Wirtschaft kompakt:Hurd rühmt Oracle

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Lob oder Selbstkritik? Nach Jahren an der HP-Spitze preist der frühere HP-Chef Mark Hurd den einstigen Konkurrenten Oracle - seinen jetztigen Arbeitgeber. Außerdem: Carrefour modernisiert seine Märkte. Das Wichtigste in Kürze.

Weich gefallen: Erst vor wenigen Wochen flog Mark Hurd bei Hewlett-Packard in hohem Bogen raus, doch nun kann er sich schon wieder in gutem Licht präsentieren. Denn als neuer Co-Präsident des Softwarekonzerns Oracle legte er hervorragende Zahlen für das erste Geschäftsquartal vor.

Oracle-Chef Larry Ellison (rechts) bei einer früheren Konferenz, zu der Mark Hurd zugeschaltet wurde. Die beiden Manager ziehen bei Oracle nun an einem Strang. (Foto: AP)

Mit den Zahlen lag Oracle deutlich über den Erwartungen der Wall Street. Insbesondere im wichtigen Geschäft mit neuen Softwarelizenzen sorgte der Konzern für eine faustdicke Überraschung. Im Januar hatte der weltweit drittgrößte Softwarehersteller Sun Microsystems übernommen und sich damit im Hardware-Geschäft eine starke Position geschaffen.

Unternehmen redeten ständig davon, durch Akquisitionen Synergien zu schaffen, sagte Investment-Stratege Michael Yoshikami von YCMNET Advisors. "Oracle hat wirklich gezeigt, dass sie es können."

Dank Sun stieg der Konzernumsatz im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal um 50 Prozent auf 7,6 Milliarden Dollar. Analysten hatten dagegen im Schnitt nur mit 7,27 Milliarden gerechnet. Der Gewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 1,35 Milliarden Dollar. Vor Sonderposten lag das Ergebnis mit 42 Cent je Aktie über der Markterwartung von 37 Cent.

Auch im Stammgeschäft legte Oracle kräftig zu. Der Umsatz mit neuen Software-Lizenzen schnellte um 25 Prozent nach oben auf 1,3 Milliarden Dollar.

In seinem ersten Auftritt als neuer Co-Präsident bei Oracle geizte Hurd nicht mit Lob für seinen neuen Arbeitgeber. Er glaube, kein anderes Unternehmen in der Branche sei derzeit besser positioniert als Oracle, verkündete der 54-Jährige in einer Telefonkonferenz.

Damit stellte er allerdings indirekt auch seine eigenen Leistungen als langjähriger Konzernlenker bei HP infrage. Der Chef des Konkurrenten IBM, Sam Palmisano, hatte zuletzt in einem Interview gestichelt, Hurds Sparaktionen hätten Hewlett-Packard die Innovationskraft genommen.

Hurd hatte HP erst vor knapp sechs Wochen im Streit mit dem Verwaltungsrat nach einer Affäre mit einer freien Mitarbeiterin und Vorwürfen falscher Abrechnungen verlassen.

Nachdem ihn Oracle-Chef Larry Ellison Anfang des Monats ins Top-Management geholt hatte, wurde Hurd von HP verklagt. Sein bisheriger Konzern befürchtet nach eigenen Angaben, dass Hurd Firmengeheimnisse an Oracle verrät.

Hurd, der mit Ellison seit Jahren persönlich befreundet ist, spielt als einer der beiden Co-Präsidenten eine Schlüsselrolle bei Oracle, da sich Ellison weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat. Es wird auch spekuliert, dass er eines Tages Nachfolger des 66-jährigen Konzerngründers an der Oracle-Spitze werden könnte.

Bei Deutschlands größtem Brillenhersteller Rodenstock rückt ein erneuter Eigentümerwechsel näher. In Branchenkreisen wurde am Freitag ein entsprechender Bericht des Handelsblattes bestätigt.

Inzwischen hätten 85 Prozent der Gläubigerbanken einer Übernahme des hochverschuldeten Münchner Unternehmens durch die Beteiligungsgesellschaft Trilantic zugestimmt.

An der Gesellschaft ist der Chef des Schweizer Luxuswarenkonzerns Richemont, Johann Rupert, maßgeblich beteiligt. Derzeit sperrten sich noch zwei Hedgefonds gegen den Schritt, berichtete die Zeitung. Nach Einschätzung im Unternehmensumfeld reiche aber eine Dreiviertel-Mehrheit.

Demnach sieht der geplante Deal vor, dass Trilantic 42 Millionen Euro investiert und dafür die Mehrheit an dem Unternehmen bekommt. Der bisherige Eigentümer Bridgepoint solle 28 Millionen Euro geben und eine Minderheitsbeteiligung behalten. Damit und mit dem Erlös aus einem Grundstücksverkauf könnten die Schulden um 80 Millionen Euro reduziert werden. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern.

Die Opel-Mutter General Motors könnte nach Angaben ihres neuen Chefs für die Rückzahlung der Staatshilfen mehrere Jahre brauchen.

Der Konzern könne die Schulden an den Steuerzahler nicht auf einmal begleichen, aber peile den schnellstmöglichen Weg an, sagte Dan Akerson bei seinem ersten Treffen mit Journalisten seit seinem Amtsantritt vor zwei Wochen.

