Seehofers P1-Fest:Müde Party statt Facebook-Flashmob

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Auf einen Ansturm haben sie sich eingerichtet, doch der Abend verläuft geruhsam. Statt mehreren tausend kommen einige hundert Gäste auf Horst Seehofers Facebook-Party. Der einzige Flashmob des Abends in München ist die Medienmeute.

Birgit Kruse, Frank Müller und Mike Szymanski

So leicht war es womöglich noch nie, ins sagenumwobene Münchner P1 hineinzukommen wie an diesem Dienstagabend. Es ist eine laue Frühsommernacht, Discomusik wummert hinter dem Haus der Kunst, und es ist sehr, sehr viel Platz auf der Tanzfläche und auf den abgesperrten Freiarealen vor dem Münchner Traditionsclub.

Tagelang hatte die CSU mit der Ankündigung der ersten Facebook-Party eines deutschen Politikers überhaupt die Münchner in Atem gehalten. Als es soweit ist, gibt es Platz zuhauf. Die 160 erschienen Journalisten halten sich gegenseitig bei Laune und schauen bei Twitter und Facebook nach, ob es etwas Neues gibt. Doch es tut sich erstmal: nichts.

Dafür kann man bei der CSU eine neue Lässigkeit beobachten. Generalsekretär Alexander Dobrindt kommt ohne Krawatte, dafür in enger Jeans. Der Parteisprecher hat sich eine Sonnenbrille in die Haare gesteckt und den Schlips gegen einen schicken Schal eingetauscht.

Als Experiment verstehe man das Ganze, sagt Generalsekretär Alexander Dobrindt. Die Partei war förmlich überrollt worden von einer Flut von Anmeldungen und Kommentaren in den Netzwerken, seitdem die Facebook-Party angekündigt war. In den letzten Stunden steigt die Nervosität an, als auch Nazis auf den Fanlisten Seehofers auftauchten.

Doch zumindest beim Auftakt bleibt die Veranstaltung ruhig. Die Piraten sind da, sie haben vor dem P1 einen Stand aufgebaut. Ansonsten gibt es keine größeren Bedrohungen der öffentlichen Ordnung.

Dafür gibt es unerwartete Begegnungen: Innenminister Joachim Herrmann wird von einem Piraten angesprochen, ob er nicht sein hartes Nein zum Cannabis-Konsum überdenken will. Herrmann will nicht. "Sie sollten sich auch überlegen, ob Sie das Ihrer Gesundheit zumuten wollen", sagt der Minister zum Piraten. Man trennt sich wieder, aber hat sich zumindest kennengelernt. Herrmann ist zufrieden mit dem Verlauf der Party. Man habe sich auf alle Eventualitäten vorbereitet, sagt er. Aber die Lage bleibt entspannt.

Alle warten auf den CSU-Chef, da ist er zwar noch nicht, dafür blickt aber an jeder Ecke sein Konterfei auf den leeren Parkplatz hinter dem P1. Auf den Tischen liegen Bierdeckel mit QR-Code, oder der Mitgliederantrag für die CSU - wenn es schon die Steuererklärung auf dem Bierdeckel nicht gibt, wie sie einst CDU-Mann Friedrich Merz wollte. Die Tanzfläche bleibt leer, nicht einmal die Tweets, die auf eine Leinwand projiziert, einlaufen, locken die Leute an. Nur im Garten ist ein wenig mehr los - mit den rauschenden P1-Partys hat das noch nicht viel zu tun.

Der Gastgeber kommt um 21.15 Uhr, und schnell wird klar: Das Gespräch mit den Fans wirkt aussichtslos. Der CSU-Chef schafft es nur langsam, sich in der Medien-Meute Richtung Eingang zu schieben. Dabei will er doch an diesem Abend herausfinden, "wie die Leute fühlen", was sie denken. Doch noch umringt ihn der Presse-Flashmob, der einzige an diesem Abend übrigens.

Mit mehreren tausend Gästen war gerechnet worden, gekommen sind ein paar Hundert. Doch Seehofer, weißes Hemd, der oberste Knopf offen, ist zuversichtlich. Jetzt wolle man erst einmal Erfahrungen sammeln. Die nächste Netzwerk-Party plant er offenbar schon. Eine weitere gebe es "auf jeden Fall", sagt er. "Egal wie der heutige Abend läuft."

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