Modellbau-Affäre:Haderthauer will sich wehren

Beginn Haderthauer-Prozess

Der Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer steht in München nun selbst vor Gericht.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

In München steht der Ehemann der früheren Staatskanzleichefin wegen Betrug und Steuerhinterziehung vor Gericht. Auch Christine Haderthauers Name fällt mehrere Male.

Von Dietrich Mittler

Der derzeit suspendierte Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer ist Blitzlichtgewitter gewöhnt - nicht zuletzt auch durch die Gala-Auftritte mit seiner Frau, der früheren Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer. Auch am Donnerstag versucht der 58-Jährige Haltung zu bewahren. Doch seine Augen verraten für Bruchteile einer Sekunde, wie sehr es ihn schmerzt, ja demütigt, dass sich im Saal B166 des Landgerichts München II alle Kameras auf ihn richten. Hubert Haderthauer tritt dieses Mal vor Gericht nicht als Sachverständiger auf, sondern als Angeklagter. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Betrug und Steuerhinterziehung vor.

Nur wenige neugierige Bürger hat dieser erste Verhandlungstag gegen den Ingolstädter Arzt in den Gerichtssaal gelockt, dafür sind zwei Reihen voll besetzt mit Medienvertretern. Und die erste Überraschung kommt bereits kurz nach Eröffnung der Verhandlung durch den Vorsitzenden Richter Rupert Heindl - spätestens seit dem Uli-Hoeneß-Prozess bekannt für seine Sorgfalt und Entschiedenheit, die ihm das Attribut "knallhart" einbrachte.

Heindl muss die Verhandlung, kaum dass sie begonnen hat, bereits wieder unterbrechen. Der Anwalt von Hubert Haderthauers Mitangeklagten Ernst R. erklärt, dass sein Mandant so schwer am Herzen erkrankt sei, dass jede Stressbelastung "lebensbedrohlich" sein könnte. Er bleibe daher der Verhandlung jetzt fern, halte sich aber in der Nähe auf, falls er doch erscheinen müsse. Das Gericht, so die Bitte des Anwalts, möge sein Verfahren abtrennen von jenem Hubert Haderthauers. Dem kommt Richter Heindl nach der Unterbrechung nach.

Damit wendet sich die Aufmerksamkeit des Gerichts auch schon wieder ab von dem Ingolstädter Rechtsanwalt R., der für Hubert Haderthauer und seine Frau Christine Anfang Dezember 2011 jene "Vereinbarung" unterzeichnet hatte, die mit den Anstoß zur sogenannten Modellbau-Affäre gab. Diese Vereinbarung wurde damals mit dem im Elsass lebenden Geschäftsmann Roger Ponton abgeschlossen. Ponton hatte gemeinsam mit den Haderthauers als Mitgesellschafter die Firma "Sapor Modelltechnik" aufgebaut. Diese vertreibt exklusive Oldtimermodelle - gefertigt von psychisch kranken Straftätern im Rahmen ihrer Arbeitstherapie. Einige Zeit nach der Vereinbarung erhielt Ponton von einem Freund Hinweise, die Firma werfe hohe Gewinne ab. Von den Haderthauers hatte Ponton aber für sein auf 2008 rückdatiertes Austreten aus der Firma nur 20 000 Euro bekommen. Er fühlte sich von dem Ehepaar also "arglistig getäuscht" und erstattete Strafanzeige.

Die Staatsanwaltschaft München II nahm Ermittlungen gegen Hubert Haderthauer und seine Frau Christine auf und erweiterte sie schließlich um den Vorwurf der Steuerhinterziehung. Bei Christine Haderthauer ließ die Staatsanwaltschaft den Betrugsvorwurf fallen. Sie hält es aber nach wie vor für erwiesen, dass sich die Abgeordnete eines Steuerdelikts schuldig gemacht hat und will nun beim Amtsgericht Ingolstadt einen Strafbefehl beantragen.

Bei der Verlesung der Anklageschrift gegen ihren Mann fällt Christine Haderthauers Name mehr als einmal. Immer wieder greift Staatsanwalt Achim von Engel Formulierungen auf wie: "Die anderweitig verfolgte Christine Haderthauer" oder auch "die Angeschuldigte Christine Haderthauer, Abgeordnete des Bayerischen Landtags". Alles Begriffe, die klarstellen, dass die CSU-Abgeordnete aus Sicht der Ermittler Recht gebrochen hat und nun folglich mit einer gerichtlich verhängten Strafe rechnen muss - wenn auch ohne öffentliches Verfahren. Nicht minder erwiesen ist in den Augen der Ermittler, dass Hubert Haderthauer nicht nur seinen Geschäftspartner betrogen, sondern auch Steuern hinterzogen hat. Insgesamt habe das Ehepaar Haderthauer durch die falsche Erklärung - allein das Jahr 2008 betreffend - 36 943 Euro zu wenig an Steuern bezahlt. Und auch dieser Vorwurf fällt: Hubert Haderthauer habe, bevor er 2008 die Firma Sapor Modelltechnik ohne Pontons Wissen weiterverkaufte, vier Modelle an der Firma vorbei für sich einbehalten und für insgesamt 57 787,47 Euro veräußert.

Hubert Haderthauer will sich am Donnerstag vor Gericht nicht äußern. Er lässt seinen Anwalt Norbert Scharf eine Erklärung verlesen. Darin heißt es: "Herr Dr. Haderthauer wird sich somit nun hier zur Anklage einlassen und einer Befragung stellen. Heute kann er dies allerdings noch nicht tun, dies auf Anraten von uns, seinen Verteidigern." Es sei dem Mandanten "zuletzt gesundheitlich sehr schlecht" gegangen. Dennoch habe er eine Verfahrenseinstellung gegen Geldstrafe abgelehnt. Er wolle aber auf gar keinen Fall den Betrugsvorwurf hinnehmen. "Dagegen hat er sich immer gewehrt, und er wird sich auch hier wehren", sagt Scharf.

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