Wirtschaft kompakt:Toyota gibt Cash für Clunkers

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Der Pannenkonzern Toyota will verunsicherten Kunden den Autokauf mit Zusatzrabatten schmackhaft machen. Außerdem: Das Ende der Autokrise und der Beginn einer Hartz-IV-Antragsflut.

Nach seiner Pannenserie will der japanische Autohersteller Toyota in den USA nun mit Zusatzrabatten locken. Jede Art von Kaufanreiz werde geprüft, sagte US-Vertriebschef Bob Carter nach einem Treffen mit rund 300 Toyota-Händlern. Der Konzern werde im März so aggressiv wie nötig auftreten, um Kunden zu halten und neue anzuwerben. Entscheidungen über die Angebote seien allerdings noch nicht gefallen, sagte Vize Don Esmond.

Toyota ruft mehr als acht Millionen Fahrzeuge zurück und will nun mit Zusatzrabatten Kunden locken. (Foto: Foto: dpa)

Unternehmensnahen Kreisen zufolge erwägt Toyota einen Rabatt von 1000 Dollar zusätzlich zum derzeitigen Treue-Bonus in gleicher Höhe. Damit gebe der Konzern Rivalen wie General Motors, Ford und Hyundai Kontra, die Vorteile aus Toyotas Schwäche schlagen wollen. Toyota ziehe zudem kostenlose Wartungsprogramme und längere Garantielaufzeiten in Betracht, hieß es weiter.

Wegen Problemen mit klemmenden Gaspedalen, Bremssystemen und lockeren Fußmatten hat Toyota weltweit mehr als 8,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten beordert. Am stärksten betroffen davon ist das US-Geschäft. Der Absatz in Nordamerika ging im Januar um 16 Prozent zurück und fiel damit auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt.

Klemmende Gaspedale und rutschende Fußmatten bei einer ganzen Reihe von Toyota-Modellen sollen mehr Menschen das Leben gekostet haben als bisher bekannt. Die US-Behörde für Verkehrssicherheit zählt mittlerweile 34 Opfer, wie aus Daten der Behörde hervorgeht. Bislang war man von 21 Toten in den vergangenen zehn Jahren im Zusammenhang mit dem Problem ungewollter Beschleunigung ausgegangen.

Autokonzerne feiern Absatzplus

Das Pkw-Geschäft hat sich im Januar auf den meisten internationalen Märkten positiv entwickelt. Nachdem vor einem Jahr mit der Finanz- und Wirtschaftskrise die Automobilnachfrage weltweit eingebrochen war, begannen viele Märkte das Jahr 2010 mit einem Absatzplus, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte.

In Westeuropa übertraf die Anzahl der Neuzulassungen mit mehr als einer Million Pkw demnach das Vorjahresergebnis um 16 Prozent. Der französische Markt wuchs um 14 Prozent. In Großbritannien legten die Verkäufe dem VDA zufolge um fast 30 Prozent zu; in gleicher Größenordnung stieg der Absatz in Italien. Spanien wies demnach ein Plus von 18 Prozent bei den Pkw-Neuzulassungen auf. In Russland blieb die Nachfrage dagegen schwach. Im Januar wurden dort knapp 74.100 Pkw verkauft (minus 37 Prozent).

Die Nachfrage nach deutschen Marken habe sich dabei deutlich besser entwickelt als der Gesamtmarkt und einen Zuwachs von fast einem Viertel verzeichnet. Damit sei der Marktanteil der deutschen Marken auf 8,2 Prozent gestiegen.

In Japan legten die Pkw-Neuzulassungen im Januar um knapp ein Viertel auf fast 320.000 Fahrzeuge zu. In China registrierte der VDA im sonst eher absatzschwachen Januar ein mehr als doppelt so gutes Verkaufsergebnis von knapp 1,1 Millionen Pkw (plus 121 Prozent).

Shell friert Vorstandsgehälter ein

Das Geld kommt später: Der niederländisch-britische Ölkonzern Royal Dutch Shell friert nach einem Aufstand der Aktionäre die Vorstandsgehälter ein. Zudem sollen neue Regeln für Bonuszahlungen gelten, wie der seit Herbst 2009 amtierende Vorsitzende der Entgeltkommission des Unternehmens, Hans Wijers, in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an die Aktionäre schrieb.

Die Shell-Aktionäre hatten bei der Hauptversammlung im vergangenen Mai mit knapp 60 Prozent ihre Zustimmung zu den Vorstandsgehältern verweigert.

Die Grundgehälter von Vorstandschef Peter Voser und Finanzchef Simon Henry sollen zumindest bis Anfang kommenden Jahres nicht steigen. Die beiden Manager, die erst im Sommer 2009 an die Shell-Spitze rückten, bekommen schon 20 Prozent weniger als ihre Vorgänger, wie Wijers betonte. Die Boni in Form von Auszahlungen und Aktien sollen sich künftig stärker am langfristigen Unternehmenserfolg orientieren. Sollte das Unternehmen seine vereinbarten Ziele nicht erreichen, soll es keine Sonderzahlungen mehr geben. Diese hatte es für 2008 noch gegeben, obwohl Shell seine Ziele verfehlte.

Bundesagentur rechnet mit Ablehnungen

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Neuregelung der Hartz-IV-Sätze ist bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) eine Flut von Anträgen eingegangen. "Wir werden in den Jobcentern nach dem Hartz-IV-Urteil mit Anträgen auf besondere Leistungen überhäuft", sagte BA-Vorstandsvize Heinrich Alt der Bild-Zeitung. "Viele davon werden wir ablehnen müssen, da es zum Großteil keine besonderen Härtefälle sind."

Das Verfassungsgericht habe festgelegt, dass es nicht um kaputte Waschmaschinen ginge, sondern nur um absolute Einzelfälle wie besondere Erkrankungen, bei denen die Krankenkasse nicht zahle.

Das Bundesverfassungsgericht hatte vor einer Woche die Regelsätze für Hartz-IV-Empfänger für verfassungswidrig erklärt und eine Neuregelung gefordert. Es wird erwartet, dass der Staat nach der Revision möglicherweise mehr Geld für die Unterstützung besonders von Kindern aufwenden muss.

EADS entscheidet über A400M-Kompromiss

Der Rüstungskonzern EADS prüft den neuen Kompromissvorschlag zur Finanzierung des Militärtransporters Airbus A400M. Das Angebot der sieben Käuferstaaten sei eingegangen und werde nun bewertet, sagte ein EADS-Sprecher. Das Unternehmen werde sich zu gegebener Zeit zum Ergebnis der Prüfung äußern. In Verhandlungskreisen wurde mit einer schnellen Entscheidung innerhalb von 48 Stunden gerechnet.

Das Verteidigungsministerium hatte mitgeteilt, dass die Länder EADS einen neuen Vorschlag unterbreitet hätten. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind sie bereit, etwa 3,5 Milliarden Euro der Mehrkosten zu übernehmen. Rund zwei Milliarden Euro könnten über eine verringerte Stückzahl sowie 1,5 Milliarden Euro über staatliche Kredithilfen aufgebracht werden.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters/AP/jcb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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