Finanzen kompakt:Portugals Notenbank schlägt Alarm

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Fällt auch Portugal? Notenbankpräsident Vítor Constancio warnt vor untragbaren Risiken für die Banken des Landes. Außerdem:

Muss Portugal doch als nächstes Land unter den Euro-Rettungsschirm? In dem südeuropäischen Land lägen die Dinge ganz anders als in Irland, versichern Experten und auch die Regierung in Lissabon seit Wochen. Doch nun stellt ausgerechnet die Notenbank des Landes die Risiken ganz anders dar als Ministerpräsident José Sócrates. Sollte das Land seine Staatsfinanzen nicht glaubwürdig und nachhaltig konsolidieren, werde das Risiko für die Banken untragbar, teilten die portugiesischen Währungshüter in ihrem Finanzstabilitätsbericht mit.

Vitor Manuel Ribeiro Constancio ist Vizepräsident der Europäischen Zentralbank und Notenbankpräsident Portugals. Die Zentralbank des südeuropäischen Landes warnt nun vor unbeherrschbaren Risiken. (Foto: dapd)

Doch selbst wenn es zur Haushaltssanierung käme, ergebe sich ein Dilemma, so das von Notenbank-Präsident Vítor Constancio geführte Institut weiter. Denn die dringend notwendigen Sparschritte würden die Wirtschaft im kommenden Jahr belasten. Die Banken müssten daher ihre Kapitaldecke stärken und mehr Geld für Kreditausfälle zurücklegen.

Zudem müssten die Banken ihre große Abhängigkeit vom Finanztropf der Europäischen Zentralbank (EZB) verringern.

Im Kampf gegen das Haushaltsdefizit und um die Finanzmärkte zu beruhigen, hat die von Sócrates geführte sozialistische Minderheitsregierung einen strikten Sparkurs eingeschlagen. Dennoch wird Portugal nach den EU-Krediten für Irland an den Märkten als nächster Kandidat für einen Antrag auf Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm gehandelt. Das Land zahlt für neue Kredite immer höhere Zinsen.

Die Schuldenkrise in der Eurozone hat den Goldpreis auf einen neuen Rekordstand getrieben - zumindest in Euro gerechnet. In der Spitze kletterte der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) des Edelmetalls auf 1057,30 Euro. Damit wurde der am 8. Juni erreichte Rekord von 1050,86 Euro leicht übertroffen.

Auch in Dollar gerechnet legte der Goldpreis weiter zu. Eine Unze kostete zuletzt 1375,55 Dollar. Der Rekordwert vom 9. November mit 1424,10 Dollar ist damit noch etwas entfernt. Anleger schätzen das gelbe Edelmetall in unsicheren Zeiten traditionell als Hort der Sicherheit.

Erst die öffentliche Hand, dann die private Schatulle: Der niederländische Finanzkonzern ING muss erst dem Staat seine Schulden zurückzahlen, bevor private Anleger an ihr Geld kommen. Die EU-Kommission lehnte nach einer Mitteilung vom Dienstag den Antrag ab, die vorzeitige Rückzahlung von rund 1,2 Milliarden Euro sogenanntem Hybridkapital an Privatinvestoren zu genehmigen.

EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia erklärte die Entscheidung damit, dass "die Lasten der Rettungsmaßnahmen gerecht verteilt werden" müssen.

Im Oktober 2008 hatten die Niederlande ING nach finanziellen Problemen mit einer Kapitalspritze in Höhe von zehn Milliarden Euro geholfen. Die Hälfte davon zahlte der Finanzkonzern bereits ein Jahr später zurück. Wegen einer staatlichen Garantie sicherten Finanzinstitute ING zudem zwölf Milliarden Euro zu.

Vor zwei Wochen hatte die niederländische Regierung bei der Kommission beantragt, ING die Rückzahlung des Hybridkapitals an die Privatinvestoren zu gestatten. Der erstmögliche Stichtag für die Tilgung wäre der 31. Dezember 2010 gewesen. Hybridkapital ist ein besonders langfristiges Fremdkapital. Unternehmen können solche Mittel teilweise als Eigenkapital in ihren Bilanzen ausweisen.

Die Kreditklemme ist in Deutschland kein großes Problem mehr: Die Banken stellten den Unternehmen ausreichend Kapital zur Verfügung, stellte das Münchner Ifo-Institut fest.

Die Kredithürde sank im November das elfte Mal in Folge, wie die Forscher mitteilten. Das Barometer gab 0,6 Prozentpunkte auf 27 Prozent nach und sank damit auf den tiefsten Stand seit Frühjahr 2008. "Die Kreditklemme ist vorerst keine Gefahr mehr", sagte Ifo-Experte Klaus Abberger.

Angesichts der Schuldenkrise in Europa sei das Thema aber noch nicht vollständig abgehakt.

Die Firmen im Verarbeitenden Gewerbe klagten spürbar weniger über einen schwierigen Zugang zu Krediten, besonders kleine Firmen kamen leichter an frisches Geld. Mittelgroße Firmen hatten dagegen mehr Schwierigkeiten als im Oktober, Kredite zu erhalten. Auch im Bauhauptgewerbe lag die Kredithürde höher. Der Einzelhandel profitiert dagegen von der Belebung am Arbeitsmarkt und kommt daher auch leichter an Geld.

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