Unfälle mit Carsharing-Autos:Illegale Rennen mit dem Mietwagen

Mini des Carsharing-Anbieters Drivenow.

Ein Mini des Carsharing-Anbieters Drivenow in der Innenstadt.

(Foto: Drivenow)
  • Jüngst gab es mehrere Raserunfälle mit Carsharing-Autos. Die Gewerkschaft der Polizei stellt einen Trend fest.
  • Problematisch sei, dass Carsharing-Anbieter kaum etwas über ihre Neukunden wüssten.
  • Deshalb gibt es Überlegungen, Drivenow, Car2go und Co. den Zugriff auf die Flensburger Verkehrssünderdatei zu ermöglichen.

Von Anna Gentrup, Köln

Immer öfter liefern sich Carsharing-Nutzer mit den praktischen Mietwagen illegale Rennen. Anfang Juli starb in Köln ein unbeteiligter 26-Jähriger, weil zwei Männer mit einem Mini Cooper und einem BMW des Anbieters Drivenow um die Wette rasten. Wenige Wochen zuvor hatte sich in Frechen bei Köln ein betrunkener Fahrer mit einem Drivenow-Wagen in einer Tempo 30-Zone mehrfach überschlagen. Er beschädigte drei Fahrzeuge.

Eigentlich steckt hinter dem Carsharing eine gute Idee. Viele Autos stehen die meiste Zeit ungenutzt herum. Warum also nicht mit anderen den Wagen und die Kosten teilen? Aus dem Gedanken entstanden die professionellen Autoteiler. Besonders attraktiv für viele Großstadtbewohner sind Car2go und Drivenow, deren Wagen nicht an eine bestimmte Station zurückgebracht werden müssen, sondern einfach auf einem öffentlichen Parkplatz abgestellt werden können.

"Illegale Autorennen sind unser großes Problem"

Das Problem: Auch jüngere Fahrer und solche mit Rennfahrerallüren leihen sich die Autos, die Miete wird vollständig elektronisch per App abgewickelt. Drivenow, ein Gemeinschaftsprojekt von Sixt, BMW und Mini, hat diese Schwierigkeiten eher als Konkurrent Car2go, der nur Smart-Kleinwagen vermietet. Drivenow hat leistungsstärkere Wagen im Angebot. Auf 212 Stundenkilometer bringt es der 1er BMW, der Mini Clubman schafft 201 Stundenkilometer.

"Bei jungen Leuten ist es ganz beliebt, sich bei Carsharing-Anbietern hochmotorige Fahrzeuge zu mieten", sagt Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. "Illegale Autorennen sind derzeit unser großes Problem", so Wendt weiter. Wie so oft bringt die Gewerkschaft auf den Punkt, was die Behörden offiziell noch nicht sagen.

Der Vermieter weiß genau, wer das Auto fährt. Aber das hält nicht jeden von der Raserei ab - ebenso wenig wie die hohe Selbstbeteiligung von bis zu 1 500 Euro, die bei Kaskoschäden fällig wird.

Carsharing-Anbieter wissen kaum etwas über Neukunden

Drivenow spricht nur von Einzelfällen. "Dass vermehrt illegale Autorennen mit Mietautos gefahren werden, ist nicht der Fall", sagt eine Sprecherin. Bei Problemen gibt es klare Regeln: "Bei schweren Vergehen schließen wir Nutzer aus."

Problematisch findet Polizeigewerkschafter Wendt, dass Carsharing-Anbieter über ihre Neukunden nur wenig wissen. "Wenn uns bekannt ist, dass jemand im Straßenverkehr fleißig Punkte sammelt, sollten wir die Carsharing-Anbieter darüber nicht im Unklaren lassen", sagt er. Wendt schlägt vor, dass Autovermieter auf Informationen des Kraftfahrtbundesamts in Flensburg zugreifen können. Bislang ist das den Ermittlungsbehörden und den Verkehrssündern selbst vorbehalten. Der Punktestand soll jedoch aus Datenschutzgründen geheim bleiben. Wendt stellt sich ein Ampelsystem vor, das anzeigt, ob ein Fahrer viele Verkehrssünden begangen hat oder nicht.

Erste Gespräche werden bereits geführt

Drivenow bestätigt, dass es bereits Gespräche mit der Polizei gibt. Im Ausland dürfe die Firma auf Fahrerdaten zugreifen. "In England haben wir eine andere Gesetzgebung, die es uns erlaubt, neben den Führerscheindaten auch den Punktestand abzufragen", sagt die Sprecherin.

Auch Car2go begrüßt den Vorschlag. "Grundsätzlich finden wir die Idee interessant, es kommt aber auf die Ausarbeitung der Details an", heißt es. Probleme mit Rasern habe Car2go mit seinen Smarts nicht.

Schlechtere Karten als bei Mietwagenanbietern haben Raser beim Carsharing mit Privatfahrzeugen. Opel startete kürzlich mit Car-Unity ein solches Projekt. Die R+V versichert mehrere private Carsharing-Dienste. Dass Fahrer mit den Privatwagen besonders rasant fahren, komme kaum vor. "Wir haben dort keine erhöhte Schadenhäufigkeit festgestellt, was nicht heißen soll, dass so etwas nicht mal passieren kann", sagt R+V-Experte Vittorio Ghezzi. Ein Grund ist die soziale Kontrolle in dem System: Fahrern mit vielen negativen Bewertungen von Vermietern wird kaum noch jemand einen Wagen leihen.

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