CSU-Chef Horst Seehofer:Schluss mit Unterwerfung

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Horst Seehofer: Mehrmals hat er erkennen lassen, dass er kein weiteres Mal als CSU-Chef antreten wird. Anstatt ihm einen glänzenden Abschied zu bescheren, hat mancher lieber eine offene Rechnung beglichen (Foto: Jörg Koch/Getty)

Das magere Wahlergebnis für Horst Seehofer zeigt: In der CSU steht ein Generationswechsel an. Und: Es gibt eine Alternative zu Markus Söder.

Kommentar von Wolfgang Wittl

Horst Seehofer hat auf dem Parteitag eine hervorragende Rede gehalten. Er hat mit Wortwitz seinen Widersacher Markus Söder umgarnt, den er Tage zuvor brüsk in die Schranken gewiesen hatte. Er hat die Kanzlerin als "erstklassig, herausragend und international glänzend" gewürdigt, jene Frau also, die er am Abend vorher vor aller Augen gedemütigt hatte. Eineinhalb Stunden hat Seehofer die Seele der Partei gestreichelt. Trotzdem haben ihm die Delegierten sein schlechtestes Ergebnis als CSU-Chef verpasst.

Parteitage, die zwischen den Wahlen stattfinden, liefern ehrlichere Ergebnisse als andere: Die Mitglieder müssen dem Chef weder für einen vorangegangenen Wahlsieg danken noch müssen sie ihm Schwung für die nächsten Herausforderungen liefern. Solche Parteitage erfordern weniger Disziplin als sonst. Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb Seehofer im Vergleich zum letzten Mal acht Prozent einbüßte.

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Offene Rechnungen werden beglichen

Etliche Delegierte haben ihm verübelt, in welch rüder Manier er mit Söder und Merkel umgesprungen ist. Oder wie er gegen den mehrheitlichen Willen der Landtagsfraktion die Debatte über eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen stoppen will. Andere nutzten die wohl letzte Gelegenheit ihn abzustrafen. Seehofer hat mehrmals erkennen lassen, dass er kein weiteres Mal als CSU-Chef antreten wird. Anstatt ihm einen glänzenden Abschied zu bescheren, hat mancher lieber eine offene Rechnung beglichen.

Das Ergebnis zeigt auch: Seehofer war immer mehr Liebling des Volkes, nicht der Funktionäre. In einer Demokratie, in der um Themen und Personen gestritten werden sollte, sind 87,2 Prozent Zustimmung, wie Seehofer sie bekam, ein hervorragendes Ergebnis - in der CSU jedoch sind solche Werte bestenfalls durchschnittlich. Sie reichen dennoch, damit Seehofer der starke Mann der CSU bleibt. Vorerst. Denn noch hat die Partei kaum eine Alternative.

Gleichwohl geht von dem Parteitag ein deutliches Signal aus: Der freundliche Applaus für Markus Söder ließ erkennen, dass der Generationswechsel in der CSU bereits begonnen hat. Eine Festlegung auf Söder bedeutet das allerdings nicht.

Mit Manfred Weber haben die Delegierten einen weiteren Favoriten gefunden, sie haben den Niederbayern mit dem besten aller Ergebnisse ausgestattet. Söder mit Weber oder Söder gegen Weber - diese Fragen wird die CSU beantworten müssen. Nur eine Antwort hat sie schon gegeben: Sich ihrem derzeitigen Chef noch länger als zwei Jahre zu unterwerfen, dazu ist die Partei nicht mehr bereit.

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