Drogen:Das macht Crystal Meth so gefährlich

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In diesem Jahr wird in Bayern mit 20 Drogentoten durch Crystal Meth gerechnet. Im Grenzgebiet zu Tschechien hat die Polizei 2016 vier Drogenküchen ausgehoben. (Foto: dpa)
  • Der Konsum von Crystal Meth bleibt auf konstant hohem Niveau.
  • Die Hälfte der beschlagnahmten Droge werden im Grenzgebiet zu Tschechien gefunden, wo in diesem Jahr bereits vier illegale Drogenküchen ausgehoben wurden.
  • Crystal-Konsumenten fallen im Alltag kaum auf, die Droge ist inzwischen fest in der Gesellschaft situiert.

Von Toni Wölfl, München

Crystal Meth hat einen festen Platz in Bayerns Drogenszene eingenommen. Das belegen die Aufgriffszahlen der Polizei, die am Mittwoch im Innenausschuss diskutiert wurden: In diesem Jahr wurden bislang 1843 Delikte festgestellt, 196 davon in Grenznähe zu Tschechien. Vergangenes Jahr waren es 2246 Aufgriffe. Insgesamt wurden bis September dieses Jahres 2,63 Kilogramm der synthetischen Droge beschlagnahmt. Damit bleibt Crystal seit dem Jahr 2010 auf konstant hohem Niveau. "Die Lage hat sich nicht entspannt", fasste die Grünen-Abgeordnete Katharina Schulze bei der Sitzung im Landtag zusammen.

Das zeigt sich auch an der steigenden Zahl von Drogentoten wegen Crystal-Missbrauchs. "Heuer gehen wir von 20 Toten aus", sagte CSU-Staatssekretär Gerhard Eck. Im Vorjahreszeitraum waren es 15. Crystal sei selten die alleinige Todesursache, Mediziner sprechen von Mischintoxikationen. Im September sei ein Schmuggler im Krankenhaus Bamberg gestorben, weil er die Droge in einem Kondom verpackt im Körper transportiert hatte und das Präservativ riss.

"Erfahrungsgemäß stammt ein großer Teil des Rauschgifts aus illegalen Laboren in Tschechien, was auch die besondere Belastung der Grenzregionen erklärt", so Eck. Die Polizei habe in diesem Jahr vier solcher Drogenküchen ausgehoben, sagte Polizeiinspekteur Thomas Hampel.

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Die Hälfte des beschlagnahmten Crystal sei im Grenzgebiet gefunden worden. Dort sind die Schleierfahnder unterwegs, neben der Prävention sind sie der wichtigste Faktor im Kampf gegen Crystal. Staatssekretär Eck lobte die Zusammenarbeit mit den Kollegen im Nachbarland. Zum 1. September trat der Deutsch-Tschechische Polizeivertrag in Kraft. "Er schließt eine Lücke, weil er Maßnahmen gegen Delikte zulässt, die nach tschechischem Recht nur als Ordnungswidrigkeit gelten," sagte Eck.

Damit den Beamten für den Kampf gegen Crystal Meth mehr Zeit bleibt, möchte der SPD-Abgeordnete Peter Paul Gantzer Cannabis erlauben. "Wir haben 40 000 Fälle zum Betäubungsmittelgesetz. Wir sollten Schwerpunkte setzen." Man solle vermeiden, dass Jugendliche auf Kräutermischungen, sogenannte Legal Highs, als Einstiegsdroge zurückgreifen, sagte Gantzer. "Lieber hasch-high als legal-high."

Eine andere Einschätzung gab Sibylle Mutert vom Gesundheitsministerium ab. Als Einstiegsdroge nannte sie Zigaretten. "Wer nicht raucht, konsumiert normalerweise kein Cannabis." Und sie skizzierte den typischen Verlauf einer Drogensucht: erst Zigaretten, gefolgt von Alkohol, dann Cannabis und schließlich sogenannte harte Drogen. Prävention sei vor allem in der Partyszene nötig. "Crystal-Süchtige sind schmerzunempfindlich und können aggressiv werden," erläuterte Mutert.

Im Alltag werde ein Crystal-Konsument aber lange nicht auffallen, meinte Julius Krieg von der Caritas-Suchtberatung in Passau. "Viele Abhängige haben einen Job oder sind Studenten, sie nehmen am gesellschaftlichen Leben teil. Das geht vom Akademiker bis zum Hartz-IV-Empfänger. Crystal ist fest in der Gesellschaft situiert." Es sei aber eine Irreführung, zu meinen, man könne Crystal kontrolliert nehmen. "Die Rückfallquote ist sehr hoch", weiß Krieg. Hinzu komme die leichte Verfügbarkeit. "Vom kleinen Dealer, per Postversand oder aus dem Internet: Wer Crystal will, kriegt's überall."

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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