Das ursprünglich aus Afrika stammende West-Nil-Virus hat sich innerhalb von vier Jahren in den gesamten USA ausgebreitet. Welche Tiere dabei eine besondere Rolle als Überträger gespielt haben, beschreibt der Biologe Marm Kilpatrick von der University of California ( Science, Bd. 334, S. 323, 2011).
Demnach dient vor allem die Wanderdrossel als sogenannter Brückenvektor: Das West-Nil-Virus infiziert den in Nordamerika verbreiteten Singvogel, bei dem sich wiederum Mücken anstecken. Wie Kilpatrick schreibt, stecken sich bis zu 80 Prozent aller infizierten Mücken bei Wanderdrosseln an - obwohl diese Vögel nur einen vergleichsweise geringen Anteil an allen nordamerikanischen Vogelarten ausmachen.
Außerdem konnte Kilpatrick jene drei Mückenarten der Gattung Culex identifizieren, die in Nordamerika für die Verbreitung des Virus unter Menschen besonders entscheidend sind. Überraschenderweise handelt es sich dabei um Arten, die nur relativ selten Menschen stechen und deshalb lange nicht als Hauptüberträger angesehen wurden.
"Moskitoarten, die häufig Menschen stechen, sind nicht so entscheidend für die Übertragung des Virus, da diese Mücken zugleich selten Vögel stechen und daher selten infiziert werden", sagt Kilpatrick.
Das West-Nil-Virus gelangte im Jahr 1999 nach Nordamerika, vermutlich durch eine infizierte Mücke in einem Flugzeug. Bis zum Jahr 2010 waren dort etwa 1,8 Millionen Menschen infiziert; 1300 starben an den Folgen. In den meisten Fällen verläuft die Infektion jedoch harmloser. Seit einigen Jahren kommt das Virus auch in Teilen Süd- und Südosteuropas vor. Auch hier starben Menschen bereits an den Folgen.