Zoologie:Der Gierschlund der Fische

(Foto: N/A)

Fische können ihr Maul ausstülpen, um fliehende Beute zu schnappen. Diese Fähigkeit beeinflusste auch die Evolution anderer Meerestiere.

Von Tina Baier

Viele Fische haben eine besondere Fähigkeit: Sie können ihre Kiefer in Sekundenbruchteilen nach vorne stülpen. Der Trick ermöglicht es den Tieren, Beute, die eigentlich schon außerhalb ihrer Reichweite ist, doch noch zu schnappen. Australische Zoologen haben jetzt untersucht, wie diese Fähigkeit im Lauf der Evolution entstanden ist. Demnach ist der ausfahrbare Kiefer eine relativ junge Errungenschaft ( Current Biology, online). "Wir haben geglaubt, dass Fische das schon immer konnten", sagt David Bellwood von der James Cook University, einer der Autoren der Studie. "Dabei ist sie erst in den letzten 100 Millionen Jahren ihrer etwa 400 Millionen Jahre langen Entwicklungsgeschichte entstanden."

Die Wissenschaftler analysierten Kiefer von 60 lebenden Fischarten, darunter auch dem Napoleon-Lippfisch (Foto: João Paulo Krajewski). Dabei fanden sie heraus, dass sich anhand der Maße eines einzigen Kieferknochens erkennen lässt, ob ein Fisch sein Maul vorstülpen kann oder nicht. Anschließend rekonstruierten sie die Vorstülp-Fähigkeiten längst ausgestorbener Arten. Der ausfahrbare Kiefer erhöhte den Jagderfolg der Fische, schreiben die Zoologen. Das wiederum habe dazu geführt, dass ihre Beute - zum Beispiel Krebstiere - im Lauf der Evolution immer kleiner wurde.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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