Gesundheit - Düsseldorf:Corona-Krise und kein Ende, aber Abi in NRW soll stattfinden

Corona
Schülerinnen und Schüler schreiben eine Deutsch-Abiturprüfung. Foto: Roland Weihrauch/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Schulen wegen Corona noch geschlossen, die Kinder lernen zu Hause - aber Nordrhein-Westfalen will die Abiturprüfungen nach Möglichkeit stattfinden lassen. Diese Botschaft hat Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) an die 90 000 angehenden Abiturienten im Land gesendet. Ob die Prüfungen wie bislang geplant direkt nach den Osterferien beginnen oder verschoben werden, will das Ministerium bis Freitag entscheiden. Unterdessen schlägt die Krise voll auf die Geschäfte der Unternehmen durch. Rund drei Viertel der NRW-Firmen werden nach Schätzungen von der Corona-Krise stark oder sehr stark getroffen. Und die Ordnungsämter haben einiges zu tun, um die Verbote im Zuge der Corona-Krise durchzusetzen.

"Die momentane Ausnahmesituation ist für alle Schülerinnen und Schüler eine große Herausforderung, die zugleich mit vielen Belastungen und Ungewissheiten verbunden ist", sagte Schulministerin Gebauer am Mittwoch mit Blick auf die Abschlussprüfungen der Schüler. Das Ziel sei aber weiterhin, auf der Grundlage von Prüfungen zu einem Abitur zu kommen - also nicht auf die Abiturprüfungen zu verzichten und die Abschlussnote anders zu ermitteln. Diese Position teilten am Mittwoch alle 16 Bundesländer. Die Landesschülervertretung ist mehrheitlich für eine Verschiebung der Abiturklausuren.

Wie sehr die NRW-Wirtschaft unter den Folgen der Corona-Pandemie leidet, machte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) deutlich: "Wir steuern auf den stärksten Rückgang der Wirtschaftsleistung seit dem Zweiten Weltkrieg zu", sagte er. Betroffen seien die ganz großen Konzerne ebenso wie Kleinstunternehmen, Solo-Selbstständige und Unternehmensgründer. Die staatlichen Soforthilfen für kleine Unternehmen und Selbstständige sollen ab Freitagmittag digital beantragt werden können.

Große Sorgen gibt es auch in der Landwirtschaft: Es fehlen dringend benötigte Erntehelfer. "Die Situation ist im Moment sehr angespannt", sagte Peter Muß vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer in Bonn. Nun werde sogar überlegt, selbst Flugzeuge zu chartern, um Helfer nach NRW zu holen. Allerdings seien Erntehelfer, die aus Rumänien nach Deutschland kommen wollten, gar nicht in die Flugzeuge gelassen worden.

Die Ordnungsämter im Land kämpfen unterdessen noch mit viel Unvernunft bei einigen Menschen: Nachdem das Land die Infektionsschutzmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie in dieser Woche verschärft und Kontaktverbote erlassen hat, sind Ordnungsämter und Polizei hundertfach gegen Menschenansammlungen vorgegangen. So stoppte die Polizei in Duisburg eine Feier in einer Bar, in der sich hinter heruntergelassenen Rollläden 17 Menschen aufhielten. In Essen löste die Polizei ein Trinkgelage im Stadtgarten auf. Viele Beamte haben aber auch den Eindruck, dass die meisten Menschen den Ernst der Situation verstehen.

Mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) warnte aber auch ein erster prominenter Politiker deutlich vor den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Einschränkungen: "Ich befürchte, lange wird unser Land einen nahezu vollständigen Shutdown nicht überstehen", schrieb er in einem Gastbeitrag für die "Rheinische Post" (Mittwoch). Die "vollmundig angekündigten großzügigen staatlichen Rettungsschirme" würden mangels staatlicher Einnahmen auf Dauer wohl nicht durchzuhalten sein. Hinzu komme wegen der Kontaktverbote bereits eine "signifikante Zunahme" von Maßnahmen wegen häuslicher Gewalt.

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen in Nordrhein-Westfalen stieg am Mittwoch auf 9686. Nach Angaben des Landes-Gesundheitsministerium sind im Vergleich zum Vortag (jeweils Stand 16:00 Uhr) 599 Fälle dazu gekommen. Die Zahl der Todesfälle stieg um 12 auf 66.

Bis die Pandemie ihren Höhepunkt erreicht, erwartet das Aachener Universitätsklinikum noch einen massiven Anstieg schwerkranker Infizierter. Kleinere Krankenhäuser in NRW sollen bei der komplexen Versorgung von Corona-Patienten Unterstützung durch die Universitätskliniken Aachen und Münster bekommen. Die landesweit rund 200 Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung können Experten der Unikliniken in Videokonferenzen um Rat fragen, wie NRW-Gesundheitsministerium und das Uniklinikum Aachen mitteilten.

Auch die Gefängnisse im Land müssen Vorkehrungen treffen. Wegen der Corona-Krise will die NRW-Landesregierung Häftlinge vorzeitig freilassen. Er brauche für den Fall eines Corona-Ausbruchs im Strafvollzug rund 1000 freie Zellen, um Quarantänezonen schaffen zu können, sagte Justizminister Peter Biesenbach (CDU). Deswegen soll die Haft für minder schwere Fälle mit Strafen bis eineinhalb Jahren Haft unterbrochen werden, wenn sie ohnehin bis Ende Juli verbüßt wäre. Dies gelte nicht für Sexualstraftäter und schwere Gewalttäter sowie Abschiebe-Kandidaten.

NRW-Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) warnte vor Betrügern und Geschäftemachern in der Corona-Krise. Die Polizei berichte von Betrügern am Telefon oder an der Haustür, die unter dem Vorwand von Corona-Vorsichtsmaßnahmen ihre Hilfe anböten oder sich als Verwandte ausgäben. Und die Ministerin forderte die Verbraucher auf, Hamsterkäufe zu unterlassen. Es gebe keine Versorgungskrise.

In Aachen wurde die Karlspreisverleihung an den rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis (21. Mai) verschoben. Auch das größte Reitturnier der Welt, der CHIO in Aachen wird wegen der Coronavirus-Pandemie verlegt, soll aber noch in diesem Jahr ausgetragen werden. Als weitere große Kulturveranstaltung sind wegen der Corona-Pandemie die Ruhrfestspiele in Recklinghausen im Frühsommer abgesagt worden. Momentan wird nach Angaben der Festivalleitung geprüft, ob Teile des Programms auf den Herbst verschoben werden können.

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