Syrische Elektronische Armee:Deutschland liefert Pro-Assad-Hacker an USA aus

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  • Ein in Deutschland lebendes mutmaßliches Mitglied der Hackergruppe Syrische Elektronische Armee ist an die USA ausgeliefert worden.
  • Die Gruppe soll unter anderem Twitter, die Nachrichtenagentur AP und das Weiße Haus gehackt haben.

Von Julia Ley

Ein mutmaßliches Mitglied der Syrischen Elektronischen Armee (SEA), einer Gruppe von regierungstreuen syrischen Hackern, ist laut einem Bericht der Washington Post von Deutschland an die USA ausgeliefert worden. Dem 36-jährigen Peter (Pierre) R. wird vorgeworfen, zusammen mit anderen Hackern Geld erpresst zu haben.

R. wurde am Montag per Flugzeug nach Washington ausgeliefert und soll im Laufe des Dienstags vor einem Bundesgericht in Virginia erscheinen. Der Mann, der die syrische Staatsangehörigkeit besitzt, lebte zuvor in Waltershausen in Thüringen. Das Oberlandesgericht Thüringen bestätigte der SZ die Auslieferung. Laut Anklage erpresste R. zusammen mit anderen SEA-Mitgliedern Geld von seinen Opfern, darunter mehrere US-amerikanischen Onlinefirmen. Bereits seit März liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor.

Insgesamt 500 000 US-Dollar sollen die Angreifer verlangt haben

Die Syrische Elektronische Armee macht während des Bürgerkriegs immer wieder für Schlagzeilen: Die Gruppe hackte Twitter-Konten, verbreitete Falschmeldungen und legte die Webseite der New York Times stundenlang lahm. SEA-Mitglied Firas D., der im syrischen Homs lebt, soll in 2013 und 2014 allein 14 Privatfirmen in den USA, China und Europa gehackt haben.

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Nachdem die Gruppe sich Zugang zu den Computern ihrer Opfer verschafft hatte, soll D. Traffic von den betroffenen Webseiten weggelenkt, Texte entstellt und Nachrichten von den E-Mail-Accounts der Opfer versandt haben. Außerdem habe er Daten gestohlen, sagen die US-Strafverfolger.

Anschließend nötigte D. die Opfer zu Geldzahlungen, indem er zusätzlichen Schaden oder den Verkauf der Daten androhte, sollten die Geschädigten nicht zahlen. Insgesamt soll er mehr als 500 000 US-Dollar von Firmen verlangt haben.

Die Rolle des nun ausgelieferten R. bestand laut Washington Post darin, Zahlungen für D. anzunehmen und sie auf Umwegen nach Syrien weiterzuleiten. Wegen der Sanktionen gegen das Land konnte D. sie nicht selbst empfangen. In mindestens einem Fall habe R. das Geld an einen Mittelsmann im Libanon weiterversandt.

Die Hacker hatten "antisyrische" Medien angegriffen

Bereits im März waren D., R. und ein weiterer Mann wegen einer Reihe von Straftaten angeklagt worden. Zu ihren damals genannten Zielen gehörten außer den genannten Fällen, in denen es vor allem darum ging, Geld von Unternehmen zu erpressen, auch Hacks aus politischen Gründen. Damals griffen die Hacker vermeintlich "antisyrische" Ziele an, darunter - vergeblich - die IT des Weißen Hauses, die Webseiten von New York Times, des US Marine Corps, von Nasa und Microsoft - und die der Washington Post, die nun über die Auslieferung berichtete.

Ein besonders spektakulärer Übergriff war den Hackern 2013 gelungen: Ende April desselben Jahres übernahmen sie das Twitter-Konto der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Über dieses verbreiteten sie die Falschmeldung, dass es zwei Explosionen im Weißen Haus gegeben habe und Präsident Obama verletzt sei. Die Tat gab einen Vorgeschmack davon, welchen Schaden Hackerattacken anrichten können: Die US-Börsenkurse brachen kurzzeitig um Milliarden US-Dollar ein.

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