Sie sind weltweit mit die wichtigsten Helfer in der Landwirtschaft und ohne sie würden ganze Landstriche niemals erblühen. Hummeln gelten als ebenso wichtige Bestäuber wie Honigbienen, für manche Pflanzenarten sogar als noch wichtiger. Wegen ihres pelzigen Fells und ihres friedfertigen Verhaltens gehören die gelb-schwarzen Flieger zu den beliebtesten Insekten. Aber in der Klimakrise geht ihnen die Puste aus, fürchten Wissenschaftler.
In einer Langzeitstudie belegen kanadische und britische Forscher um Peter Soroye von der Universität Ottawa einen flächendeckenden und massiven Rückgang zahlreicher Hummelarten in Europa und Nordamerika. Dieser sei noch größer als bislang bereits angenommen, schreiben sie im Fachjournal Science. Schuld seien häufigere und länger andauernde extreme Wärmeperioden. Das Ausmaß des Hummelschwundes könne als Vorbote einer Aussterbewelle gedeutet werden, warnen die Biologen. "Wenn der Rückgang in diesem Tempo weitergeht, könnten viele dieser Arten innerhalb weniger Jahrzehnte für immer verschwinden", sagt Erstautor Soroye.
Vor allem Hitzewellen und Dürren bringen die Hummeln an den Rand des Aussterbens
Um die Veränderung der Verbreitung und der Artenvielfalt unter Hummeln zu ermitteln, entwarfen die Wissenschaftler eine auf 100 Quadratkilometer genaue Verbreitungskarte für 66 Hummelarten in ganz Europa und Nordamerika. Dazu nutzten sie rund eine halbe Million Datensätze von Beobachtungen aus einem Zeitraum von 1901 bis 2014. Der Abgleich zwischen Verbreitungsgebieten und Klimadaten wie Temperatur und Niederschlag erbrachte ein selbst für die Wissenschaftler überraschend deutliches Ergebnis: Mit voranschreitender Erwärmung und der Zunahme von Hitzewellen und Dürreperioden räumen die Hummeln immer größere Teile ihres einstigen Lebensraums.
"Die Grenze dessen, was die Tiere an zunehmender Hitze tolerieren können, wird immer häufiger überschritten", analysieren die Autoren. "Im Laufe von nur einer Menschengeneration sank die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ort auf beiden Kontinenten von Hummeln besiedelt ist, um durchschnittlich über 30 Prozent." In Nordamerika sei die Besiedlungswahrscheinlichkeit heute sogar um fast 50 Prozent niedriger als früher, in Europa seien es 17 Prozent.
Doch auch in Europa sei der Hummelschwund drastischer als bislang angenommen. Denn bisherige Bestandsschätzungen beruhten auf Stichproben aus kühleren nördlichen Regionen, die noch verhältnismäßig wenig von Hitzeereignissen betroffen seien. In Regionen, die bislang nicht für die Schätzungen berücksichtigt wurden, verlaufe der Klimawandel aber viel schneller, sagt Soroye. "In der Gesamtschau mit den neuen Erkenntnissen kommen wir zu dem Schluss, dass die Rückgänge leider noch sehr viel stärker sind, als bislang angenommen", sagt er mit Blick auf Europa.
Am stärksten schrumpften die Verbreitungsgebiete in den von extremen Hitzewellen besonders betroffenen südlichen Regionen wie Spanien oder Mexiko. "Wie ein Teppich, der ausgerollt wird, hat sich die Verbreitung mit zunehmender Klimaveränderung im Zeitverlauf vom südlichen Ende nach Norden verschoben", sagt Studien-Co-Autor Jeremy Kerr. Vor allem die Häufung und zunehmende Intensität von Hitzewellen und Dürren sehen die Forscher als treibende Kraft hinter dem Hummelschwund. Diese Faktoren seien bedeutsamer als etwa der Anstieg der Durchschnittstemperatur.