Wahlen:Facebook will Wahlwerbung besser kennzeichnen

Facebook

Facebook hat angekündigt, politische Werbung besser zu kennzeichnen.

(Foto: dpa)
  • Zukünftig sollen Facebook-Nutzer erkennen können, wer für welche politische Werbung bezahlt hat und auch, welche Werbung andere Nutzer sehen. Das hat Konzernchef Mark Zuckerberg angekündigt.
  • Das Unternehmen will 250 Leute einstellen, die aufpassen sollen, dass über Facebook keine Wahleausgänge verzerrt werden.
  • Facebook habe auch an der "Integrität" der Bundestagswahl gerabeitet, sagte Zuckerberg. Im deutschen Wahlkampf seien bislang keine Unregelmäßigkeiten registriert worden.

Facebook hat versprochen, in Zukunft transparenter mit politischen Anzeigen umzugehen. Durch einen Hinweis wolle man die Nutzer darauf aufmerksam machen, wer welche Werbung auf dem Netzwerk geschaltet hat, kündigte hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Donnerstagabend an. Der Konzern hat nach eigenen Angaben 3000 Anzeigen mit dem Kongress und Robert Mueller geteilt, dem Sonderermittler, der untersucht, ob Russland versucht hat, die vergangene US-Wahl zu manipulieren.

Facebook gilt als Schauplatz von "Informationsoperationen", also verdeckten Propagandaoperationen, um die öffentlichee Meinung zu beeinflussen. Das Unternehmen hatte vor zwei Wochen mitgeteilt, dass im Zuge von Untersuchungen rund 470 Profile identifiziert worden seien, die zwischen Juni 2015 und Mai 2017 etwa 3000 Anzeigen bei dem Netzwerk geschaltet hätten. "Unsere Analyse legt nahe, dass diese Accounts und Seiten miteinander vernetzt waren und von Russland aus betrieben wurden", erklärte Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos damals. Die Konten hätten Anzeigen für rund 100 000 Dollar geschaltet. Ausländische Einmischung in den Wahlkampf ist in den USA verboten.

Facebook betonte nun, dass die Verbindung zu Russland bei der Buchung der Anzeigen den Verantwortlichen nicht bewusst gewesen sei. Die Werbung wurde demnach von einer Firma Namens "Internet Research Agency" platziert. Diese gilt als Propagandaarm kremlnaher Kreise. Facebook machte keine Angaben dazu, wie viele Amerikaner mit dieser Werbung in Berührung gekommen sind. Bei der nun angekündigten Kennzeichnung von Anzeigen ist allerdings unklar, wie entschieden werden soll, was als politische Anzeige zählt und was nicht.

Zuckerberg kündigte an, im kommenden Jahr 250 Mitarbeiter anzustellen, die verhindern sollen, dass Facebook vor Wahlen auf illegitime Weise instrumentalisiert wird. Schon jetzt hätten Mitarbeiter "Tausende" gefälschte Accounts entdeckt und blockiert, die möglicherweise versuchten, Wahlen in vielen Ländern zu beeinflussen, unter anderem die letzte in Frankreich.

Facebook kooperierte mit deutschen Parteien und einer Behörde

Auch in Deutschland habe man untersucht, ob es zu politisch dubiosen Werbeschaltungen gekommen sei. "Wir haben daran gearbeitet, die Integrität der deutschen Wahlen an diesem Wochenende zu sichern." Facebook sei gegen Tausende von Fake-Konten vorgegangen und habe mit den Parteien sowie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zusammengearbeitet. Vor den Bundestagswahlen am Sonntag habe man allerdings bislang keine wirklich problematischen Propaganda-Aktivitäten feststellen können.

Zuckerberg warnte, dass Facebook nicht alles ungewünschte Material finden könne, bevor es tatsächlich veröffentlicht wird. "Wir überprüfen nicht, was Leute sagen, bevor sie es sagen". Wer jedoch gegen das Gesetz oder die Richtlinien von Facebook verstoße, müsse dafür mit Konsequenzen rechnen. "Ich möchte nicht, dass jemand unsere Tools benutzt, um die Demokratie zu untergraben. Dafür stehen wir nicht."

Die Süddeutsche Zeitung untersucht gerade in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Recherche-Büro ProPublica sowie Tagesschau.de und Spiegel online, wie Parteien welche Facebook-Werbung im Bundestagswahlkampf einsetzen. Facebook-Nutzer können durch ein Tool den Journalisten helfen und die Recherche unterstützen. Wie genau, das steht in diesem Artikel.

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