Tiere:Vögel nutzen Vogelabwehrdraht zur Vogelabwehr

Lesezeit: 2 Min.

Elstern-Nest aus Vogelabwehr-Spießen (Foto: Auke-Florian Hiemstra)

Elstern und Krähen bauen aus spitzen, scharfkantigen Spießen ihre Nester. Biologen sind erstaunt und sprechen von einer "uneinnehmbaren Festung".

Von Tina Baier

Der Mensch macht vielen Tieren das Leben schwer, doch es gibt auch Arten, die sich nicht unterkriegen lassen, die es sogar schaffen, die Allgegenwart des Menschen für ihre Zwecke zu nutzen. Elstern und Krähen, die für ihre hohe Intelligenz bekannt sind, scheinen sich dabei auch noch lustig zu machen über diese seltsamen Zweibeiner, die nicht fliegen können, aber ihre Behausungen hoch in den Himmel bauen.

Diesen Eindruck hatte jedenfalls der niederländische Biologe Auke-Florian Hiemstra vom Naturalis Biodiversity Center in Leiden, als er im Hof eines Krankenhauses in Antwerpen zum ersten Mal ein Elsternnest sah, das aus Vogelabwehrspießen gebaut war. Die spitzen, scharfen Metallkonstruktionen sollen eigentlich gerade verhindern, dass Vögel Nester bauen, und werden deshalb auf Fensterbrettern und Dächern angebracht. "Selbst für mich als Nestforscher sind das die verrücktesten Vogelnester, die ich je gesehen habe", schreibt Hiemstra auf Twitter.

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"Sie scheinen die Spieße genauso zu nutzen wie wir."

Die genauere Untersuchung des Drahtnestes ergab, dass die tierischen Architekten etwa 1500 Metallspitzen verbaut hatten. Das Männchen, das bei Elstern für die Beschaffung des Baumaterials zuständig ist, hatte dafür etwa 50 Meter Vogelabwehrnadeln aus einem Dachvorsprung der Klinik gezogen.

In einer Veröffentlichung in Deinsea , dem Online-Journal des Natural History Museum in Rotterdam, beschreiben Hiemstra und sein Team noch weitere ähnliche Funde: Im niederländischen Rotterdam hatten Krähen ebenfalls Vogelabwehrspieße verwendet, um ihr Nest zu bauen. "Während wir an unserer Veröffentlichung arbeiteten, wurde ein weiteres Elsternnest aus Antivogeldraht im Schottischen Glasgow entdeckt", schreiben die Forschenden. "Und während des Review-Prozesses wurde uns von einem weiteren solchen Nest im niederländischen Enschede berichtet."

Nestforscher Auke-Florian Hiemstra mit einem seiner Forschungsobjekte. (Foto: Alexander Schippers / Naturalis)

Die Krähen schienen Gefallen an den Antivogelspießen gefunden zu haben, weil sie geeignet waren, das Nest robust und stabil zu machen. Die Elstern gingen noch einen Schritt weiter. "Sie scheinen die Spieße genauso zu nutzen wie wir", sagt Hiemstra laut einer Pressemitteilung des Naturalis Biodiversity Center. "Um andere Vögel von ihrem Nest fernzuhalten." Durch die spitzen, scharfkantigen Spieße würden ihre Nester zu einer "uneinnehmbaren Festung".

Eigentlich bauen Elstern ihre Nester am liebsten im Inneren von dornigen Büschen. Dort sind die Eier und die Jungvögel gut vor Nesträubern geschützt - zu denen auch Krähen gehören. Wenn die schlauen Vögel ihr Nest an einem weniger gut geschützten Ort bauen, etwa in einem Baum, verändern sie die Architektur: Die Nester haben dann eine gewölbte Form mit einer Art Dach, das den Nachwuchs vor Feinden von oben schützen soll. Der Eingang ist schmal. Um das Nest noch sicherer zu machen, sammeln Elstern dornige Zweige, etwa von Weißdornsträuchern oder Schlehen. "Dafür fliegen sie bis zu fünf Kilometer weit", schreiben die Biologinnen und Biologen.

Wenn es keine Dornenbüsche gibt, scheinen die Elstern die spitzen Antivogelspieße für eine geeignete Alternative zu halten. Hiemstra und sein Team sehen darin, "eine ultimative Anpassung an das Leben in der Stadt".

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