Vergewaltigungsvorwurf gegen IWF-Chef:USA drängen auf Rücktritt Strauss-Kahns

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Der US-Finanzminister hält Dominique Strauss-Kahn an der Spitze des Internationalen Währungsfonds für unhaltbar: Wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung sei der Franzose "nicht in der Lage, den IWF zu leiten", sagte Geithner. Der 62-jährige Weltbanker steht auf der Gefängnisinsel Rikers Island indes unter besonderer Beobachtung - wegen Suizidgefahr.

Weiterer Schlag für Dominique Strauss-Kahn: Während der IWF-Chef auf der Gefängnisinsel Rikers Island weiter in Untersuchungshaft sitzt, werden in der US-Führung Rufe nach einem Personalwechsel an der Spitze des Internationalen Währungsfonds laut. "Er ist offensichtlich nicht in der Lage, den IWF zu leiten", sagte Finanzminister Timothy Geithner nach Angaben der US-Nachrichtenagentur Dow Jones über den wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung inhaftierten Franzosen.

K.O. für Dominique Strauss-Kahn: Die Zeitung Libération hat den französischen Chef des Internationalen Währungsfonds bereits abgeschrieben - und auch aus der US-Führung wird die Forderung nach einem Wechsel an der Spitze des IWF laut. (Foto: AP)

"Da passiert gerade eine Menge in der Welt und da möchte man, dass der Währungsfonds hilfreich ist", sagte Geithner. Der Fonds müsse einen Plan erarbeiten, um eine dauerhafte Führung sicherzustellen. Der IWF hatte zuvor Strauss-Kahns Stellvertreter John Lipsky mit der Führung der Geschäfte beauftragt. Die USA sind das wichtigste Geberland des IWF und haben daher großen Einfluss auf die Entscheidungen des Fonds.

Deutsche unter möglichen Nachfolgern

Zu den Namen, die als mögliche Nachfolger Strauss-Kahns gehandelt werden, gehören Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde und der britische Ex-Premier Gordon Brown. Die Bild-Zeitung nennt auch den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sowie den Chef der in London ansässigen Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, Thomas Mirow, als mögliche deutsche Kandidaten. Politiker der Koalitionsfraktionen Union und FDP sprachen sich ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für einen Europäer auf dem IWF-Chefsessel aus.

Strauss-Kahn soll am Samstag in einem New Yorker Hotel ein Zimmermädchen sexuell belästigt und zum Oralsex gezwungen haben. Er wurde daraufhin festgenommen. Eine Haftrichterin lehnte am Montag eine Entlassung auf Kaution ab. Eine sogenannte Grand Jury muss nun bis Freitag über eine formelle Anklage entscheiden.

Wegen Suizidgefahr steht Strauss-Kahn unter besonderer Beobachtung. Das erklärte der Chef der Gewerkschaft der New Yorker Justizmitarbeiter, Norman Seabrook. Alle Häftlinge würden bei ihrer Ankunft in Rikers routinemäßig untersucht - während dieser Untersuchung habe Strauss-Kahn etwas gesagt oder getan, was den Ärzten Anlass zur Sorge gegeben habe. Er werde daher Tag und Nacht überwacht. Ein Gewährsmann bei der Polizei bestätigte, dass Strauss-Kahn nach einer psychologischen Untersuchung besonders beobachtet werde. Der 62-Jährige habe aber nicht versucht, sich selbst zu verletzten.

"Nichts anderes als ein körperlicher sexueller Angriff dieses Mannes"

Unterdessen ließ das mutmaßliche Opfer über ihren Anwalt weitere Einzelheiten zu dem Fall verlauten: Die New Yorker Hotelangestellte wusste demnach nicht, mit wem sie es bei ihrem mutmaßlichen Angreifer zu tun hatte. Seine Mandantin habe vor dem Angriff auf sie nicht gewusst, welches Amt Strauss-Kahn innehabe, sagte ihr Anwalt Jeffrey Shapiro. Bei der Frau handelt es sich um eine 32-jährige Einwanderin aus dem westafrikanischen Staat Guinea und Mutter einer 15-jährigen Tochter.

Auch die New Yorker Polizei sei zu dem Ergebnis gekommen, dass seine Mandantin die Wahrheit sage. "Es gibt keine Möglichkeit, dass es einen Aspekt dieses Vorfalls gibt, der in irgendeiner Weise als einvernehmlich aufgefasst werden könnte", sagte Shapiro. "Dies ist nichts anderes als ein körperlicher sexueller Angriff dieses Mannes auf diese junge Frau." Wenn seine Mandantin aufgefordert werde, sei sie bereit gegen den Franzosen in den Zeugenstand zu treten, sagte ihr Anwalt dem Sender CNN.

Strauss-Kahn hatte zuletzt über seinen Anwalt eingeräumt, "einvernehmlichen Sex" mit dem Zimmermädchen gehabt zu haben.

Ex-Geliebte warnte vor Strauss-Kahn

Auch die Aussage einer früheren Affäre wirft ein zweifelhaftes Licht auf den Weltbanker: Eine Ex-Geliebte warnte den Internationalen Währungsfonds vor drei Jahren in einem Brief vor dem Verhalten des IWF-Chefs gegenüber Frauen. Die Zeitung New York Times veröffentlichte einen Auszug aus dem Brief, den die ehemaligen IWF-Mitarbeiterin Piroska Nagy schrieb, die 2008 eine Affäre mit dem 62-Jährigen hatte. Darin erläuterte sie, Strauss-Kahn habe ihr aggressiv nachgestellt. Die Ungarin Nagy hatte nach Bekanntwerden der Affäre den IWF verlassen und eine Stelle bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung angetreten.

Strauss-Kahn ist wegen sechs verschiedener Straftaten angeklagt: Die schwerwiegendste ist sexueller Missbrauch in einem besonders schweren Fall. Hier ist er gleich in zwei Fällen angeklagt. Dafür drohen ihm 25 Jahre Haft.

© AFP/dapd/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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