Zentralbanken:Experten kritisieren US-Notenbank Fed scharf

Frankfurt/Main (dpa) - Die überraschende Entscheidung der US-Notenbank Fed, weiter ungebremst Billiggeld zu drucken, wird von einigen Experten heftig kritisiert. Die US-Währungshüter hatten am Mittwochabend beschlossen, doch keine Wende der Geldpolitik einzuleiten.

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Frankfurt/Main (dpa) - Die überraschende Entscheidung der US-Notenbank Fed, weiter ungebremst Billiggeld zu drucken, wird von einigen Experten heftig kritisiert. Die US-Währungshüter hatten am Mittwochabend beschlossen, doch keine Wende der Geldpolitik einzuleiten.

Analysten und Finanzmärkte wurden auf dem falschen Fuß erwischt - sie waren auf eine Drosselung eingestellt. "Unserer Ansicht nach haben Ben Bernanke und seine Fed gestern Abend ihr letztes Stück an Glaubwürdigkeit verspielt", kommentierten die Analysten vom Bankhaus Metzler. "Denn was muss man schlussfolgern, wenn der Chef der US-Notenbank nicht in der Lage ist, die Konjunktur einigermaßen sicher drei Monate im Voraus abzuschätzen."

Die Fed hatte ihren fehlenden Kurswechsel damit begründet, dass Wirtschaft und Arbeitsmarkt doch noch zu schwach seien, um die geldpolitischen Stützen abzubauen. Harte Kritik äußerten auch Experten der Commerzbank: Zu Recht stellten sich viele Marktteilnehmer nun wohl die Frage, was Hinweise der Fed letztlich wert seien.

US-Experte Nils Jannsen vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hält die starre Koppelung der Niedrigzinspolitik der Fed an die weitere Entwicklung der Arbeitslosigkeit für höchst riskant. "Die Fed hat es sich mit ihrer neuen Kommunikationsstrategie erschwert, ihre Geldpolitik nennenswert zu straffen, selbst wenn sie das später einmal für angebracht halten sollte", erklärte Jannsen.

Auch nach Ansicht von ZEW-Präsident Clemens Fuest treibt die Fed eine riskante Politik. Wenn die Anleihekäufe am Ende tatsächlich eingestellt würden, bestehe das große Risiko, "dass dann ein großer Absturz droht", warnte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Deutschlandradio Kultur.

Die Notenbank habe eine Chance verpasst, resümierte Anlagestratege Frank Engels vom Fonds-Anbieter Union Investment. "Die Fed dürfte Angst vor den Geistern bekommen haben, die sie im Mai diesen Jahres noch selbst rief." Damals hatte Notenbankchef Bernanke erstmals konkret den Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik umrissen. Die Märkte reagierten extrem auf den befürchteten Billiggeld-Entzug.

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