Biologie:Die Rote Feuerameise erreicht Europa

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Die Rote Feuerameise, hier gesichtet in Texas, USA, zählt laut Forschern zu den "schlimmsten invasiven Arten". (Foto: John Abbott via www.imago-images.de/imago images/Nature Picture Libr)

Die invasive Art gilt als besonders aggressiv, ihr Biss ist sehr schmerzhaft. Nun wurden Tausende Tiere auf Sizilien entdeckt. Breiten sie sich auch in andere Regionen aus?

Ursprünglich stammen sie aus Südamerika, seit den 1930er-Jahren leben sie auch in den USA, durch Handel und Tourismus gelangten die Tiere auch in viele andere Länder wie Japan, China, Australien und Neuseeland. Nun sind Rote Feuerameisen erstmals auch in Europa nachgewiesen worden. Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien wurden Dutzende Nester der invasiven Art entdeckt, wie ein Forschungsteam im Fachjournal Current Biology berichtet. "Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird", sagt Hauptautor Mattia Menchetti vom spanischen Institut für Entwicklungsbiologie. Befürchtet wird, dass sich die invasive Spezies begünstigt durch den Klimawandel rasch auch in anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte. Zunächst seien insbesondere Städte im Mittelmeerraum und Städte mit großen Häfen wie Amsterdam oder London in Gefahr, erläuterte das Forschungsteam.

Die Rote Feuerameise (Solenopsis invicta) ist klein, aber sehr aggressiv und vertilgt eine Vielzahl anderer Insekten. In mehreren Regionen in den USA wurden die Bestände heimischer Ameisen drastisch reduziert. Zudem kommt es zu hohen Ernteschäden. "Solenopsis invicta ist eine der schlimmsten invasiven Arten", sagte Menchetti. "Sie kann sich erschreckend schnell ausbreiten."

Anwohner berichteten schon 2019 von Ameisenbissen

Wörtlich übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name "die unbesiegte Feuerameise". Bei einem Angriff beißen die Tiere zunächst und spritzen dann Sekret aus ihrem Giftstachel in die Wunde, oft mehrmals direkt hintereinander. Das Sekret enthält Substanzen, die eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die Attacken sind auch für Menschen sehr schmerzhaft und verursachen juckende rote Pusteln. Für Allergiker kann im Extremfall sogar Lebensgefahr bestehen.

Die Wissenschaftler wiesen nahe der sizilianischen Stadt Syrakus auf einer fünf Hektar großen Fläche 88 Nester mit teils mehreren Tausend Ameisen nach. Anwohner hätten von Beißattacken seit mindestens 2019 berichtet. Wie genau die Art nach Sizilien gelangte, ist bislang unklar. Genanalysen zufolge kam sie wahrscheinlich über Routen aus den USA oder China. Vermutet wird eine Reise über Handelsschiffe und Windströme.

Der Studie zufolge waren einzelne Rote Feuerameisen auf dem europäischen Kontinent zuvor schon auf Importprodukten etwa in Spanien, Finnland und den Niederlanden gefunden worden. Eine Population in freier Natur gab es nach bisherigem Wissen aber noch nie. Das einzige Land, das die Rote Feuerameise wieder ausrotten konnte, ist den Angaben nach Neuseeland: mit einem mehrjährigen Programm. Die Wissenschaftler empfehlen, sich an dem Inselstaat im Pazifik ein Beispiel zu nehmen. "Wir brauchen ein koordiniertes Vorgehen, und zwar jetzt", betonte Menchetti.

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