Verhaltensbiologie:Auch Delfine nutzen Babysprache

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Das Pfeifen von Delfinen wird höher, wenn sie mit Neugeborenen kommunizieren. (Foto: imago stock/imago images/Ardea)

Wer mit Babys oder Kleinkindern spricht, ändert instinktiv Aussprache und Tonhöhe. Das machen offenbar nicht nur Menschen so.

Hohe Stimme, deutliche Aussprache und längere Pausen zwischen Wörtern: Wenn ältere Menschen mit Babys oder Kleinkindern reden, ändern sie meist instinktiv ihre Art zu sprechen und die Tonhöhe. Doch nicht nur Menschen benutzen den sogenannten Baby-Talk. Auch Delfine kommunizieren mit ihrem Nachwuchs anders als mit ausgewachsenen Tieren, wie ein internationales Forscherteam im Wissenschaftsjournal PNAS schreibt. Demnach verändern Große Tümmler (Tursiops truncatus) ihre charakteristischen Pfiffe, wenn sie mit ihren Kälbern kommunizieren.

Laut Studien, die Menschen-Babys im Spracherwerb beobachtet haben, kann die typische Art und Weise, wie Menschen mit einem Baby oder Kleinkind reden, unter anderem beim Spracherwerb helfen. Bei Tieren gebe es nur sehr wenige Belege für ein ähnliches Verhalten, schreiben die Forscherinnen und Forscher, die in den USA, Italien, Großbritannien und Dänemark arbeiten, in PNAS.

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Bei Delfinen zeige sich der Baby-Sprech durch veränderte Pfiffe. Diese Pfiffe können sich durch teils ausgeprägte Anpassungen der Frequenz sehr unterscheiden. Damit ähneln sie zum Teil der Funktion menschlicher Sprache. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die besondere Kommunikation der Delfinmütter mit dem Nachwuchs dazu dienen könnte, die Aufmerksamkeit zu erhöhen, eine emotionale Bindung zu schaffen und das stimmliche Lernen der Kälber zu fördern.

Eine Population von Großen Tümmlern in der Sarasota Bay, einer Lagune an der Westküste des US-Staates Florida, wurde von den Forschern um Laela Sayigh untersucht. Die Delfine wurden dafür vorübergehend eingefangen, die Mütter dann abwechselnd mit ihren Kälbern oder anderen ausgewachsenen Tieren zusammengeführt. Bei den Zusammenführungen tauschten Kälber und Mütter fast ununterbrochen Pfiffe aus. Die Forscher bemerkten dabei, dass die Mütter Pfiffe mit deutlich höheren Maximalfrequenzen und größeren Frequenzabweichungen von sich gaben, wenn sie mit ihren Kälbern zusammen waren.

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