München:Blasmusik und Freibier: Protest gegen Patent auf Bier

Lesezeit: 1 min

München (dpa/lby) - Mit Blasmusik und Freibier haben rund 100 Aktivisten am Mittwoch am Europäischen Patentamt (EPA) in München die Übergabe ihres Einspruchs gegen ein Patent auf Braugerste zur Party gemacht. Die Patentgegner fuhren vor dem EPA mit einem originalen Wiesn-Brauereigespann vor. Zwei große Brauereien beanspruchen nach Angaben des Bündnisses "Keine Patente auf Saatgut" eine bestimmte Braugerste, den Brauvorgang mit dieser Gerste und das fertige Bier als ihre Erfindung. Die Gerste war konventionell unter Nutzung zufälliger Mutationen gezüchtet worden.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

München (dpa/lby) - Mit Blasmusik und Freibier haben rund 100 Aktivisten am Mittwoch am Europäischen Patentamt (EPA) in München die Übergabe ihres Einspruchs gegen ein Patent auf Braugerste zur Party gemacht. Die Patentgegner fuhren vor dem EPA mit einem originalen Wiesn-Brauereigespann vor. Zwei große Brauereien beanspruchen nach Angaben des Bündnisses „Keine Patente auf Saatgut“ eine bestimmte Braugerste, den Brauvorgang mit dieser Gerste und das fertige Bier als ihre Erfindung. Die Gerste war konventionell unter Nutzung zufälliger Mutationen gezüchtet worden.

Die Brauereikonzerne hatten schon zuvor zwei Patente auf andere Gerstenpflanzen erhalten. Aufgrund zufälliger Mutationen fehlen ihnen Stoffe, die den Geschmack von Bier beeinträchtigen können. Das dritte Patent, das 2016 erteilt worden war, bezieht sich auf eine Kreuzung der beiden Gerstensorten. Die neue Pflanze weist eine Kombination der erwünschten Eigenschaften auf. „Dieses Patent ist ganz offensichtlich absurd: Zufallsmutationen sind doch keine Erfindung“, sagt Lara Dovifat von der Organisation Campact, die dem Bündnis aus gut 30 Gruppen angehört. „Niemand darf sich unsere Ernährungspflanzen über Patente aneignen, egal ob es um Braugerste, Reis oder Weizen geht.“

Seit mehr als zehn Jahren protestieren Patentgegner gegen Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen. Ende Juni wollen die EPA-Vertragsstaaten bei einer Sitzung des Verwaltungsrats in Den Haag über ein Verbot von Patenten auf durch Kreuzung gezüchtete Pflanzen und Tiere beraten. Die Aktivisten kritisieren aber jetzt schon, der zur Entscheidung stehende Entwurf erlaube weitreichende Ausnahmen, etwa bei zufälligen Mutationen wie bei der Braugerste. Der geplante Beschluss stehe im Widerspruch zu einer Stellungnahme der EU-Kommission von 2016. Demnach dürften nur gentechnische Verfahren patentiert werden, mit denen gezielt ins Erbgut eingegriffen wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: