Raumfahrt:Gefühlt schon auf dem Mars

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Kurz vor dem Einschluss in der Raumstation im Juni 2023 (von links): Nathan Jones, Ross Brockwell, Kelly Haston, Anca Selariu. (Foto: Josh Valcarcel/NASA)

Die Halbzeit ist um: Seit Juni tun zwei Frauen und zwei Männer für die Nasa so, als lebten sie auf dem Roten Planeten.

Von Celine Chorus

Wer zum Mars fliegen möchte, muss einiges aushalten können: Begrenzte Ressourcen, etwa zweieinhalb Jahre in einer engen Raumstation und kaum Kontakt zur Außenwelt - die Herausforderungen, mit denen Astronauten konfrontiert sein werden, könnten größer nicht sein. Wie kommen sie wohl mit diesen widrigen Umständen zurecht?

Das testet seit Ende Juni die vierköpfige Besatzung der ersten CHAPEA-Mission ( Crew Health and Performance Exploration Analog): Für eine Langzeitstudie der US-Raumfahrtbehörde Nasa haben sich Kelly Haston, Ross Brockwell, Anca Selariu und Nathan Jones im "Mars Dune Alpha" einschließen lassen.

Das Simulationsgelände ist dem Mars nachempfunden und soll der Nasa helfen, sich auf bemannte Missionen zum Roten Planeten vorzubereiten. Zu den Aufgaben der Crew-Mitglieder gehören simulierte Spaziergänge auf der Marsoberfläche, die Beaufsichtigung wissenschaftlicher Experimente und der Anbau von Obst und Gemüse sowie die Einhaltung eines strengen Sport-Trainingsplans.

Spaziergänge auf dem Mars simulieren die Crew-Mitglieder auf Laufbändern. (Foto: Mark Felix/AFP)

Mit dem einjährigen Test möchte die Nasa herausfinden, was künftige Astronauten benötigen, um eine echte Mars-Mission zu überstehen. Dafür leben die Teilnehmer auf dem 160 Quadratmeter großen, aus einem 3-D-Drucker stammenden Simulationsgelände im Johnson Space Center in Houston unter Mars-ähnlichen Bedingungen: Sie bekommen keine frische Luft, haben nur eine kleine Auswahl an Astronautennahrung und müssen bei der Kommunikation mit Verzögerungen von mindestens 20 Minuten rechnen - eben mit den gleichen Herausforderungen, die auch bei einer bemannten Mars-Mission zu erwarten wären.

Wie ist es, wenn vier Fremde für ein Jahr auf engstem Raum zusammenleben? Die Crew-Mitglieder schwärmen auch Anfang 2024 noch davon, wie gut sie sich verstehen, wie sie zusammen Serien anschauen und Weihnachten gefeiert haben - und wie sie den widrigen Umständen trotzen, indem sie gemeinsame Lösungen finden. Wenn sie dann endlich vom Missionskontrollzentrum hören, haben sie das Problem meist schon allein geklärt.

Die Fernsehecke der Station. (Foto: Mark Felix/AFP)

Schwer fällt den Teilnehmern hingegen, nur begrenzten Kontakt mit der Familie und den Freunden zu haben: "Das Leben geht für jeden auf der Erde weiter, und für uns fühlt es sich an, als wären wir in einer Zeitschleife gefangen", beschrieb Nathan Jones im September für den Nasa-Podcast "Houston, we have a podcast" das seltsame Gefühl, dass die Zeit im Weltall scheinbar langsamer vergeht: "Für mich fühlt es sich immer noch so an, als wäre es Juni 2023, der Tag, an dem wir hierhergekommen sind."

Mars, Nachbarplanet der Erde, aufgenommen vom Weltraumteleskop "Hubble". (Foto: -/dpa)

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, hat bald selbst die Chance, auf dem Mars zu leben: Die Nasa sucht erneut vier Freiwillige, die von Frühjahr 2025 an zwölf Monate im "Mars Dune Alpha" verbringen. Die Bewerber müssen dieselben Voraussetzungen erfüllen wie für das normale Astronautenprogramm: Infrage kommt, wer zwischen 30 und 55 Jahre alt ist, nicht raucht und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung besitzt. Die Kandidaten müssen auch einen Masterabschluss sowie zwei Jahre Berufserfahrung im naturwissenschaftlichen Bereich haben oder mindestens 1000 Flugstunden als Pilot vorweisen können.

Bis die ersten Menschen den Mars betreten - und zwar den echten, nicht nur seine Kopie im texanischen Houston -, wird es aber wohl noch etwas dauern: Nasa-Administrator Bill Nelson rechnet nach eigenen Angaben erst bis zum Jahr 2040 mit einer bemannten Mission zum Roten Planeten.

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