Mainz:Höfken: Neue Strategien gegen Lebensmittelverschwendung

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Mainz/Trier (dpa/lrs) - Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung besteht nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Umwelt- und Ernährungsministerin Ulrike Höfken (Grüne) "dringender Handlungsbedarf". "Wir müssen also auch offen für neue Strategien sein - dazu kann auch gehören, das Containern zu entkriminalisieren", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Grundsätzlich müsse aber dafür gesorgt werden, "dass erst gar nicht so viele Lebensmittel im Übermaß produziert werden und in der Tonne landen".

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Mainz/Trier (dpa/lrs) - Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung besteht nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Umwelt- und Ernährungsministerin Ulrike Höfken (Grüne) „dringender Handlungsbedarf“. „Wir müssen also auch offen für neue Strategien sein - dazu kann auch gehören, das Containern zu entkriminalisieren“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Grundsätzlich müsse aber dafür gesorgt werden, „dass erst gar nicht so viele Lebensmittel im Übermaß produziert werden und in der Tonne landen“.

Unter „Containern“ versteht man das Sammeln von weggeworfenen, aber noch genießbaren Lebensmitteln aus Containern von Supermärkten. Wer Produkte aus den Tonnen holt, auch wenn sie entsorgt worden sind, macht sich nach der derzeitigen Gesetzeslage strafbar. Ein Vorstoß von Hamburgs Justizsenator Till Steffen (Grüne), „Containern“ straffrei zu machen, ist in der vergangenen Woche auf der Justizministerkonferenz in Lübeck-Travemünde gescheitert.

Höfken betonte, mit Freiwilligkeit komme man bei dem Thema nicht weiter: „Wir brauchen von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) zeitnah wirksame Instrumente, um die Lebensmittelverschwendung einzudämmen.“ So seien verpflichtende Maßnahmen auf Bundesebene auf allen Produktionsstufen - also in der Landwirtschaft, in der lebensmittelverarbeitenden Industrie, im Handel und bei den Endverbrauchern - notwendig.

Bei den Überlegungen solle auch nach Frankreich geschaut werden: Supermärkte mit einer Ladenfläche von mehr als 400 Quadratmetern müssten dort unverkaufte Lebensmittel an örtliche Tafeln oder andere gemeinnützige Organisationen spenden, sagte Höfken. Eine ähnliche Regelung sei auch in Deutschland denkbar. Eine gesetzliche Regelung müsse aber den Verband der Tafeln „mitnehmen“, über den bereits eine gute Struktur für die Sammlung und Weitergabe von gespendeten Lebensmitteln bestehe, sagte die Ministerin.

Laut einer Ende Mai veröffentlichten Berechnung der Universität Stuttgart landen in Deutschland jährlich fast 13 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Mehr als die Hälfte davon (55 Prozent oder knapp 7 Millionen Tonnen) werfen die Verbraucher in den privaten Haushalten weg. Heruntergebrochen auf einen einzelnen Menschen sind das 85,2 Kilo Essen pro Jahr, die in Abfalltonnen wandern.

Das Geld dafür solle man besser für regionale und ökologische Lebensmittel ausgeben und das Motto „gut statt viel und billig“ verfolgen, sagte Höfken. In Rheinland-Pfalz setze man auf Ernährungsbildung und Verbraucherinformation, zum Beispiel mit der Initiative „Rheinland-Pfalz isst besser“. Und das Modul für Schulen „Ernährung nachhaltig gestalten - Was ist unser Essen wert?“ sensibilisiere Schüler für die Wertigkeit von Lebensmitteln.

Höfken sagte, sie beobachte „generell ein steigendes Bewusstsein für das Thema Lebensmittelverschwendung bei den Bürgerinnen und Bürgern - und das ist gut so“. Jetzt müsse „nur noch die Bundespolitik entsprechend handeln“.

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