Zu der geplanten Rückkehr an die Börse wollte sich Akerson nicht äußern. Laut mit den Plänen vertrauten Personen könnte der IPO innerhalb der nächsten zwei Monate stattfinden.

Die Regierungen der USA und Kanadas hatten GM im vergangenen Jahr mit 50 Milliarden Dollar an Steuergeldern vor dem Aus gerettet und halten seither die Mehrheit an der einstigen Industrie-Ikone.

Im Zuge der Sanierung war das mittlerweile auch "Government Motors" genannte Unternehmen von der Börse genommen worden. Akerson schloss unterdessen eine Gewinnbeteiligung der US-Gewerkschaft UAW nicht aus.

Das Thema könnte bei den 2011 anstehenden Tarifverhandlungen Teil der Tagesordnung sein, sagte er. Die Arbeitnehmervertreter hoffen bei den Verhandlungen einige der in Krisenjahren gemachten Zugeständnisse rückgängig machen zu können.

Europas größter Handelskonzern Carrefour will mit Milliardeninvestitionen sein Ladennetz im großen Stil modernisieren. In Westeuropa sollen 1,5 Milliarden Euro in die Generalüberholung der Großmärkte - der sogenannten Hypermachés - fließen, kündigte Carrefour an.

Betroffen von dem Umbau sind knapp die Hälfte der 500 großflächigen Verbrauchermärkte in Frankreich, Spanien, Belgien, Italien und Griechenland. Den Plänen zufolge sollen die Filialen zwischen 2011 und 2012 auf Vordermann gebracht werden. Pro Markt veranschlagt Carrefour-Chef Lars Olofsson Kosten im Schnitt von 4,2 Millionen Euro.

An der Börse profitierten die Carrefour-Aktien von der Bekanntgabe der Pläne. Das Papier stieg am Morgen um knapp fünf Prozent auf 40,15 Euro. Positiv wirkte dabei auch die Hochstufung dest Titels durch die Investmentbank Exane.

Die Aktionäre des italienischen Automobilherstellers Fiat haben der Aufspaltung des Konzerns zugestimmt. Künftig soll das Automobilgeschäft getrennt von der Industriesparte geführt werden, zu der die Lastwagen und das Landmaschinengeschäft gezählt werden.

Den im April von Fiat-Chef Sergio Marchionne vorgestellten Plan segneten die Aktionäre auf einer Hauptversammlung ab. Beide Unternehmen sollen ab Januar nächsten Jahres als eigenständige Gesellschaften an der Mailänder Börse gelistet werden.

Die Aufspaltung soll auch für den Kapitalmarkt eine größere Transparenz schaffen. Zum Automobilgeschäft gehören die Marken Fiat, Lancia und Alfa Romeo sowie die Sportwagenhersteller Ferrari und Maserati. Hinzu kommen die Beteiligung am US-Autobauer Chrysler sowie einige Komponentenhersteller wie Magneti Marelli.

Die Industriesparte vereint die Lastwagenmarke Iveco sowie den Land- und Baumaschinenhersteller Case New Holland (CNH). Das reine Autogeschäft könnte zu einem späteren Zeitpunkt mit dem US-Hersteller Chrysler zusammengeschlossen werden, an dem Fiat derzeit 20 Prozent hält. Die Beteiligung am aus der Insolvenz hervorgegangenen US-Autobauer soll aber beim Erreichen bestimmter Sanierungsschritte steigen.

Marchionne, der in Personalunion auch Chrysler führt, bekräftigte, eine Rückkehr von Chrysler an die Börse sei im kommenden Jahr denkbar. Die aktuellen Schulden von Fiat werden auf die beide neuen Unternehmen verteilt, so dass auf ihnen künftig jeweils Schulden in Höhe von 2,5 Milliarden Euro lasten.

ThyssenKrupp hat sich mit Griechenland über den Verkauf der griechischen Werft Hellenic Shipyards (HSY) geeinigt. Wie Deutschlands größter Stahlkonzern mitteilte, haben ThyssenKrupp Marine Systems, Abu Dhabi MAR und die griechische Regierung Einigkeit über die Vertragstexte zur Umsetzung des Rahmenabkommens von Mitte März erzielt.

Eine Sprecherin von ThyssenKrupp sagte, dass das Rahmenabkommen nun vertraglich ausformuliert worden sei. Demnach verpflichtet sich Griechenland zur Abnahme der vier bestellten U-Boote und zur Zahlung von rund 320 Millionen Euro. Des weiteren sei statt der ursprünglich vorgesehenen Modernisierung zweier alter Boote die Bestellung zweier neuer vereinbart worden, ergänzte sie.

Die Kosten dafür bezifferte das griechische Verteidigungsministerium auf 175 Millionen Euro. ThyssenKrupp kann damit wie vereinbart 75,1 Prozent von HSY an Abu Dhabi MAR abgeben, sofern der Vertrag die parlamentarische Zustimmung erreicht.

Die ThyssenKrupp-Schiffbautochter hatte die staatliche HSY 2002 übernommen, nachdem Griechenland die Werft mit dem Bau von vier U-Booten beauftragt hatte. Wegen angeblicher Technikmängel hat die Regierung die Abnahme der Boote jedoch verweigert. Die Außenstände summieren sich deshalb auf 524 Millionen Euro.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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