Geschichte:Blick in Stasi-Papiere - weniger Anträge als 2012

Berlin (dpa) - Bei der Stasi-Unterlagen-Behörde sind in diesem Jahr weniger Anträge auf persönliche Akteneinsicht eingegangen als 2012. Bis Anfang Dezember beantragten rund 60 700 Menschen einen Blick in Unterlagen, die die DDR-Staatssicherheit über sie angelegt hat.

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Berlin (dpa) - Bei der Stasi-Unterlagen-Behörde sind in diesem Jahr weniger Anträge auf persönliche Akteneinsicht eingegangen als 2012. Bis Anfang Dezember beantragten rund 60 700 Menschen einen Blick in Unterlagen, die die DDR-Staatssicherheit über sie angelegt hat.

Wie der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, der Nachrichtenagentur dpa weiter sagte, sei dennoch mit bislang monatlich rund 5500 Anträgen das Interesse an den Stasi-Akten hoch. 2012 wurden rund 88 000 Anträge auf persönliche Akteneinsicht gestellt. Abschließende Zahlen für 2013 liegen noch nicht vor.

Noch immer müssten manche Antragsteller mehr als zwei Jahre auf Auskunft warten, sagte der frühere DDR-Oppositionelle. "Wir tun nach wie vor alles, um die Wartezeiten zu reduzieren." Auch in der Vergangenheit gab es Kritik an den langen Fristen. Jahn sagte, davon sei etwa ein Drittel der Antragsteller betroffen, bei denen umfangreiche Recherchen in den Archiven notwendig seien.

Jahn betonte, die Behörde sei mit sinkenden Mitarbeiterzahlen konzipiert. Von anfangs 3000 seien jetzt noch 1600 beschäftigt. Niemand habe damit gerechnet, dass das Interesse an den Akten über nun schon mehr als zwei Jahrzehnte andauern werde. "Die Aufgaben sind aber nicht weniger geworden."

Zwei Drittel der Antragsteller wandten sich nach bisheriger Einschätzung 2013 erstmals an die Bundesbehörde. "Manche Rentner wollen jetzt ihr Leben ordnen, zunehmend fragen auch Enkelkinder", sagte Jahn. Die Zahl derer, die vermuten, dass die Stasi in ihr Leben eingriff, sinke aber mit zunehmendem zeitlichen Abstand.

Zur Zukunft der Behörde sagte Jahn, es dürfe bei den Opfern auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass ein Schlussstrich gezogen werde. "Die Zukunft der Behörde stellt die Weichen für die Zukunft der Aufarbeitung." Die Akten müssten dauerhaft zugänglich sein, die Öffentlichkeit auch künftig über das Wirken der Stasi unterrichtet werden. "Es freut mich sehr, dass im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur weiteren Aufarbeitung steht", sagte Jahn.

Laut Koalitionsvertrag soll eine Expertenkommission Vorschläge erarbeiten. Im Gespräch ist unter anderem, die Stasi-Akten in das Bundesarchiv zu überführen. Als Zeitpunkt wurde dafür schon 2019 - 30 Jahre nach dem Mauerfall - genannt. Eine Entscheidung steht noch aus.

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