Energie:Mehr Subventionen, mehr Emissionen

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Ein Windpark im brasilianischen Bundesstaat Bahia. (Foto: RAFAEL MARTINS/AFP)

Trotz massiver Investitionen in erneuerbare Energien steigen die Treibhausgas-Emissionen weiter. Wie kann das sein?

Von Christoph von Eichhorn

Trotz eines starken Ausbaus der erneuerbaren Energien sind die Kohlendioxid-Emissionen aus der Energieerzeugung im Jahr 2022 um ein Prozent gestiegen, auf einen Rekordwert von 41,3 Milliarden Tonnen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Bericht " Global Renewable Status Report", herausgegeben von der Organisation REN21. Moderne erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windkraft deckten demnach im vergangenen Jahr 7,5 Prozent des weltweiten Endenergiebedarfs, während die fossilen Energieträger auf einen Anteil von 82 Prozent kommen. Den Rest steuern etwa Wasserkraft und Kernenergie bei. Noch immer fließt zudem deutlich weniger Kapital in klimafreundliche Technologie als in klimaschädliche.

Laut dem Bericht der in Paris ansässigen Organisation sorgte der Angriff Russlands auf die Ukraine für teils gegenläufige Entwicklungen im Energiebereich. Aufgrund steigender Preise für Öl und Gas erhöhten etliche Staaten die finanziellen Beihilfen für den Verbrauch von Benzin oder Diesel, was zu einer "fortgesetzten Dominanz der fossilen Brennstoffe" beigetragen habe. Die Subventionen für fossile Rohstoffe kletterten auf mehr als eine Billion US-Dollar im Jahr, der höchste jemals verzeichnete Wert. Zugleich habe der Ukraine-Krieg und der davon ausgelöste Schock auf den Energiemärkten das Interesse an einer Abkehr von fossilen Brennstoffen und am langfristigen Ausbau der erneuerbaren Energien verstärkt.

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Doch kurzfristig bedeuten die steigenden Energiepreise für viele Menschen eine Katastrophe. In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnten sich immer mehr Menschen auf der Welt einen Stromanschluss leisten. Doch 2022 ist die Zahl der Menschen ohne Zugang zu Elektrizität wohl um 20 Millionen gestiegen. Die meisten der insgesamt 774 Millionen Menschen ohne Strom leben in Afrika. 100 Millionen Menschen mussten aufgrund der höheren Kosten für Energie wohl wieder auf Brennholz zum Kochen umsteigen, eine äußerst gesundheitsschädliche Praxis.

In Europa brachen die Bestellungen für Windturbinen ein

Höhere Preise, etwa für Stahl und Silizium, belasteten auch den Ausbau der erneuerbaren Energien. Dennoch blieben Windkraft und Solarenergie in den meisten Ländern die günstigeren Alternativen, verglichen mit der Energieerzeugung aus fossilen Quellen, heißt es in dem Bericht. So wurden im Jahr 2022 Solaranlagen mit einer Kapazität von 348 Gigawatt in Betrieb genommen, verglichen mit 77 Gigawatt neuer Windkraftanlagen. Am größten sind die Zuwächse in China, den USA und Indien. In Europa brachen die Bestellungen von Windturbinen im vergangenen Jahr dagegen um 47 Prozent ein, was die Autoren der Studie unter anderem auf überholte Vergabeverfahren für neue Anlagen zurückführen. Dagegen legte in Europa der Absatz von Wärmepumpen um 38 Prozent zu. In den USA wurden erstmals mehr Wärmepumpen als Gasthermen verkauft.

Trotz dieser Fortschritte fließt der Löwenanteil der Investitionen noch immer in die Suche, den Abbau und die Verarbeitung von fossilen Rohstoffen. China hat 2022 neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 106 Gigawatt genehmigt, nachdem es dort aufgrund einer historischen Dürre zu Engpässen bei der Stromversorgung gekommen war. Auch Indien setze weiter auf Kohle, so der Bericht. Im Westen verzögern vor allem die großen Öl- und Gaskonzerne den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Laut REN21 stecken die sieben größten Energiekonzerne demnach im Schnitt nur 17,1 Prozent ihrer Investitionen in saubere Technologien. "Die meisten Firmen verlassen sich weiterhin auf fossile Brennstoffe als Hauptbestandteil ihres Portfolios", heißt es in der Studie. Auch die meisten Banken trügen zu einem "Lock-In" fossiler Energien bei. Bezogen auf alle Energieprojekte flössen bislang im Schnitt nur zwölf Prozent der Geldmittel in die Erneuerbaren.

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