Landtag:SPD-Chef Pronold: "Förster hat großen Mist gebaut"

Lesezeit: 2 min

  • Bayerns SPD-Chef Florian Pronold erwartet eine "schnelle und umfassende Aufklärung" von Linus Förster.
  • Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Augsburger SPD-Landtagsabgeordneten, weil er heimlich versucht haben soll, den Sex mit einer Prostituierten zu filmen.
  • Fraktionschef Markus Rinderspacher äußerte sich bislang nicht.

Von Lisa Schnell und Katja Auer, München

Bayerns SPD-Chef Florian Pronold fordert den Augsburger Landtagsabgeordneten Linus Förster auf, die Vorwürfe gegen ihn "schnell und umfassend" aufzuklären. Gegen den 51-Jährigen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen illegaler Bildaufnahmen und wegen Körperverletzung. "Linus Förster hat großen Mist gebaut", sagt Pronold. Es sei richtig, dass er erste Konsequenzen gezogen habe.

Förster lässt seine Ämter als schwäbischer SPD-Vorsitzender und als Vize im Europaausschuss des Landtags ruhen, ebenso seine Sprecherposten in der Fraktion. Das allerdings reicht Pronold nicht. "Die Partei erwartet aber eine schnelle und umfassende Aufklärung. Bis zum Ende des Ermittlungsverfahren kann das nicht warten", sagt er.

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Der schwäbische SPD-Chef und Landtagsabgeordnete Linus Förster ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Es geht um den Vorwurf der Körperverletzung und illegale Aufnahmen.

Förster soll nach Informationen der Augsburger Allgemeinen versucht haben, den Sex mit einer Prostituierten heimlich zu filmen. Als sie das bemerkte, sei es zu einem Gerangel gekommen und sie habe den Speicherchip an sich genommen. Diesen habe sie der Polizei übergeben, als sie Anzeige erstattete, zudem habe sie auf leichte Kratzer verwiesen, berichtet die Zeitung. Am Dienstag wurden Büros und die Wohnung des Abgeordneten untersucht.

Die Augsburger SPD-Spitze hatte am Mittwoch öffentlich von Förster gefordert, die Vorwürfe schnell aufzuklären. Diese Forderung wird nun auch aus der Landtagsfraktion laut. "Es ist eine Situation, die muss dringend aufgeklärt werden", sagt Landtagsvizepräsidentin Inge Aures. Sie empfinde das "als sehr unappetitlich". Wenn alles stimme, was sie den Medien entnehme, sei das nicht so leicht vom Tisch zu fegen. "Da gibt es auch keine Rücksicht."

Fraktionschef Markus Rinderspacher äußerte sich bislang nicht. Er sei bei einem Treffen der Fraktionsvorsitzenden in Saarbrücken und nicht erreichbar, sagt ein Sprecher am Donnerstag. Und: "Es ist jetzt die Aufgabe des Abgeordneten Förster, umfassend für Aufklärung zu sorgen." Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Simone Strohmayr, wie Förster aus Schwaben, erreichte die Nachricht von den Ermittlungen in New York. "Es war auf jeden Fall ein Schock", sagt sie. Es dürfe aber niemand vorverurteilt werden. "Die Unschuldsvermutung gilt bis ein Urteil gesprochen ist", sagt sie, auch wenn das noch dauern könnte.

Dass Förster sein Amt als Schwaben-Chef ruhen lässt, sei für die Partei ein Problem. Am 10. Dezember stellt die SPD ihre Bundestagsliste auf. Bis dahin müssen die Verhandlungen um aussichtsreiche Plätze unter den Bezirksvorsitzenden abgeschlossen sein. Mit Förster fällt nun ein erfahrener Mann aus.

Förster selbst meidet zurzeit offenbar die Öffentlichkeit. Am Freitag sollte er am bundesweiten Vorlesetag den Schülern einer 8. Klasse einer Mittelschule in Augsburg-Haunstetten vorlesen. Die Veranstaltung wurde abgesagt.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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