Das grundlegende Problem des "Sehens und Ausweichens" lösen aber auch Transponder nicht. "Solche Systeme sehen nur kooperative Ziele, das heißt Flugzeuge, die auch erkannt werden wollen", sagt Dirk Kügler. Ist ein Sender kaputt oder bewusst ausgeschaltet, bekommen Drohnen ein Problem.
Kritisch wird es auch, wenn die Funkverbindung zwischen Flugzeug und Bodenstation abreißt. "In so einem Fall ist es extrem wichtig, dass das Verhalten des UAVs vorhersehbar ist", sagt Bernd Korn. Meist behalten die Drohnen einfach Kurs und Höhe bei, sodass Fluglotsen den Weg freimachen können.
Beim Eurohawk dagegen wird noch vor dem Start für jeden Punkt der Flugstrecke ein Verhalten im Notfall festgelegt: Die Drohne kann weiterfliegen, zur Basis zurückkehren oder automatisch auf einem nahegelegenen Flughafen notlanden - dabei sollten die Fluglotsen im Vorhinein wissen, was der führerlose Falke als Nächstes vorhat.
Allerdings gehen mit einer defekten Funkverbindung auch Informationen über den Zustand der Drohne verloren. Verschlimmern sich die Probleme an Bord, bekommt der Operator zunächst nichts davon mit. Wenn ein Eurohawk in 20 Kilometern Höhe außer Kontrolle geraten sollte, bliebe der Flugsicherung nichts anderes übrig, als den kompletten Luftraum darunter zu räumen.
Nicht einmal der Selbstzerstörungsmechanismus, über den Drohnen wie der Eurohawk angeblich verfügen, wäre dann eine große Hilfe. Er soll nur über unbewohntem Gebiet aktiviert werden, und ob der Drohne diese Entscheidung selbst überlassen werden darf, ist höchst umstritten.
Deutlich vielversprechender erscheint da eine Entwicklung, die Forscher in den vergangenen Jahren vorangebracht haben: die fehlertolerante, selbstlernende Steuerung von Flugzeugen. David Vos präsentierte auf der Berliner Luftfahrtmesse ILA das Video eines unbemannten Flugzeugs, das Rockwell Collins zusammen mit dem Pentagon gebaut hat: Obwohl im Flug eine Tragfläche abgesprengt wird, stabilisiert sich die Maschine und landet ohne Probleme.
Vos ist sicher: "Unbemannte Fluggeräte werden die Luftfahrt grundlegend verändern." Schon heute stellt die US-Luftwaffe genauso viele UAV-Operatoren ein wie neue Jetpiloten. Die nächste Generation von Kampfflugzeugen könnte sogar komplett ohne Piloten auskommen. Spätestens dann wäre es nicht mehr praktikabel, UAVs nur mit Begleitflugzeug oder in abgesperrten Lufträumen fliegen zu lassen.
Die Bundesregierung warnt dennoch vor übereilten Schritten: "Erst wenn sichergestellt ist, dass kein Sicherheitsrisiko für den Luftverkehr und für die Bevölkerung besteht, können wir Drohnen gleichberechtigt zum Luftverkehr zulassen", sagt Peter Ramsauer.
Dann allerdings könnten sogar im zivilen Bereich Menschen nach und nach aus dem Cockpit verschwinden. Abgesehen vom Start sind Passagierflugzeuge bereits heute weitgehend automatisch unterwegs; bei schlechter Sicht übernimmt der Autopilot sogar die Landung. "Rein technisch sind wir von einem führerlosen Flugzeug gar nicht mehr so weit entfernt", sagt Dirk Kügler.
Sicherheit, Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit stehen allerdings auf einem ganz anderen Blatt: Um eine Maschine mit 300 Passagieren autonom fliegen zu lassen, müsste weit mehr Aufwand betrieben werden als für Drohnen. "Auf absehbare Zeit", sagt Dirk Kügler, "dürfte ein Flugzeug mit ein oder zwei Piloten die weitaus wirtschaftlichere Lösung bleiben."