Zentralbanken:Finanzmärkte bejubeln anhaltende Geldflut

Frankfurt/Main/New York (dpa) - Die internationale Finanzmärkte feiern euphorisch die anhaltende Geldflut der US-Notenbank Fed. Die aufgeschobene geldpolitische Wende löste weltweit ein Kursfeuerwerk aus. Nach den neuen Rekordständen an den amerikanischen Aktienmärkten erklomm auch der deutsche Leitindex Dax am Donnerstag neue Bestmarken.

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Frankfurt/Main/New York (dpa) - Die internationale Finanzmärkte feiern euphorisch die anhaltende Geldflut der US-Notenbank Fed. Die aufgeschobene geldpolitische Wende löste weltweit ein Kursfeuerwerk aus. Nach den neuen Rekordständen an den amerikanischen Aktienmärkten erklomm auch der deutsche Leitindex Dax am Donnerstag neue Bestmarken.

Viele Ökonomen und Analysten reagierten überrascht, einige sehr besorgt. Der geldpolitische Kurs der Fed berge große Risiken, warnte ZEW-Präsident Clemens Fuest. Man müsse bei der Geldflut auch in Europa vor Preisblasen auf der Hut sein.

Anstatt wie erwartet die Geldschleusen etwas zu schließen, hatte die US-Notenbank am Mittwochabend angekündigt, ihre zur Konjunkturstützung aufgelegten milliardenschweren Anleihekäufe in unveränderter Höhe beizubehalten. Sie begründete die Entscheidung vor allem mit der instabilen Wirtschaftslage, dem zuletzt deutlichen Anstieg der Markt- und Hypothekenzinsen sowie dem nach wie vor verhaltenen Preisauftrieb. Es müssten erst noch mehr Beweise vorliegen, dass die Erholung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes tatsächlich gefestigt sei.

Besonders stark fiel die Reaktion in den Schwellenländern aus. Sie waren in den letzten Monaten massiv unter Druck geraten, weil erwartet wurde, dass die Fed aus ihrer Billiggeldpolitik aussteigt. Ausländische Investoren zogen Gelder ab. Jetzt atmen auch dort die Märkte sichtlich durch. Insbesondere in Südostasien legten Aktien, Währungen und Staatsanleihen auf breiter Front zu.

An den Börsen fiel die Reaktion am heftigsten in Indonesien, Thailand, Indien und den Philippinen aus. Die indonesische Börse in Jakarta gewann mehr als viereinhalb Prozent, in Indien waren es mehr als drei Prozent. Auch Staatsanleihen aus der Region legten stark zu, nachdem es in den Wochen zuvor zu einem Ausverkauf gekommen war.

"Die Entscheidung der Fed ist sowohl für uns als auch die Märkte eine Überraschung", kommentierten Experten der britischen Großbank Barclays. An der Wall Street waren die Leitindizes am Mittwochabend auf Rekordstände gestiegen. Sie lieferten damit die Vorlage für die Börsenplätze Asiens und Europas.

In Deutschland setzte der Dax seine Rekordjagd am Donnerstagmorgen fort und erzielte bei 8770,10 Punkten eine neue Bestmarke. Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank kommentierte: "Die US-Notenbank geht auf Nummer sicher und will kein Konjunktur- oder Zinsrisiko eingehen." Vorerst sei klar: "Money makes the markets go round", sagte Halver. "Die US-Notenbank bleibt weiter mit Vollgas auf dem Pedal", kommentierte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research.

Ökonom Fuest vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) warnte, es sei "sicherlich das große Risiko dieser Politik des Gelddruckens, dass die Preise immer mehr in die Höhe gehen für Vermögensgüter". So bestehe die Gefahr einer erneuten Immobilienblase in den USA. Auch in Europa müsse man vor Preisblasen, die platzen könnten, auf der Hut sein. Große Erschütterungen an den Märkten weltweit wären die Folge.

Auch am Devisenmarkt waren die Reaktionen heftig. Der US-Dollar fiel mit der Aussicht auf eine unverändert hohe Geldschwemme deutlich zurück.

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