Tiere:Schmetterlinge haben viele Tricks, um nicht gefressen zu werden

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Heliconius-Schmetterlinge bei der Paarung. (Foto: YURI CORTEZ/AFP)

Um Feinde zu täuschen, geben manche Tiere vor, jemand anderes zu sein. Einige Schmetterlinge perfektionieren die Illusion, indem sie nicht nur das Aussehen, sondern auch noch das Verhalten ihrer Vorbilder nachahmen.

Von Tina Baier

Betrüger und Blender gibt es nicht nur unter Menschen, sondern auch bei Tieren und Pflanzen. Manche Orchideen zum Beispiel ahmen mit ihren Blüten das Aussehen weiblicher Bienen nach, um Männchen anzulocken und von ihnen bestäubt zu werden. Um die Täuschung perfekt zu machen, duften die Pflanzen auch noch wie eine weibliche Biene. Männchen, die darauf hereinfallen und liebestrunken von einem Scheinweibchen zum nächsten brummen, bestäuben so die Orchideen statt eigenen Nachwuchs zu zeugen.

Ähnlich perfektioniert scheinen Schmetterlinge in Südamerika ihre Betrugsmasche zu haben. Wie ein Team um Edward Page von der University of York in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsjournals PNAS berichtet, ahmen unter anderen viele Arten aus dem Stamm der sogenannten Ithomiini nicht nur das Aussehen von Heliconius-Schmetterlingen nach, sondern auch noch deren Flugstil.

Sinn dieses Täuschungsmanövers ist es, nicht gefressen zu werden. Anders als die Originale, die bitter schmecken, sind die Nachahmer nämlich eigentlich ein Leckerbissen für viele Vögel. Trotzdem werden sie nicht gefressen. Vögel, die einmal eines der widerlich schmeckenden Originale im Schnabel hatten, wollen dieses Erlebnis nicht wiederholen und meiden alle Schmetterlinge, die ähnlich aussehen und sich ähnlich bewegen.

Nicht nur das Aussehen, sondern auch den Flug nachzuahmen, "scheint die 'Fress-mich-nicht-Botschaft' zu verstärken", sagt Page in einer Pressemitteilung seiner Universität. "Wir waren überrascht, wie häufig diese Verhaltensmimikry auftritt." Als Mimikry bezeichnen Biologen Nachahmungen, die zur Folge haben, dass die "Fälscher" einen Vorteil haben, weil sie für jemand anderen gehalten werden.

Dass Schmetterlinge auch ihre Art zu fliegen verändern, um die Täuschung perfekt zu machen, ist erstaunlich. Das Flugverhalten wird nämlich von sehr vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst: zum Beispiel davon, ob die Tiere weite Strecken zurücklegen, und ob sie eher zwischen Pflanzen herumflattern oder sich in freier Luft bewegen. Die Art zu fliegen oder gar die Form der Flügel zu verändern, kann deshalb auch beträchtliche Nachteile haben. Doch weil alles besser ist, als gefressen zu werden, scheint es sich zu lohnen.

Der Mimik-Oktopus kann gleich mehrere giftige Tiere nachahmen

Mimikry des Verhaltens ist zwar seltener als die Nachahmung äußerlicher Merkmale, doch sie kommt auch bei anderen Tierarten vor. Ein besonders begabter Schauspieler ist der Mimik-Oktopus Thaumoctopus mimicus. Das Tier, das im Pazifik und im Indischen Ozean lebt, kann gleich mehrere giftige Tiere nachahmen und so verschiedene Feinde täuschen. Manchmal gibt er einen Feuerfisch, indem er knapp über dem Meeresboden seine Arme ausbreitet und hinter sich herschleift. Ein andermal legt er die Arme eng an den Körper und schwimmt wie ein Plattfisch in wellenförmigen Bewegungen. So täuscht er eine giftige Seezungen-Art vor.

Ein weiteres Beispiel für Mimikry des Verhaltens sind Ameisenspinnen, die spinnenfressende Wespen täuschen, indem sie vorgeben, wehrhafte Ameisen zu sein. Um die Fühler der Ameisen zu imitieren, strecken die Spinnen ihre Vorderbeine nach vorn aus. Zudem ahmen sie den ruckartigen Gang ihrer Vorbilder nach, was die Täuschung perfekt macht.

Sogar Ameisen fallen darauf herein: Die Krabbenspinne Amyciaea forticeps zum Beispiel wartet derartig getarnt auf Weberameisen. Kommt eine vorbei, beißt sie dem Tier als Erstes in den Kopf, um es zu lähmen. Danach kann sie die Ameise in Ruhe verspeisen.

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