Bad Neuenahr-Ahrweiler:Früherer Regierungsbunker im Ahrtal vom Hochwasser verschont

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Ein Boot schwimmt in einem Tunnel des ehemaligen Regierungsbunkers. (Foto: Matthias Brand Focus Fotostudio/dpa/Archivbild)

Die Flutkatastrophe Mitte Juli im Ahrtal mit 133 Toten hat Tausende Häuser unter Wasser gesetzt - nicht aber den ehemaligen Regierungsbunker in dem Flusstal....

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Bad Neuenahr-Ahrweiler (dpa/lrs) - Die Flutkatastrophe Mitte Juli im Ahrtal mit 133 Toten hat Tausende Häuser unter Wasser gesetzt - nicht aber den ehemaligen Regierungsbunker in dem Flusstal. Allerdings hatten schon dessen Erbauer im Kalten Krieg mit Wasserproblemen im Ahr-Gebirge zu kämpfen.

„Viele Leute weiter weg denken jetzt, dass auch der Regierungsbunker vom Hochwasser im Juli betroffen wäre“, sagt Experte Jörg Diester, Autor mehrerer Bücher über eines der bizarrsten und teuersten Bauwerke Westdeutschlands. „Aber das ist er nicht. Der Bunker liegt 43 Meter über der Ahr.“

Nach dem Mauerfall ist er aus Umweltschutzgründen entkernt worden. Nur 200 Meter Tunnel sind bei Bad Neuenahr-Ahrweiler als Museum erhalten. Dieses ist zwar wegen der Zerstörungen im Ahr-Katastrophengebiet vorerst geschlossen. Geplante Besichtigungstouren für Interessenten zu dem unterirdischen Bauwerk und zwei anderen ehemaligen Atomschutzbunkern am 5. und 19. September sowie 10. und 24. Oktober sollen jedoch laut Diester stattfinden.

Beim Bunkerbau in den sechziger Jahren hätten die Planer den Einfluss von Wasser gründlich geprüft. „Anstehender Wasserdruck auf ein unterirdisches Bauwerk macht im Alltag Probleme und findet über Jahre oder Jahrzehnte seinen Weg ins Bauwerk“, erklärt Diester. Das Gestein an der Ahr sei stark wasserführend. Daher seien der zum Bunker ausgebaute frühere Eisenbahntunnel und Nebengänge erst mit Kunstharz isoliert und dann mit 60 Zentimeter dickem Beton ausgekleidet worden. „Wasserprobleme gab es dennoch reihenweise, denn an vielen Stellen war die Isolierung undicht und Wasser drang zum Teil über fingerdicken Strahl ein“, sagt der Buchautor.

Bei einem Atomkrieg hätte sich anstehender Wasserdruck verheerend ausgewirkt, weil die Druckwellen vom Wasser eins zu eins weiter transportiert worden wären. Andererseits sei für den Bunker die nahe Ahr für die Beseitigung von Abwässern und eine Notwassergewinnung wichtig gewesen. Die Abwasserleitungen hatten laut Diester Sicherheitsverschlüsse gegen Druckwellen. Bei den Bunkerbrunnen „spielte die Ahr für den Grundwasserspiegel eine positive Rolle: Wasser war ab 43 Meter Brunnentiefe in Hülle und Fülle vorhanden.“

In die inzwischen entkernten Tunnelröhren des Bunkers ist etwas Grund- und Regenwasser eingedrungen: Experten sind hier bereits mit einem Boot unterwegs gewesen. Einst zählten 897 Büro- und 936 Schlafräume sowie fünf Großküchen und Kantinen zu dem ehedem geheimen Bauwerk. Der „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes“ sollte 3000 Amtsträger vor einem Dritten Weltkrieg mit Atomwaffen schützen.

© dpa-infocom, dpa:210821-99-917143/2

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