Süddeutsche Zeitung

Winterzählung des LBV:Ist die ganze Vogelschar noch da?

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Von Christian Sebald, Hilpoltstein

Der Star ist ein markanter Vogel, der praktisch überall in Bayern vorkommt. Seine schwärzlichen, metallisch grün oder purpur schimmernden Federn haben helle Spitzen. Dadurch erscheint das Federkleid am ganzen Körper weiß gepunktet, die Vögel lassen sich also gut erkennen. Das ist wichtig, denn mit ihrem Gesang ist das so eine Sache. Stare imitieren nicht nur alle möglichen anderen Vogelrufe perfekt, sondern können angeblich sogar bellen wie ein Hund und klingeln wie ein Handy.

Für Vogelkundler sind Stare noch aus einem weiteren Grund sehr interessant. Die sogenannten Kurzstreckenzieher, die für gewöhnlich im Mittelmeerraum überwintern, sparen sich immer öfter den anstrengenden Flug dorthin und bleiben hier. Der Grund ist der Klimawandel. "Die Winter bei uns sind deutlich wärmer als vor 30 Jahren", sagt der Chef des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), Norbert Schäffer. "Die Stare nutzen das offenkundig aus."

Zumindest haben sie das in den zurückliegenden besonders milden Jahren getan. Bei der "Stunde der Wintervögel" 2015 und 2017 rangierten die Stare sogar jeweils unter den Top 30 der meistgezählten Vogelarten. Die "Stunde der Wintervögel" ist die größte wissenschaftliche Mitmachaktion in Bayern und in Deutschland.

Der LBV ruft jedes Jahr alle Vogelfreunde auf, zwischen 5. und dem 7. Januar eine Stunde lang alle Vögel zu bestimmen und zu zählen, die sie in ihrem Garten, auf ihrem Balkon oder in einem Park beobachten und die Ergebnisse an den LBV zu schicken. So auch wieder am nächsten Wochenende.

Dieses Jahr ist der LBV-Chef Schäffer besonders gespannt auf das Abschneiden der Stare. Denn der aktuelle Winter ist kälter und vor allem schneereicher als die vorangegangenen. Und deshalb ist völlig unklar, ob wieder viele Stare hier geblieben sind. Oder ob sie doch lieber ans Mittelmeer geflogen sind. Der vergleichsweise strenge Winter ist auch der Grund, warum Naturfreunde derzeit relativ viele Vögel an ihren Futterhäuschen beobachten können.

2016/2017 ließen sich um diese Zeit herum vielerorts kaum Amseln und Spatzen, aber auch keine Eichelhäher, Kleiber oder andere Arten blicken. Wegen des extrem milden und sonnigen Dezembers fanden sie draußen auf den Feldern und in den Wäldern ausreichend Nahrung. Und selbst im Norden war es damals so lau, dass die Zugvögel dort den Winterflug ausfallen ließen.

Die Stare sind übrigens nicht die einzigen Kurzstreckenzieher, die immer häufiger hier überwintern. "Auch der Hausrotschwanz, die Heckenbraunelle und der Zilpzalp tun das inzwischen relativ häufig", sagt Schäffer. Sie sind allerdings seltener als Stare und deshalb auch schwieriger zu beobachten.

Weitere Informationen unter www.stunde-der-wintervoegel.de

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Quelle:
SZ vom 02.01.2018
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