Zoologie:Nachts saugt der Vampir gern Menschenblut

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Der Kammzahnvampir pirscht sich vorsichtig an seine Opfer an. (Foto: Alamy/mauritius images)

Die Fledermausart der Kammzahnvampire hat ihren Ernährungsplan umgestellt. Statt Vögel zu jagen, pirschen sich die Tiere neuerdings in Häuser.

Von Hanno Charisius

Die Nächte in der Caatinga-Region im Nordosten Brasiliens sind etwas unheimlich geworden. Dort hat eine Fledermausart ihren Ernährungsplan umgestellt. Statt sich ausschließlich am Blut von Vögeln zu laben, geht der Kammzahnvampir Diphylla ecaudata seit einiger Zeit auch auf Menschen los.

Beobachtet wurden die Vampirfledermäuse zwar noch nicht bei ihrem Blutmahl, doch der Zoologe Enrico Bernard von der Universidade Federal de Pernambuco in Recife hat zusammen mit zwei Kollegen eindeutige Spuren gefunden: Sie wiesen verdautes Menschenblut im Kot der Tiere nach.

"Menschen werden oft in die Stirn, die Nase, Ohren, Finger oder Füße gebissen"

Es gibt drei Vampirfledermausarten, die vom Blut anderer Lebewesen leben. Bislang gönnte sich nur der Gemeine Vampir Desmodus rotundus ab und an menschliches Blut. Die Tiere landen nachts in der Nähe ihrer schlafenden Beute und legen den Rest des Weges auf allen vieren zurück. Sie sind klein, wiegen bloß 20 bis 40 Gramm und pirschen sich sehr behutsam an ihre Opfer heran. Mit ihren scharfen Zähnen hobeln sie ein kleines Hautstück herunter und beginnen zu lecken. Das Opfer bekommt davon nichts mit. "Menschen werden oft in die Stirn, die Nase, Ohren, Finger oder Füße gebissen", sagt Bernard.

Er und seine Kollegen untersuchten Exkremente von 70 Kammzahnvampiren. In drei Proben fanden sie Spuren von menschlichem Blut, so berichten die Wissenschaftler im Fachblatt Acta Chiropterologica. Bernard vermutet, dass die Fledermäuse durch Löcher in Dächern oder durch offene Fenster in Häuser schlüpfen oder Hängemattenschläfer im Freien angehen.

Eigentlich fressen Kammzahnvampire das Blut von Vögeln. In früheren Fütterungsversuchen hatten sie das Blut von Ziegen oder Schweinen immer verschmäht, und selbst wenn es die einzige Nahrungsquelle war, lieber gehungert, als von ihrer Vorliebe für Vogelblut abzurücken.

Für Menschen ist die Verhaltensänderung der fliegenden Säugetiere gefährlich

Als Ursache für die veränderten Nahrungspräferenzen nennen die Wissenschaftler das Eindringen des Menschen in den Lebensraum der Kammzahnvampire. Bernard glaubt, dass sich die Fledermäuse schlicht an die veränderten Gegebenheiten angepasst haben. Als weiteres Indiz dafür wertet er das Hühnerblut, dass er in den meisten Kotproben gefunden hat. Das Geflügel ist erst mit den Menschen in die Region gekommen.

Für Menschen ist die Verhaltensänderung der fliegenden Säugetiere nicht nur gruselig, sondern auch gefährlich. Vampirfledermäuse können Tollwut übertragen oder auch andere Viren. Ein Vampirbiss sei zwar kein Grund zur Panik, sagt Bernard, aber durchaus ein Grund ins Krankenhaus zu gehen. Zusammen mit seinen Kollegen will der Forscher jetzt die Bevölkerung in der Region untersuchen, um herauszufinden, wie oft die Menschen dort gebissen werden.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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