Dresden:Trinkwasser-Engpässe: Trockenheit lässt Brunnen versiegen

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Markneukirchen (dpa/sn) - Für die Blumen im Garten ist schon seit Monaten kein Wasser mehr da. Auch duschen oder baden geht nicht mehr. "Wenn der eigene Brunnen versiegt ist, geht bei der Körperpflege nur das Notwendigste - und Wäschewaschen wird zum Problem", sagt André Worbs, Vorsteher des kleinen vogtländischen Ortes Erlbach, der zu Markneukirchen gehört. Rund ein Dutzend Einwohner sind im Moment von einer Not betroffen, die sie mit etwa 27 000 anderen Menschen in Sachsen teilen: Als Trinkwasser-Selbstversorger sind sie nicht an das öffentliche Netz angeschlossen, da sie bisher mit einem Hausbrunnen auskamen.

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Markneukirchen (dpa/sn) - Für die Blumen im Garten ist schon seit Monaten kein Wasser mehr da. Auch duschen oder baden geht nicht mehr. „Wenn der eigene Brunnen versiegt ist, geht bei der Körperpflege nur das Notwendigste - und Wäschewaschen wird zum Problem“, sagt André Worbs, Vorsteher des kleinen vogtländischen Ortes Erlbach, der zu Markneukirchen gehört. Rund ein Dutzend Einwohner sind im Moment von einer Not betroffen, die sie mit etwa 27 000 anderen Menschen in Sachsen teilen: Als Trinkwasser-Selbstversorger sind sie nicht an das öffentliche Netz angeschlossen, da sie bisher mit einem Hausbrunnen auskamen.

Durch die Trockenheit sind einige Brunnen ganz oder fast versiegt. Oft betreffe es im Ort ältere Menschen, über 80 Jahre alt, in abgelegenen Häusern in Waldnähe. Familienangehörige kauften ihnen das notwendigste Wasser in Flaschen aus dem Supermarkt zu. Auch der älteste Brunnen des Ortes von 1884, der früher eine Brauerei versorgte und noch nie austrocknete, ist laut Worbs versiegt.

Ein riesiger finanzieller Aufwand wäre es, die Häuser in Erlbach an das Trinkwassernetz anzuschließen, sagt Henning Scharch als Geschäftsführer des Zweckverbandes Wasser und Abwasser Vogtland (ZWAV), der für das Gebiet zuständig ist. Er rechnet in dem Ort mit mehreren Kilometern Leitung, die verlegt werden müssten. „Hier kommen Kosten zusammen, die unser Investitionsplan nicht stemmen kann. Wir müssen auf Dresden schauen und auf Unterstützung hoffen.“

Insgesamt 500 Menschen gibt es im Vogtland ohne eine zentrale Wasserversorgung. Momentan können Betroffene keine Fördermittel beantragen, wenn sie eine Anbindung an das öffentliche Trinkwassernetz möchten - im Gegensatz zu den 1990er Jahren, erklärt Frank Meyer, Pressesprecher im sächsischen Umweltministerium. „Viele haben sich damals auf ihre eigenen Brunnen verlassen, was vielleicht nicht besonders nachhaltig war“, ergänzt er.

Der Freistaat denke darüber nach, wie er betroffene Gemeinden unterstützen könne. Die Kommunen seien hauptsächlich verantwortlich. „Wir müssen zuerst wissen, was diese vorhaben und wo es Probleme gibt.“ Deshalb sollten sich die Selbstversorger-Haushalte vor Ort zusammenschließen und Lösungen erarbeiten - die jedoch auch wirtschaftlich sein müssten. Laut Meyer sei Westsachsen nicht einmal der sächsische „Hotspot“ der Wasserselbstversorger. Dieser liege im Osterzgebirge und im Raum Hainichen in Mittelsachsen.

In Hermsdorf (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) ist laut Meyer kein Haus an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Manchmal habe man bisher auch vergeblich um eine Erschließung geworben, sagt Dirk Kunze vom Zweckverband Kommunale Wasserver- und Abwasserentsorgung „Mittleres Erzgebirgsvorland“ Hainichen (ZWA). „Solange die Brunnen funktionieren, sind viele nicht bereit, für ihr Trinkwasser zu bezahlen.“

Dabei habe man bei manchen Wasserproben eine mangelnde Qualität festgestellt. „Viele scheuten trotzdem die Kosten.“ Eine Erschließung koste die meisten Haushalte laut Kunze 3500 Euro aufwärts. 5000 Menschen hätten im Gebiet des ZWA noch keinen öffentlichen Trinkwasseranschluss.

Im vogtländischen Erlbach hingegen stellt sich die Situation laut Ortsvorsteher Worbs anders dar. „Betroffene haben mir erzählt, dass sie sich seit DDR-Zeiten um einen Wasseranschluss bemühen. Manchmal gibt es schon länger Probleme mit den Quellen und dem Hausbrunnen“, berichtet er. Ihre Anfragen seien abgewiesen worden, da ein Anschluss aus Kostengründen nicht möglich sei. „Ich hoffe, dass den abgelegenen Hausbewohnern unbürokratisch und fair geholfen wird.“

Zwar könnten sie beim zuständigen Wasserzweckverband einen Wassertank bestellen, müssten aber zum Wasserpreis hohe Personal- und Transportkosten einplanen. Worbs: „Makaber ist, dass diese Häuser im nächsten Jahr beim Internet-Breitbandausbau besonders berücksichtigt werden. Sie haben dann zwar schnelles Internet, aber kein Wasser.“

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