Polizei:Mord an Prostituierten in Nürnberg: DNA-Spuren überführten Täter

Lesezeit: 3 min

  • Ein 21-jähriger Arbeitsloser soll zwei Prostituierte in Nürnberg ermordet haben.
  • Die beiden Frauen soll Felix R. über ein Internetportal kennengelernt haben.
  • Der mutmaßliche Täter gestand, als er mit den Ergebnissen der DNA-Untersuchung konfrontiert wurde.

Von Claudia Henzler, Nürnberg

Ein arbeitsloser junger Mann soll für die beiden Morde an Prostituierten verantwortlich sein, die in den vergangenen Wochen in Nürnberg verübt wurden. Der 21-jährige Felix R. aus Nürnberg habe am Samstag ein Geständnis abgelegt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit.

Als Grund für seine Taten habe der Beschuldigte angegeben, dass es nach dem Sex zu Streit über die Bezahlung gekommen sei. Für die Staatsanwaltschaft ist die Frage nach dem Motiv jedoch noch nicht abschließend geklärt.

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In der Vergangenheit sei Felix R. strafrechtlich "jedenfalls nicht erheblich aufgefallen", berichtete Oberstaatsanwalt Alfred Huber. 2016 sei der Beschuldigte allerdings wegen Körperverletzung im familiären Umfeld zu zwei Wochen Jugendarrest verurteilt worden. Zuletzt habe der junge Mann in Nürnberg in einer Gemeinschaftsunterkunft gewohnt, in der er sich ein Zimmer mit anderen teilte.

Das erste Opfer war eine 22-jährige Frau aus Rumänien. Sie wurde am 24. Mai, in der Nacht auf Christi Himmelfahrt, in einer sogenannten Modellwohnung in der Innenstadt umgebracht. Am Pfingstmontag, 5. Juni, wurde dann im Osten Nürnbergs eine 44-jährige Frau mit chinesischer Staatsbürgerschaft getötet. Beide waren erst seit Kurzem in Nürnberg, beide hatten den Täter alleine in Ein-Zimmer-Appartements empfangen, in denen sie sich für einige Wochen eingemietet hatten.

Die beiden Prostituierten hatte Felix R. wohl über ein Internetportal gefunden und anschließend angerufen. Der Anruf beim zweiten Opfer hatte die Sonderkommission auf seine Spur geführt. Sie hatten das Handy der Chinesin am Tatort gefunden und konnten dadurch nachvollziehen, mit wem sie in Kontakt stand. Der "entscheidende Durchbruch" bei der Auswertung der Telefonverbindungen war den Ermittlern laut Polizei erst am Freitag gelungen. DNA-Spuren, die an beiden Tatorten sichergestellt worden waren, hätten dann den dringenden Verdacht erhärtet, dass Felix R. der Täter war.

Der hatte am Freitag noch bestritten, dass er die Frauen getötet habe, sagte Michael Dietsch, Leiter der Sonderkommission. Felix R. habe lediglich zugegeben, an den beiden Tatorten gewesen zu sein. Als er dann aber am Samstag mit dem Ergebnis der DNA-Untersuchung konfrontiert wurde, habe er gestanden. "Er wollte sich erleichtern und hat in einer zweieinhalbständigen Vernehmung beide Taten eingeräumt", sagte Dietsch.

Verhaftet worden war Felix R. am Freitag um 17.40 Uhr "in einem Spieleladen" in der Nürnberger Innenstadt. Eigentlich habe er ihn ohne Publikum festnehmen wollen, sagte Dietsch. Man hatte den 21-Jährigen mehr als eine Stunde lang observiert, um bei günstiger Gelegenheit zuzugreifen. Als der Haftbefehl da war, habe er dann aber entschieden, "dass wir ihn aus dem Spieleladen rausholen und verhaften". Mittlerweile sitzt Felix R. in Untersuchungshaft.

Ein Feuer sollte die Spuren vernichten

Die Staatsanwaltschaft will nun verstärkt der Frage nachgehen, was den Beschuldigten zu den Gewalttaten getrieben haben mag. "Wir stehen insoweit erst am Anfang der Ermittlungen", sagte Oberstaatsanwalt Huber. Nach der Vernehmung gehe man davon aus, dass es Felix R. zunächst um sexuellen Kontakt ging und es im Verlauf zum Streit kam.

Das werde man jedoch "kritisch überprüfen", kündigte Huber an. Dazu sollen zum einen die Daten auf dem Mobiltelefon des Beschuldigten und auf dem Tabletcomputer ausgewertet werden, den die Polizei in seinem Zimmer gefunden hat. Außerdem sollen Zeugen befragt werden, um zu klären, ob dessen Aussage schlüssig ist.

Zunächst hatten sich die Ermittlungen schwierig gestaltet. In der ersten Woche habe man sich darauf konzentriert, Videoaufnahmen aus dem öffentlichen Bereich zu sichern und auszuwerten, sagte Dietsch. Ein Verdächtiger war festgesetzt und wieder freigelassen worden. Dann wurde der zweite Mord gemeldet. Es habe ihn und seine Kollegen "sehr getroffen", als sie die Nachricht bekamen, dass eine weitere Tat begangen wurde, sagte Dietsch am Montag.

Es sei schnell klar gewesen, dass die beiden Frauen von demselben Täter getötet worden waren. Beide waren an den Händen gefesselt, beide stranguliert worden - eines der Opfer mit Mullbinden, die andere vermutlich mit einem Kleidungsstück. In beiden Fällen wurde ein Brand gelegt, um die Spuren zu vernichten. "Nachdem wir eine Serie vermutet haben, haben wir die Einsatzkommission aufgestockt", sagte Polizeipräsident Johann Rast.

Dass vergangene Woche 60 Beamte in der Nürnberger Rotlicht-Szene unterwegs waren, sei deshalb auch als Präventionsmaßnahme gedacht gewesen. Hinweise hätten sich dadurch nicht ergeben.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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