Fußball:Im Regensburger Stadion herrscht ein Klassenkampf

Continental Arena in Regensburg, 2017

Es hat keine 48 Stunden gedauert, da waren die 15 000 Karten für das historische Spiel weg.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Jahn Regensburg spielt gegen 1860 München um den Aufstieg. Doch wegen der vielen Dauerkartler, Sponsoren und VIPs müssen normale Fans draußen bleiben.

Kolumne von Andreas Glas

In Regensburg geht's gerade zu wie an der Discotür, die inzwischen Clubtür heißt, wo die Menschheit aber immer noch in Klassen zerlegt wird: in Stammgäste, sogenannte VIPs, und den traurigen Rest.

In Regensburg geht es also um die Frage, wer rein darf und wer draußen bleiben muss beim Relegations-Hinspiel des SSV Jahn Regensburg gegen die Münchner Löwen am kommenden Freitag. Für alle Münchner und weil sonst die Pointe nicht funktioniert: Der Jahn, das ist dieser Klub, dessen Mäzen den SPD-Oberbürgermeister so großzügig geschmiert haben soll.

Jedenfalls hat es keine 48 Stunden gedauert, da waren die 15 000 Karten für das historische Spiel weg - noch bevor der freie Verkauf losging, den der Klub versprochen hatte. Weil der Jahn jedem Dauerkartler, Sponsor und VIP ein Sonderrecht auf je vier Karten eingeräumt hatte, blieben für alle anderen keine mehr übrig.

Unfair, Skandal, Frechheit, schimpft der Fan-Rest im Netz. Auch deshalb, weil einige Dauerkartler, Sponsoren und VIPs ihr Vier-Karten-Sonderrecht nur in Anspruch nahmen, um ein paar ihrer Karten weiterzuverhökern. Natürlich mit Aufschlag, im Netz wurden Tickets, die eigentlich 30 Euro kosten, für 300 Euro angeboten.

Natürlich gibt es Argumente für eine Günstlingspolitik an der Stadiontür: Die Dauerkartler, Sponsoren und VIPs sind ja die Stammgäste, die immer kamen und/oder immer zahlten, selbst als der Jahn bei Saukälte gegen Illertissen spielte - und nicht im Frühling um den Aufstieg gegen die Münchner Löwen.

Man muss das wahrscheinlich honorieren statt reihenweise sogenannte Erfolgsfans durchzuwinken, die sich jetzt auch mal ins Stadion bequemen, weil es gerade gut läuft. Andererseits wird halt benachteiligt, wer einigermaßen regelmäßig ins Stadion geht, sich aber nicht leisten kann, Sponsor zu sein oder eine VIP-Dauerkarte zu kaufen.

Nicht zu vergessen die Regensburger Sozis, die es besonders hart trifft, weil sie ja mal so gut verspezlt waren mit dem Jahn. Auf Facebook hat der neue, ironische SPD-Chef Sebastian Koch seinem Ärger jetzt Luft gemacht: "Nicht mal als Mitglied der Regensburger SPD bekommt man noch Karten? Der Jahn ist echt undankbar..."

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