UN-Bericht:Klimawandel ohne Pause

UN: Corona-Pandemie bremst Klimawandel nicht nachhaltig aus

Der Klimawandel verstärkt Dürren, die in den letzten Jahren auch dem deutschen Wald zugesetzt haben.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Die Corona-Pandemie bremst den Klimawandel laut einem neuen UN-Bericht kaum. Demnächst könnte die weltweite Erwärmung sogar erstmals die Marke von 1,5 Grad überschreiten.

Von Christoph von Eichhorn

Die Corona-Pandemie und damit verbundene wirtschaftliche Einschränkungen werden laut einem neuen UN-Bericht die Erderwärmung kaum bremsen. Die Konzentrationen der wichtigen Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Stickstoffdioxid seien 2019 und 2020 weiter gestiegen, heißt es im Report "United in Science", den die Weltmeteorologiebehörde WMO federführend erarbeitet hat. Die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe erreichten demnach im vergangenen Jahr ein neues Allzeithoch von 36,7 Milliarden Tonnen.

Laut dem Bericht, der neueste Daten zum Klimawandel zusammenfasst, dürften die weltweiten Emissionen dieses Jahr infolge der Corona-Eindämmung insgesamt um vier bis sieben Prozent unter denen von 2019 liegen. Allerdings seien die Auswirkungen dieser Einschnitte auf die CO2-Konzentration in der Atmosphäre sehr gering, im Vergleich zum April haben die Treibhausgasemissionen zudem wieder deutlich angezogen. Um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, müssten die Emissionen allein zwischen 2020 und 2030 jedes Jahr um rund drei Prozent fallen. Um das ambitionierte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, wären sogar jährliche Reduktionen um sieben Prozent nötig.

Auswirkungen auf Dürren, Stürme und Waldbrände

Bereits heute hat der Klimawandel laut WMO spürbare Folgen. So werden die Jahre 2016 bis 2020 aller Wahrscheinlichkeit nach den wärmsten Fünf-Jahres-Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen markieren. Die Durchschnittstemperatur liegt demnach bereits 1,1 Grad Celsius über dem Niveau vor der Industrialisierung. In der Periode von 2021 bis 2025 besteht sogar eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass der Temperaturanstieg zumindest zeitweilig erstmals die Marke von 1,5 Grad überspringt.

Die höheren Temperaturen beschleunigen ihrerseits Prozesse wie das Schmelzen an den beiden Polen. Zwischen 1979 und 2019 ist allein das Meereis der Arktis jedes Jahrzehnt im Schnitt um 13 Prozent geschrumpft. In der Antarktis hat das sommerliche Meereis 2017 den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht, 2018 den zweitniedrigsten. Insbesondere die Schmelze der grönländischen und antarktischen Eisschilde habe sich seit dem Jahr 2000 beschleunigt. Der Meeresspiegel steigt damit jedes Jahr um etwa 4,8 Millimeter.

Der Klimawandel beeinflusst zudem die Häufigkeit und Stärke von Stürmen, Hitzewellen, Dürren und Waldbränden. Hurrikan Harvey, der 2017 die Region um Houston, Texas, überschwemmte, richtete Schäden in Höhe von rund 105 Milliarden Euro an. Laut einer Studie hat der Einfluss des Menschen die Regenmenge dabei um etwa 15 Prozent erhöht. Auch verheerende Dürren wie jene 2016 und 2017 in Ostafrika stehen in Verbindung mit der Erderwärmung. Trockene Böden und Hitzewellen erhöhen zudem das Risiko für Waldbrände. Diesen und vergangenen Sommer brannten etwa große Waldgebiete im Polarkreis. Laut einer Studie hat der Klimawandel die diesjährigen hohen Temperaturen in der Arktis um etwa das 600-Fache wahrscheinlicher gemacht.

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