Technik:Mit elastischen Flügeln in die Luft

Lesezeit: 2 min

Das aeroelastische Flugzeug auf seinem ersten Flug (Foto: DLR (CC-BY 3.0))
  • Ein neuer Flügel könnte das Fliegen umweltfreundlicher machen.
  • Der Flügel kann sich unter Druck verdrehen, dadurch können Flugzeuge deutlich leichter werden.
  • Forscher haben die Flügel erstmals bei einem Probeflug getestet.

Von Sören Müller-Hansen

Wer in ein Flugzeug steigt, muss sich heutzutage den Vorwurf gefallen lassen, ein Klimasünder zu sein. Viel zu groß und schwer ist ein Flieger, um leicht durch die Lüfte zu schweben. Stattdessen beschleunigen riesige Triebwerke den Koloss und pusten dabei Unmengen von Schadstoffen in die Luft, damit die massiven Flügel die vielen Tonnen Gewicht zum Fliegen bringen können.

Nun hat ein europäisches Forscherteam, an dem auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt ist, neuartige Flügel entwickelt, die das Fliegen in Zukunft umweltfreundlicher machen könnten. Sie sind leichter, deutlich länger und elastisch. Am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen nahe München wurden sie erstmals getestet.

Grafiken
:Wie sehr Fliegen dem Klima schadet

Dass Flugzeuge sehr viel CO₂ ausstoßen, ist unbestritten. Aber wie groß ist der Einfluss des Fliegens auf unser Klima? Ein Erklärungsversuch in Grafiken.

Von Marlene Weiß und Benedict Witzenberger

Heutige Flugzeuge haben steife Flügel. Sie sind bei starken Luftböen, oder wenn das Flugzeug eine Kurve fliegt, hohem Druck ausgesetzt. Dabei entstehen starke Spannungen, die sich auf den Rumpf des Flugzeugs übertragen. Lange Flügel bieten zwar weniger Luftwiderstand und machen das Fliegen dadurch effizienter, dafür steigen aber auch die Spannungen. Um zu verhindern, dass die Flügel zerreißen, müssen Ingenieure sie sehr stabil bauen, dementsprechend sind sie schwer. Aus diesem Grund können sie Flügel bisher nicht beliebig lang bauen.

Die Forscher des DLR haben nun Flügel entwickelt, die sich unter hohem Druck verdrehen können und somit Spannung abbauen. "Bei Böen und oder starken Manövern gibt es mehr Auftrieb und der Druck auf den Flügel steigt. Der aeroelastische Flügel dreht sich im Außenbereich, sodass dort kein zusätzlicher Auftrieb entsteht", erklärt Wolf-Reiner Krüger das Prinzip. Er war verantwortlich für den Entwurf des aeroelastischen Flügels. Möglich wird die Drehung durch speziell angeordnete Kohlefasern, die die Flügel elastisch machen. Allerdings gibt der Flügel nur in die Richtung nach, in die die Kohlefasern angeordnet sind, sonst bleibt er steif und ermöglicht einen sicheren Flug.

Getestet haben die Ingenieure die neuen Flügel vorerst nur an einem Modell. Es ist dreieinhalb Meter lang und hat eine Flügelspannweite von sieben Metern. Doppelt so breit wie lang: Solch ein extremes Verhältnis wird es bei konventionellen Fracht- und Passagierflugzeugen nicht geben. Ein Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, müsste in diesem Fall eine Flügelweite von über 140 Metern haben. Das lässt allein die Infrastruktur an Flughäfen nicht zu, die Boxen dort begrenzen die Ausmaße auf 80 Meter.

Dennoch gehe die Tendenz in Richtung länger gestreckte Flügel, sagt Krüger. Die größere Spannweite führe dazu, dass Flugzeuge weniger Kerosin verbrauchen. Flugzeugbauer versuchen sich diesen Umstand bereits zunutze zu machen, die neu entwickelte Boeing 777X etwa hat Flügelenden, die sich am Flughafen hochklappen lassen. "Das ist einer der wenigen Fälle, wo Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz zusammenfallen", sagt der Ingenieur Krüger.

© SZ.de/smh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Tourismus
:Deutsche Urlauber zeigen keine Flugscham

Für den Jahresurlaub geht es für die Deutschen am liebsten in die Ferne. Dafür wird öfter geflogen. Daran ändern auch alle Klimaproteste nichts.

Von Maximilian Helmes

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: