Asylpolitik:Afghanischer Künstler hofft auf baldige Rückkehr nach Bayern

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Das Münchner Gärtnerplatztheater hat Ahmad Shakib Pouya ein Jobangebot gemacht - das soll die Wiedereinreise erleichtern. (Foto: N/A)
  • Der afghanische Künstler Ahmad Shakib Pouya sollte abgeschoben werden, obwohl seine Akte der Härtefallkommission vorlag.
  • Um eine Einreisesperre zu verhindern, reiste Pouya freiwillig zurück nach Afghanistan.
  • Nun kann er möglicherweise schon bald einen Antrag auf Wiedereinreise bei der deutschen Botschaft in Kabul stellen.

Von Sebastian Jannasch und Lisa Schnell, München

Nachdem der afghanische Künstler Ahmad Shakib Pouya vergangene Woche nach Afghanistan ausgereist ist, hat er nun Hoffnung, bald wieder nach Deutschland zurückkehren zu können. Am Montag wurde der Sänger in der deutschen Botschaft in Kabul empfangen. Den Termin in der Kulturabteilung habe der Leiter des örtlichen Goethe-Instituts vermittelt, berichtet Pouyas Unterstützer Albert Ginthör. "Schon in den nächsten Tagen soll es einen Sondertermin in der Visa-Abteilung geben, um den Antrag auf Wiedereinreise zu stellen", sagt Ginthör.

"Wir sind froh. Das ist ein sehr gutes Zeichen." Ginthör ist Geiger des Staatstheaters am Gärtnerplatz und Mitorganisator des Opernprojekts "Zaide", bei dem Pouya gemeinsam mit anderen Flüchtlingen auftrat. Der von den Taliban verfolgte und um sein Leben fürchtende Sänger Pouya sollte nach sechs Jahren Aufenthalt in Deutschland abgeschoben werden. Um dem zuvorzukommen und eine Einreisesperre zu verhindern, ist Pouya freiwillig ausgereist.

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Einen Antrag auf Einreise will er nun erneut stellen. Ginthör begleitet Pouya. Seit Samstag halten sich die beiden an einem gesicherten Ort in Kabul versteckt. "Es ist hier sehr gefährlich", sagt Ginthör am Telefon. Wegen der prekären Lage will Ginthör möglichst bald nach Deutschland zurückkommen. "Soweit ich konnte, habe ich geholfen", sagt er. Seine Anwesenheit könnte aber auch zusätzliche Aufmerksamkeit auf Pouya richten und ihn so gefährden.

Pouya hofft nun, dass ihm möglichst schnell ein Visum wegen seiner künstlerischen Tätigkeit gewährt wird. Das Gärtnerplatztheater mache ihm bereits ein Jobangebot. Damit will Intendant Josef E. Köpplinger Pouyas Wiedereinreise erleichtern. Zuletzt hatte Pouya auch als Dolmetscher in der Flüchtlingsberatung der IG-Metall gearbeitet. Dort könnte der 33-Jährige sofort wieder anfangen zu arbeiten.

Unterdessen kritisierte Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, den Umgang der Staatsregierung mit Pouya scharf. An dem Künstler sei "ein knallhartes Exempel statuiert" worden, sagte sie am Montag. Die Grünen kündigten weiter Unterstützung für Pouya an. Ein Mann, der sich so herausragend integriert habe und in Afghanistan bedroht werde, könne nicht einfach so außer Landes verfrachtet werden, sagte Bause und fügte an: "Wir werden dranbleiben."

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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