Auf zwei anderen Feldern hat es die Befürchtungen längst übertroffen:
[] Im vergangenen September schmolz die Fläche des Meereises am Nordpol unerwartet so stark zusammen wie niemals zuvor. Der alte Rekord von 2007 wurde gleich um 19 Prozent übertroffen, was in diesem Fall etwa der Fläche Deutschlands und Frankreichs zusammen entsprach. Die minimale Fläche, zu der das arktische Packeis jeweils Mitte September zusammenschmilzt, ist damit mittlerweile noch viel kleiner, als es der IPCC erwartet hatte.
[] Beim Meeresspiegel gilt das Umgekehrte. Er steigt schneller als angenommen. Forscher wie Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erwarten inzwischen eine Erhöhung der Ozeane um ungefähr 1,2 Meter zum Ende dieses Jahrhunderts.
Bei den Wetterextremen hingegen ist eine derart simple Feststellung nicht möglich. Immerhin drücken sich Klimaforscher nun nicht mehr vor der oft gestellten Frage, ob für manche Stürme, Überflutungen oder Hitzewellen der Klimawandel verantwortlich sei. Sie sagen inzwischen in manchen Fällen zumindest, die Erwärmung habe die Wetterkapriolen wahrscheinlicher gemacht.
So bemühte James Hansen von der Nasa im Sommer 2012 die Analogie eines Würfels. Wo er vor 30 Jahren noch je zwei blaue, weiße und rote Seiten hatte, die für kühle, durchschnittliche und heiße Sommer standen, sei der Würfel mittlerweile "gezinkt": Er habe viermal rot und nur noch je einmal blau und weiß.
Weltbank warnt vor einer vier Grad wärmeren Welt
Angesichts dieser Entwicklung erscheint es Klimaforschern dringender denn je, auf der Zwei-Grad-Grenze zu beharren. Aber viele Wissenschaftler erklären, dass es mittlerweile sehr schwer geworden sei, sie zu halten. So warnte vor Kurzem die Weltbank gestützt auf deutsche Forscher vor einer um vier Grad wärmeren Welt. Die Temperaturen dürften sich um mindestens drei Grad erhöhen, es könnte auch eines mehr werden, selbst wenn die Staaten bisher gegebene, freiwillige Zusagen treu befolgen.
Um das zu verhindern, sei mehr Ehrgeiz im Klimaschutz nötig. Auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen erklärte, für das Einhalten der Zwei-Grad-Grenze müssten und könnten in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Stromversorgung viele Treibhausgas-Emissionen eingespart werden.
Für die Berechnung gibt es auch schon konkrete Vorschläge: Statt umständlich zu bestimmen, welches Land seine Emissionen um welchen Prozentsatz verringern muss, soll Forschern zufolge ein Budget vereinbart werden: 750 Milliarden Tonnen CO2 dürften noch ausgestoßen werden, wenn es mit den zwei Grad klappen soll. Zurzeit entweichen aus Schornsteinen und Auspuffen ungefähr 36 Milliarden Tonnen pro Jahr; die Tendenz ist immer noch steigend. Wenn das so weitergeht, wäre das Budget ungefähr im Jahr 2032 ausgeschöpft.