Archäologie - Korb:Archäologen finden älteste Baumkelter Baden-Württembergs

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Korb (dpa/lsw) - Bei Ausgrabungen auf einer Baustelle ist ein Team von Archäologen in Korb (Rems-Murr-Kreis) auf Spuren einer hölzernen Weinpresse aus dem 14. Jahrhundert gestoßen. Bei dem Fund auf dem Areal der ehemaligen Gemeinschaftskelter im Ortsteil Kleinheppach soll es sich nach Angaben des Stuttgarter Regierungspräsidiums um die älteste Baumkelter Baden-Württembergs handeln. "Sie konnte auf die Zeit um das Jahr 1344 datiert werden", teilte das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) am Montag mit.

Laut LAD stammt die erste schriftliche Erwähnung von Kelterbäumen im Ortsteil Kleinheppach aus der Zeit um 1400. "Weinanbau hingegen ist bereits für 1284 bezeugt", teilte das Amt weiter mit. Der Fund beweise, dass es dort schon früher eine Baumkelter gegeben haben muss.

Auf die Überreste waren die Experten bei einer sogenannten Rettungsgrabung gestoßen. Während Zeit bei Forschungsgrabungen keine wesentliche Rolle spielt, stehen Rettungsgrabungen zum Teil unter erheblichem Druck. Meistens werden sie im Vorfeld von Baumaßnahmen nötig, wenn eine archäologische Fundstelle nicht erhalten werden kann.

Nach dem Abriss der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gemeinschaftskelter 2017 sollten Archäologen vor einem Neubau herausfinden, ob noch Reste einer Vorgängeranlage zu finden waren. Denn bereits 1581 wird laut LAD in Schriftquellen eine "Alte Kelter" erwähnt, deren Standort jedoch bisher nicht bekannt war. In einer Grube stießen die Experten auf zwei rechteckig zugearbeitete Eichenbalken, die vermutlich einen Kelterbaum trugen. "Zusammen mit einem weiteren Balkenpaar fixierten sie den Baum, mit dem – verstärkt durch ein Gegengewicht – nach dem Prinzip des einarmigen Hebels Druck auf das Pressgut aufgebracht wurde", teilte das LAD mit.

Es seien auch die Überreste eines alten Trauben-Tresters aus dem 14. Jahrhundert nachgewiesen worden. "Bei dem Trester handelt es sich damit um den ältesten bisher gefundenen in Süddeutschland", hieß es. Auch Traubenkerne, Teile der Traubenstiele und -häute seien enthalten. Mit den botanischen Resten und Analysen wollen die Wissenschaftler nun versuchen, unter anderem Sorte und Züchtungsgrad der Trauben zu erschließen.

© dpa-infocom, dpa:220110-99-655297/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: