Winterzählung des LBV:Ist die ganze Vogelschar noch da?

Lesezeit: 2 min

Der Star kann angeblich bellen wie ein Hund und klingeln wie ein Handy. Für die Vogelkundler ist er aber vor allem aus einem anderen Grund interessant: Er ist ein Beleg für den Klimawandel. (Foto: Hartmut Pöstges)
  • Am kommenden Wochenende ist die "Stunde der Wintervögel" des Landesbund für Vogelschutz.
  • Der LBV ruft jedes Jahr Vogelfreunde auf, eine Stunde alle Vögel zu bestimmen und zu zählen, die sie im Garten, auf dem Balkon oder in einem Park beobachten.
  • In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass vor allem Stare immer weniger zum Überwintern in den Süden fliegen.

Von Christian Sebald, Hilpoltstein

Der Star ist ein markanter Vogel, der praktisch überall in Bayern vorkommt. Seine schwärzlichen, metallisch grün oder purpur schimmernden Federn haben helle Spitzen. Dadurch erscheint das Federkleid am ganzen Körper weiß gepunktet, die Vögel lassen sich also gut erkennen. Das ist wichtig, denn mit ihrem Gesang ist das so eine Sache. Stare imitieren nicht nur alle möglichen anderen Vogelrufe perfekt, sondern können angeblich sogar bellen wie ein Hund und klingeln wie ein Handy.

Für Vogelkundler sind Stare noch aus einem weiteren Grund sehr interessant. Die sogenannten Kurzstreckenzieher, die für gewöhnlich im Mittelmeerraum überwintern, sparen sich immer öfter den anstrengenden Flug dorthin und bleiben hier. Der Grund ist der Klimawandel. "Die Winter bei uns sind deutlich wärmer als vor 30 Jahren", sagt der Chef des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), Norbert Schäffer. "Die Stare nutzen das offenkundig aus."

Umwelt
:LBV unterstützt Volksbegehren

Initiative gegen Flächenfraß bekommt weitere Verstärkung. Auch der Bund Naturschutz will sich womöglich nun doch beteiligen

Zumindest haben sie das in den zurückliegenden besonders milden Jahren getan. Bei der "Stunde der Wintervögel" 2015 und 2017 rangierten die Stare sogar jeweils unter den Top 30 der meistgezählten Vogelarten. Die "Stunde der Wintervögel" ist die größte wissenschaftliche Mitmachaktion in Bayern und in Deutschland.

Der LBV ruft jedes Jahr alle Vogelfreunde auf, zwischen 5. und dem 7. Januar eine Stunde lang alle Vögel zu bestimmen und zu zählen, die sie in ihrem Garten, auf ihrem Balkon oder in einem Park beobachten und die Ergebnisse an den LBV zu schicken. So auch wieder am nächsten Wochenende.

Dieses Jahr ist der LBV-Chef Schäffer besonders gespannt auf das Abschneiden der Stare. Denn der aktuelle Winter ist kälter und vor allem schneereicher als die vorangegangenen. Und deshalb ist völlig unklar, ob wieder viele Stare hier geblieben sind. Oder ob sie doch lieber ans Mittelmeer geflogen sind. Der vergleichsweise strenge Winter ist auch der Grund, warum Naturfreunde derzeit relativ viele Vögel an ihren Futterhäuschen beobachten können.

2016/2017 ließen sich um diese Zeit herum vielerorts kaum Amseln und Spatzen, aber auch keine Eichelhäher, Kleiber oder andere Arten blicken. Wegen des extrem milden und sonnigen Dezembers fanden sie draußen auf den Feldern und in den Wäldern ausreichend Nahrung. Und selbst im Norden war es damals so lau, dass die Zugvögel dort den Winterflug ausfallen ließen.

Die Stare sind übrigens nicht die einzigen Kurzstreckenzieher, die immer häufiger hier überwintern. "Auch der Hausrotschwanz, die Heckenbraunelle und der Zilpzalp tun das inzwischen relativ häufig", sagt Schäffer. Sie sind allerdings seltener als Stare und deshalb auch schwieriger zu beobachten.

Weitere Informationen unter www.stunde-der-wintervoegel.de

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Democracy Lab
:Welche Folgen unsere Lebensweise für die Umwelt hat

Die Deutschen produzieren Unmengen von Müll - und gelten doch als Klimaschutz-Vorreiter. Welche Ziele setzen sich die Parteien? Wie löst man das Feinstaub-Problem? Was kann der Einzelne tun? Ein "Democracy Lab"-Dossier zur Umweltpolitik.

Von SZ-Autoren

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: