Die Meere werden lauter. Schiffsverkehr und Bohrinseln machen Lärm. Um besser zu verstehen, wie das Wale und andere Meeresbewohner beeinflusst, untersuchen Biologen der Universität in San Diego die Tiere mit Hilfe von Computertomographen. Dabei ist es ihnen erstmals gelungen, einen jungen Zwergwal komplett zu durchleuchten.
"Wie man sich vorstellen kann, ist es nahezu unmöglich, einen Hörtest mit einem Wal zu machen", erklärt Ted Cranford, der das Projekt leitet und jetzt einige Ergebnisse auf einer Konferenz im kalifornischen San Diego präsentiert hat. Aus diesem Grund hat er mit seinem Kollegen Petr Krysl ein Computerprogamm entwickelt, das anhand von computertomographischen Aufnahmen simulieren kann, wie das Hör-System der Wale Geräusche wahrnimmt.
Der Zwergwal war zu groß für normale Computertomographen
Die Computertomographie, kurz CT, ist als bildgebendes Verfahren aus der Medizin bekannt. Die in Krankenhäusern gängigen Computertomographen sind jedoch nicht groß genug, um damit Wale zu scannen. Deshalb benutzten die Forscher ein Gerät, mit dem üblicherweise Raketentriebwerke auf Fehler kontrolliert werden. Zwei Jahre mussten sie auf einen Termin für den Zwergwal-Scan warten.
Für die Aufnahme liehen sich die Biologen einen toten Zwergwal vom Smithsonian Institution Support Center in Maryland. Das Jungtier hatte eingeschläfert werden müssen, nachdem es gestrandet war. Zu Forschungszwecken war es anschließend eingefroren worden. Um die Zeit zu verkürzen, die es braucht, um den gesamten Wal zu scannen, schnitten die Forscher das über drei Meter lange Tier in zwei Teile und setzten den Körper später im Computer wieder digital zusammen.
Die CT-Aufnahme bietet nicht nur Aufschluss über die Anatomie des Zwergwal-Gehörs, sondern auch über Dichte und Elastizität des Gewebes im Schädelbereich. Anhand dieser Informationen kann ein speziell entwickeltes Computerprogamm simulieren, wie gut die Wale verschiedene Tonhöhen wahrnehmen können.
Diesen Berechnungen zufolge können Zwergwale zwei Frequenzbereiche besonders gut hören. Den einen benutzen sie und ihre Artgenossen für ihre Unterhaltungen. Dass die Tiere darüber hinaus für einen zweiten Tonbereich sensibel sind, überraschte die Forscher. Sie vermuten, dass die Zwergwale auf diese Weise die Geräusche ihrer Feinde, der Schwertwale, wahrnehmen können.
Das Team um Cranford und Krysl hat mit ähnlichen Methoden bereits Finnwale, Delphine und einige Fische untersucht. Sie hoffen, dass ein besseres Verständnis des Gehörs dieser Tiere helfen kann, herauszufinden, welche Geräusche einen besonders großen Einfluss auf sie haben, um störenden Lärm reduzieren zu können.