Gesundheit:WHO: Geschlechtskrankheiten sind "stille und gefährliche Epidemie"

Lesezeit: 1 min

Treponema pallidum, der Erreger der Syphilis, unter dem Mikroskop. Die Spiralbakterien sind rot eingefärbt. (Foto: dpa)
  • Jedes Jahr gibt es laut einem WHO-Bericht 376 Millionen neue Infektionen mit den Geschlechtskrankheiten Syphilis, Chlamydien, Gonokokken und Trichomonaden.
  • Im Vergleich zum Jahr 2012 ist das ein Anstieg um fünf Prozent. Jeder vierte Mensch ist mittlerweile mit einer der vier Krankheiten infiziert.
  • In der WHO-Region Europa sind Chlamydien am weitesten verbreitet.

Mit sexuell übertragbaren Krankheiten stecken sich nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit pro Tag mehr als eine Million Menschen an. Jedes Jahr gibt es unter 15- bis 49-Jährigen nach einer neuen Schätzung 376 Millionen neue Infektionen mit Trichomonaden, Chlamydien, Gonokokken oder Syphilis, wie die Organisation am Donnerstag in Genf berichtete. Oft infiziere sich ein Mensch mit mehreren Erregern gleichzeitig oder mehrfach im Jahr. Die Gesamtzahl gilt für 2016 und liegt gut fünf Prozent höher als bei der vorherigen Schätzung für 2012. Infektionen mit Viren wie etwa HIV wurden nicht berücksichtigt

"Dies ist eine stille und gefährliche Epidemie", sagt Melanie Taylor, eine der Autorinnen der Studie. Jeder vierte Erdbewohner sei mit einer der vier Krankheiten infiziert. Zwar steckten sich jedes Jahr etwa gleich viele Frauen und Männer neu an. Weil die Bakterien bei Frauen hartnäckiger seien, seien diese deutlich mehr betroffen als Männer.

Infektionen
:Die Rückkehr des Tripper

Die Gonorrhoe nimmt zu und wird immer schwerer zu behandeln. Nun lässt ein Zufallsfund Experten hoffen: Ein alter Meningitis-Impfstoff könnte womöglich die Geschlechtskrankheit verhindern.

Von Berit Uhlmann

Die vier Krankheiten könnten schwerwiegende Folgen haben, darunter Eileiterschwangerschaften, Totgeburten, Unfruchtbarkeit, Herz-Kreislauferkrankungen sowie Arthritis, warnen die Autoren. Allein 2016 seien rund 200 000 Babys von mit Syphilis infizierten Müttern kurz vor oder kurz nach der Geburt gestorben. Damit sei Syphilis die zweithäufigste Todesursache für Babys, nach Malaria, sagte Taylor. Dabei seien die Krankheiten heilbar.

Die WHO empfiehlt mehr Tests und bezahlbare Medikamente sowie Aufklärung zur Vorbeugung, etwa über die Notwendigkeit einer konsequenten Nutzung von Kondomen beim Sex. In manchen Ländern sei zur Behandlung von Syphilis nicht genügend Benzathin-Penicillin vorhanden. Zudem seien immer mehr Gonokokken resistent gegen Antibiotika. Die Gefahr sei, dass die Krankheit eines Tages nicht mehr zu behandeln sei.

In der Europa-Region der WHO, die von Westeuropa bis Tadschikistan an der chinesischen Grenze reicht, sind von den vier Krankheiten Chlamydien am weitesten verbreitet. 3,2 Prozent der Frauen und 2,2 Prozent der Männer der europäischen Region tragen diese Erreger in sich.

Neben den vier im WHO-Bericht betrachteten Krankheiten sind nach Angaben der WHO Hunderte Millionen Menschen von Herpes- oder Humanen Papillomviren (HPV) betroffen, die ebenfalls bei Sexualverkehr übertragen werden. Außerdem leben 37 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion, rund eine Million Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen des Immunschwäche-Virus.

© SZ.de/dpa/cvei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

HIV und Aids
:Schutz vor dem tödlichen Virus

Selbst im aufgeklärten Deutschland stecken sich immer noch Menschen mit dem HI-Virus an. Andere dagegen scheuen jeglichen Kontakt zu Infizierten und stigmatisieren die Betroffenen. Wo Vorsicht unerlässlich und wo sie überflüssig ist, wie sicher Aids-Tests sind und was im Falle einer Infektion hilft. Ein Ratgeber.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: