Promotion:Gutes Geld für gute Arbeit

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Doktoranden arbeiten an ihrem Forschungsprojekt an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. (Foto: Oliver Ring/imago)

Doktoranden leisten anspruchsvolle Arbeit für die Gesellschaft. Sie verdienen ordentliche und angemessen bezahlte Stellen.

Kommentar von Christian Weber

Ein in vielen Köpfen verbreitetes Märchen ist die Annahme, wir lebten in einer Leistungsgesellschaft. Tatsächlich geht es in unserer Marktwirtschaft vor allem um Knappheit, also um Angebot und Nachfrage. Gerade auf dem Arbeitsmarkt entspricht die Nachfrage nicht immer den Fähigkeiten und der Leistung der Bewerber, sondern meist dem aktuellen, privatwirtschaftlich monetarisierbaren Bedarf. Das ist der Grund, wieso Investmentbanker, Unternehmensberater und Notare ein bisschen zu viel Geld verdienen und junge Journalisten und Wissenschaftler deutlich zu wenig. Insofern ist es zu begrüßen, wenn etwa Mitglieder der Jungen Akademie - einer Vertretung des herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchses - immer mal wieder einen ordentlich dotierten Tarifvertrag für Promovierende fordern.

Noch profitiert das System von der Leidenschaft und Neugier der jungen Forscher

Schon klar, Märkte haben nicht zu beurteilen, was eine Arbeit ihrem Wesen nach wert wäre. Und wenn der Investmentbanker seine Bank reich macht (statt sie zu zerrütten) und der Unternehmensberater eine Firma mit einer klugen Analyse rettet, dann sollen die Auftraggeber über das Honorar entscheiden. Nun gibt es aber gesellschaftlich wichtige Bereiche, wo Märkte nicht funktionieren, weil sich mit den dort erbrachten, herausragenden Leistungen zumindest kurzfristig nicht ausreichend Geld verdienen lässt. Das ist der Grund, wieso in Deutschland der Staat etwa Opernhäuser und Theater kräftig subventioniert, damit Menschen Aufführungen erleben können, die es in den meisten Ländern der Welt nicht zu sehen gibt.

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Ein bisschen ist es so auch in der Wissenschaft. Vor allem in der Grundlagenforschung ist nicht auf die Schnelle Geld zu verdienen, aber langfristig ist sie für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft sogar deutlich wichtiger als Spitzenoper. Trotzdem führen viele Doktoranden, vor allem in den Geisteswissenschaften, eine eher prekäre Existenz auf einer halben Stelle bei voller Arbeit. Man kann das vielleicht noch als Durststrecke rechtfertigen, wenn man dann Anfang 30 als Ingenieur oder KI-Forscherin beruflich so richtig durchstarten kann. Wer in der Wissenschaft bleiben will oder als Kulturanthropologin den Arbeitsmarkt betritt, wird aber ohnehin häufig noch Jahre zu kämpfen haben.

Noch profitiert das Wissenschaftssystem in Deutschland davon, dass sich genügend junge Menschen aus Leidenschaft und Neugier trotz aller Widrigkeiten für die Promotion entscheiden. Aber möglich, dass bereits jetzt der Forschung manch kluger Kopf entgeht, der mit Ende 20 nicht mehr in einer WG leben möchte. Doch abgesehen davon ist es auch einfach eine Frage der Gerechtigkeit, dass anspruchsvolle Arbeit marktüblich bezahlt wird.

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