Forschung - Kiel:Forscher entwickeln umweltfreundliche Schiffsbeschichtung

Kiel (dpa/lno) - Kieler Nanoforscher haben ein weltweites Umwelt- und Kostenproblem der Schifffahrt entschärft. Sie entwickelten einen neuartigen Schiffsanstrich, der Seepocken, Muscheln und Algen von Schiffsrümpfen auf umweltfreundliche Weise fernhält. Die Forscher gewannen in Qingdao (China) den "Global Marine Technology Entrepreneurship Competition 2017", wie die Universität Kiel am Freitag mitteilte. Rund 120 Teams waren den Angaben zufolge in Vorentscheidungen in Paris, London, Schanghai und am Massachussetts Institute of Technology (MIT) in Boston angetreten.

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Kiel (dpa/lno) - Kieler Nanoforscher haben ein weltweites Umwelt- und Kostenproblem der Schifffahrt entschärft. Sie entwickelten einen neuartigen Schiffsanstrich, der Seepocken, Muscheln und Algen von Schiffsrümpfen auf umweltfreundliche Weise fernhält. Die Forscher gewannen in Qingdao (China) den "Global Marine Technology Entrepreneurship Competition 2017", wie die Universität Kiel am Freitag mitteilte. Rund 120 Teams waren den Angaben zufolge in Vorentscheidungen in Paris, London, Schanghai und am Massachussetts Institute of Technology (MIT) in Boston angetreten.

"Wir freuen uns riesig über diesen Erfolg bei einem der weltweit größten Wettbewerbe zu maritimen Innovationen", sagte Ingo Paulowicz, Vorstand der Uni-Ausgründung Phi-Stone. Die Beschichtung wurde in enger Kooperation von Wissenschaftlern der Firma und der Uni entwickelt. Die ursprüngliche Idee entstand in der Arbeitsgruppe "Funktionale Nanomaterialien" von Professor Rainer Adelung.

Marine Organismen heften sich an Schiffsrümpfe, greifen die Lackierung an und sorgen durch ihre Masse für einen erhöhten Strömungswiderstand. Laut Paulowicz steigert das sogenannte Biofouling den Treibstoffverbrauch von Schiffen um bis zu 40 Prozent. "Das kostet die Transportindustrie weltweit über 150 Milliarden US-Dollar pro Jahr." Jährlich werden weltweit 80 000 Tonnen traditionelle Anti-Fouling-Anstriche mit Kosten von vier Milliarden Dollar verwendet. Sie sind zumeist kupferhaltig und nutzen sich im Laufe des Jahres ab. Dabei geben sie Giftstoffe ins Wasser ab. Zinnorganische Schutzanstriche sind laut Uni Kiel bereits verboten, mit einem Verbot kupferbasierter Anstriche werde 2018 gerechnet.

Die in Kiel entwickelte Beschichtung aus Polythiourethan (PTU) und speziell geformten Keramikpartikeln ist so glatt, dass Pocken, Muscheln und Algen sich nur schwer anheften können. "So bleibt der biokorrosionsbeständige Farbanstrich länger erhalten und Seepocken oder Muscheln können einfach und schnell abgebürstet werden", erklärt Martina Baum, Technische Biologin der Arbeitsgruppe "Funktionale Nanomaterialien".

Die Beschichtung kommt ohne Lösungsmittel aus. Versuche beim Geomar Institut für Ozeanforschung und an Schiffen seien sehr gut verlaufen, sagte Baum. Auch die zweijährige Testphase des Schiffes "African Forest" auf der Route von Belgien bis nach Zentralafrika habe deutlich weniger Bewuchs gezeigt. "Und dieser ließ sich einfach mit dem Schwamm abwischen", ergänzte die wissenschaftliche Projektleiterin Iris Hölken.

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