Potsdam:Kein Regen und viel Sonnenschein: Brandenburg trocknet aus

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Ausgetrocknet und aufgerissen ist der Ackerboden an einem Feldrand im Landkreis Märkisch-Oderland. (Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB)

Kaum Regen, viel Sonne, Klimawandel: Die Böden in Brandenburg trocknen immer mehr aus - mit Folgen für Bäume, Landwirtschaft und Lieferketten. Die Entwicklung...

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Potsdam (dpa/bb) - Kaum Regen, viel Sonne, Klimawandel: Die Böden in Brandenburg trocknen immer mehr aus - mit Folgen für Bäume, Landwirtschaft und Lieferketten. Die Entwicklung ist nicht neu, wie der Hydrologe Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PiK) erklärte. Bereits seit Jahrzehnten gehe der Grundwasserpegel im Land tendenziell zurück. Vor allem in Gebieten, die nicht so nah an Flüssen liegen, mache sich das bemerkbar.

Die Trockenheit ist spürbar, nicht nur für Kleingärtner und Landwirtschaft. 2019 brannte es in Brandenburgs Wäldern mehr als 400 Mal, 1350 Hektar Wald wurden dabei vernichtet. 2018 gab es laut Umweltministerium sogar gut 500 Waldbrände auf 1674 Hektar. Die Bäume leiden an sogenanntem Trockenstress, haben weniger Blätter und werfen teilweise Äste ab. Durch die milden Winter gibt es zudem mehr Schädlinge. Nach den beiden Dürresommern 2018 und 2019 gab es laut Hattermann im vergangenen Winter zwar erstmal ausreichend Niederschlag. Seit fast sechs Wochen hat es aber nicht mehr geregnet - die Waldbrandgefahr ist in fast allen Regionen Brandenburgs zwischenzeitlich auf die höchste Stufe fünf gestiegen.

Falls es so weiter geht, könnten auch andere Wirtschaftszweige betroffen sei. Dann können beispielsweise Schiffe wie im letzten Jahr teilweise nicht mehr oder nur mit weniger Ladung fahren, weil der Wasserstand in vielen Flüssen zu niedrig ist, wie Hattermann erläuterte. Dadurch werden Lieferketten unterbrochen. Wenn es im Mai und Juni mehr regnen sollte, könnten sich Boden und Gewässer zwar recht schnell auffüllen, sagt der Hydrologe. Um den Grundwasserpegel langfristig anzuheben, brauche es aber eine „feuchte Dekade“ - und der Klimawandel müsse aufgehalten werden.

Es gebe Strategien, das Grundwasser anzureichern. Beispielsweise würden Bauverordnungen so geändert, dass Regenwasser vom Dach in den Boden fließen muss, nicht in die Kanalisation. Das Umweltministerium plant außerdem, ein Niedrigwasserkonzept für Brandenburg zu erarbeiten. Das ist laut Hattermann sinnvoll, um auf künftige Wasserengpässe vorbereitet zu sein. Man müsse mit längeren extremen Trocken- und extremen Niederschlagsphasen rechnen - und beispielsweise Wege suchen, um Wasser aus regenreichen Zeiten für trockenere Perioden zu speichern.

„Von der Menge her gab es in den letzten Jahren in Ostdeutschland oft genügend Niederschlag“, erklärt der Hydrologe. Das Problem seien lange Phasen ohne Regen, dann aber gerade im Sommer starke Gewitter mit viel Niederschlag auf einmal. Das könne der Boden nicht so schnell aufnehmen. Stattdessen kommt es zu Erosion, kleine Bäche, Wege und Straßen werden zu Strömen und es kommt zu Überschwemmungen. Anhaltenden, sanfteren Regen, den der Boden besser aufnehmen kann, gibt es demnach wegen des Klimawandels im Sommer immer seltener.

Der Wasserverbrauch durch landwirtschaftliche Bewässerung ist laut Hattermann seit Ende der DDR in Brandenburg insgesamt zurückgegangen. Und die Industrie stellt sich demnach schon länger auf weniger Wasserverbrauch ein. Die Autoindustrie beispielsweise habe Technologien entwickelt, um Wasser zu sparen oder mehrfach zu verwenden. „Da ist schon viel getan worden, die fangen nicht bei null an.“

Nach Angaben des Umweltministeriums gab es im vergangenen Jahr wegen der Trockenheit in zwölf von 18 Landkreisen und kreisfreien Städten Einschränkungen für die Wasserentnahme an Flüssen und Seen, die teilweise von Juli bis November andauerten. In einigen Fließgewässern herrschte extremes Niedrigwasser. Die Schwarze Elster beispielsweise lag im Sommer streckenweise vollkommen trocken. Laut Hattermann helfen Wasserentnahmestopps für Privatleute zwar nur lokal. Diese könnten aber Wasser sparen, indem sie in ihren Gärten beispielsweise durch Bäume und Sträucher für Schatten sorgen oder widerstandsfähigere Rasen- und Staudensorten wählten.

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