beide sind mit ihren Führungskräften zufrieden und vertrauen ihnen. Keiner der beiden hat auch nur den Anflug einer Ahnung, wie eng ihm die Konkurrenz auf den Fersen ist. Und jetzt rücken Sie damit heraus, dass Sie - womöglich seit Jahren - mit einem Vertreter des Feindes Tisch und Bett teilen. Was würde dabei in Ihrem Kopf vorgehen?

Greifen wir ein paar naheliegende Gedankenblitze auf. "Hätte ich das vorher gewusst, hätte er nie diesen Job bekommen." Falls der Inhaber so denkt, wird er Sie das spüren lassen. Und er wird künftig jedes Wort auf die Goldwaage legen, weil er befürchtet, Sie könnten damit hausieren gehen. Oder er fragt sich, warum sie ihm gerade jetzt davon erzählen.

Möglicherweise wird einer oder auch beide Unternehmer schmunzeln, weil sie längst von dieser Konstellation wissen und Sie nur im eigenen Saft schmoren lassen wollten. Kann auch sein, dass es ihnen vollkommen egal ist, mit wem Sie privat zusammenleben. Schließlich wissen beide Inhaber, was sie an Ihnen und Ihrer Freundin haben. Bleibt noch die Variante, dass einer oder sogar alle beide nach Ihrem Geständnis innerlich frohlocken. Es könnte sich ja ein zusätzlicher Informationskanal öffnen. "Kriegen Sie das doch mal raus, Herr W.! Aber ganz unauffällig." Hand aufs Herz: Würden Sie, würde Ihre Freundin dabei mitmachen?

Werfen Sie eine Münze und schauen Sie, welche Seite nach oben zeigt. Bei Kopf spielen Sie weiterhin Verstecken. Dann bleibt das Risiko, dass Ihre Beziehung zufällig auffliegt. Sollten Ihre Chefs dann schwer gekränkt reagieren, werden Sie beide eine Weile sehr kleine Brötchen backen müssen. Ein schwacher Trost: Sie können sich gegenseitig stützen. Liegt Zahl oben, dann flechten Sie die Information im Vorbeigehen ein, zum Beispiel wenn Ihr Chef ihre Leistungen lobt.

Sollte die Münze aber auf dem Rand stehen bleiben, dann lassen Sie schleunigst den Flurfunk wissen, dass Sie eine entzückende Bekanntschaft gemacht haben, von der Sie sich viel versprechen. Im beiderseitigen Einvernehmen kann so etwas ganz schnell gehen. Und mit strahlenden Augen erzählen Sie Ihrem Chef bald auch davon. Tenor: Zufälle gibt's.

Christine Demmer arbeitet als Wirtschaftsjournalistin und Coach in Deutschland und Schweden.

© SZ vom 12.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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