Klima:El Niño schwächt sich ab

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Einwohner von Cobija in Bolivien retten ihren Kickerkasten vor den Fluten. El Niño hat die Regensaison verschärft. (Foto: STR/AFP)

Laut der Weltwetterorganisation WMO war das Wetterphänomen eines der fünf stärksten je gemessenen. Doch die Rekordtemperaturen der vergangenen Monate erklärt das nur zum Teil. Und es ist noch nicht vorbei.

Das heftige Klimaphänomen El Niño, das zu den extrem hohen globalen Temperaturen der vergangenen Monate beigetragen hat, geht dem Ende zu. Es dürfte das Wetter in diesem Jahr aber weiterhin prägen. Laut einem am Dienstag veröffentlichten Update der Weltwetterorganisation (WMO) erreichte der seit Juni 2023 aktive El Niño im Dezember seinen Höhepunkt und war eines der fünf stärksten je registrierten Exemplare. Inzwischen schwäche sich das Phänomen ab. In den kommenden Wochen dürften weiter El-Niño-Bedingungen herrschen. Für April bis Juni rechnet die WMO wie zuvor schon Experten des US-amerikanischen Climate Prediction Centers aber bereits mit dem Ende - zumindest mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit. Ob sich im Anschluss das Gegenstück zu El Niño entwickelt, eine La Niña, sei bislang unklar. Allerdings gibt es laut dem jüngsten Bericht des Climate Prediction Centers eine "historische Tendenz", dass auf starke Niños eine La Niña folgt.

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Üblicherweise tritt ein El Niño alle zwei bis sieben Jahre auf und hält neun bis zwölf Monate an. Bei dem Phänomen erwärmt sich das Wasser an der Oberfläche des zentralen und östlichen tropischen Pazifik, also des Meeres westlich von Peru. Die Passatwinde, die dort normalerweise von Ost nach West wehen, schwächen sich ab oder kehren sich um. Dieses Phänomen beeinflusst Wettermuster weltweit: Über Indonesien regnet es eher weniger, auch in Teilen der Sahelzone kann es trockener werden. In Mittelamerika und am Horn von Afrika kann es hingegen ungewöhnlich starke Regenfälle geben.

Die Meeresoberfläche vor Peru war zwei Grad Celsius wärmer als normal

Insgesamt wirkt ein El Niño zudem wie eine Art Pumpe, die Wärme aus tieferen Schichten des Ozeans nach oben schaufelt. Dadurch sind die globalen Mitteltemperaturen in El-Niño-Jahren meist höher als sonst. La Niña wirkt ziemlich genau umgekehrt: Es ergeben sich tiefere Temperaturen vor Peru, stärkere Passatwinde und kühlere Bedingungen weltweit.

Dass der aktuelle El Niño zu den stärkeren gehören würde, hatte sich abgezeichnet. Er bleibt laut der WMO aber hinter den historisch starken Niños von 1997/98 und 2015/2016 zurück. Gemessen wird das an der Oberflächentemperatur des Ozeans vor Peru, die in diesem Fall rund zwei Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt lag. Typischerweise hat ein El Niño nach WMO-Angaben die stärksten Auswirkungen im zweiten Jahr, in diesem Fall wäre das 2024. Deshalb und aufgrund der immer noch hohen Oberflächentemperaturen in weiten Teilen der Ozeane rechnet die WMO auch in den kommenden Monaten mit erhöhten Temperaturen über fast allen Landflächen.

Seit dem Beginn des aktuellen El Niño im Juni 2023 hat jeder einzelne Monat einen neuen monatlichen Temperaturrekord gesetzt. Das Jahr 2023 war global mit Abstand wärmer als jedes andere bislang gemessene Jahr. Die WMO-Experten betonen, El Niño habe zu diesen Rekorden zwar beigetragen. Der Hauptgrund aber sei der Klimawandel. "Die Ozean-Oberflächentemperaturen im äquatorialen Pazifik spiegeln eindeutig El Niño wider", sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo laut einer Mitteilung der Behörde. Aber auch in anderen Teilen der Welt waren die Ozeantemperaturen in den vergangenen zehn Monaten viel zu hoch, die Meeresoberflächentemperatur im Januar war mit Abstand die höchste je in diesem Monat gemessene. "Das ist beunruhigend und kann nicht allein durch El Niño erklärt werden."

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