Machtwechsel in Bayern:Strauß, Familie, Aquarell

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Noch Minister: Markus Söder (Mitte) im Gespraech mit den SZ-Redakteuren Sebastian Beck (links) und Olaf Przybilla. (Foto: Anja Hinterberger)

Wo auch sonst? Zum letzten Interview als Minister empfängt Markus Söder die SZ im Nürnberger Heimatministerium. Dort sitzt man dann inmitten fast schon klassischer Söder-Accessoires.

Von Sebastian Beck, Olaf Przybilla und Wolfgang Wittl

Das dürfte eine der Kernfragen sein, mit der sich Bayern-Historiker einmal herumschlagen werden müssen: Warum hat Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) seinem Antipoden und späteren Nachfolger Markus Söder diese Repräsentanz namens "Heimatministerium" in Nürnberg quasi spendiert? Man darf auf versierte Zeithistoriker hoffen, mit herkömmlichen Mitteln politischer Logik wird diese Frage nämlich schwer zu beantworten sein.

Also: Es war tatsächlich Seehofer, der sich das Heimatministerium ersonnen hat. Es war Seehofer, der am Ende dafür gesorgt hat, dass diese Nebenstelle des Finanzministeriums ausgerechnet in Nürnberg eine Heimat finden sollte. Und es war, summa summarum, also kein anderer als Horst Seehofer, der damit seinem Rivalen die größtmögliche Chance eingeräumt hat, in der zweitgrößten Stadt des Freistaats gleichsam in einem Nebenherrschaftssitz, einer Staatskanzlei in nuce, zu residieren.

Kommet und hört: Es wird einen Förderbescheid geben. Und es wird nicht bei diesem einen bleiben

Ganz große Überraschung: Söder hat das weidlich zu nutzen gewusst. Hat aus der Suche nach einem angemessenen Heimathaus ein lustiges Mitmachspiel für die ganze Stadt Nürnberg gemacht. (Übrigens: Die Kaiserburg kam nicht infrage, der hatte sich Söder schon anderweitig angenommen.) Hat, man glaubt es kaum, tatsächlich einen ebenso denkmalgeschützten wie lichtdurchfluteten Ort gleich neben der berühmten Lorenzkirche aufgetan. Hat sich und die Seinen dort eingemietet. Und hat sich dann regelmäßig die Ehre gegeben in seiner Homebase: Kommt alle - Landräte, Regierungspräsidenten, Sparkassen-Entscheider - und hört, was ich euch zu sagen habe: Es wird einen Förderbescheid geben. Und es wird nicht bei diesem einen bleiben. Ja, sie waren beliebt, die Söder-Empfänge im Heimatmuseum.

Stopp. Es heißt: Heimatministerium. Das war der einzige Ärger mit dem schönen Haus. Ein BR-Journalist hat vermutlich mal in einer Live-Reportage davon angefangen, damals kicherten noch alle. Aber das Wort war anschließend in der Welt, vielmehr im Kopf, und pflanzte sich dort fort wie ein Virus im Spätwinter. Als Seehofer jüngst in Berlin als designierter Innenminister für seine Nürnberger Großtat Werbung machen wollte, die er als Idee nun auch in die Bundeshauptstadt verpflanzen will, sprach er coram publico vom: Heimatmuseum.

Soll sein, soll sein. Geht man eben zum letzten großen SZ-Interview, das Söder als Finanzminister gibt, ins Nürnberger Heimatmuseum. Hübsch isses, keine Frage. Unten, in dem Saal mit den vielen Fenstern, tagen gerade irgendwelche Kommunalverantwortlichen. Waren die nicht letztes Mal schon da? Egal. Oben jedenfalls empfängt Söder mit den schon klassisch gewordenen Söder-Accessoires: Strauß-Bild, Familien-Foto, Nürnberg-Aquarell. Es kann losgehen, ein letztes Mal. Andererseits, wer weiß es denn? Womöglich kommt der künftige Ministerpräsident ja auf die Idee, dass so ein Heimatministerium als Seitenstrang des Finanzministeriums eigentlich doch viel zu schade ist - und es viel sinnvoller an die Staatskanzlei angedockt wäre.

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