HP: Rauswurf von Hurd:Obsession - der Konzernchef und der Fernsehstar

Die Frau spielte in Softsexfilmen, war im US-Fensehen - und brachte jetzt in einer pikanten Affäre den HP-Chef Mark Hurd um den Job. Jodie Fisher bereut, was geschah. HP sucht derweil fieberhaft nach Hurds Nachfolger.

Bereut sie wirklich? Oder kartet sie ironisch nach? Die Frau, nach deren Vorwürfen der sexuellen Belästigung der Chef des weltgrößten Computerherstellers Hewlett-Packard zurückgetreten war, zeigt sich von dessen Jobverlust betroffen.

Jodie Fisher

Jodie Fisher im vergangenen Jahr in Hollywood. 1992 spielte sie im Softsex-Werk "Intimate Obsession" mit. Untertitel: "Wenn der größte Wunsch einer Frau Rache ist".

(Foto: Getty Images)

"Ich war überrascht und betrübt, dass Mark Hurd über dieser Sache seinen Job verloren hat", teilte das angebliche Opfer in ihrer ersten Stellungnahme zu dem Fall mit. Dabei gab sie auch ihre Identität preis: Es handelt sich um Jodie Fisher, eine aus Fernsehserien bekannte US-Schauspielerin. Sie hat als Subunternehmerin für den Computerkonzern gearbeitet, wie aus einer Erklärung hervorgeht, die von ihrem Anwalt veröffentlicht wurde.

Jodie Fisher erklärte, sie habe sich mit Mark Hurd privat und ohne juristischen Streit geeinigt. Der Manager war kürzlich wegen des Verstoßes gegen den HP-Verhaltenskodex zurückgetreten.

Bei Bewerbungsgespräch kennengelernt

Der 53-Jährige hatte nach Angaben des Unternehmens eine "enge private Beziehung" zu Jodie Fisher unterhalten, diese aber nicht öffentlich gemacht.

Zudem machte Konzernchef Hurd der 50-Jährigen offenbar Geschenke, die er dann als Spesen abrechnete. Offenbar war der Wirtschaftsmann sehr angetan von der TV-Frau. Jodie Fisher erklärte, sie sei bei der Firma engagiert gewesen, um weltweit bei Veranstaltungen mit hochrangigen Geschäftspartnern mitzuarbeiten.

Sie habe Mark Hurd erstmals 2007 bei einem Bewerbungsgespräch für den Job getroffen. Ihre Aufgabe für HP habe in organisatorischen Tätigkeiten bei Veranstaltungen für HP-Großkunden und Konferenzen des Spitzenmanagements bestanden.

"Ich habe diese Arbeit für HP genossen"

Die Veranstaltungen hätten im In- und Ausland stattgefunden. "Ich habe diese Konferenzen mit vorbereitet, viel Energie hineingesteckt und diese Arbeit für HP genossen", erklärte die Frau.

Schauspielerin, Maklerin, Verkäuferin

Der Vertrag lief nach HP-Angaben von Ende 2007 bis Ende 2009. Ende Juni 2010 wandte sich die Beraterin mit dem Vorwurf, von Hurd sexuell belästigt worden zu sein, an das Direktorium des Konzerns. Bei einer internen Überprüfung kam das Unternehmen zu dem Ergebnis, dass dieser Vorwurf dem Top-Manager nicht zu machen sei.

Mark Hurd, Reuters

"Schmerzhafte Entscheidung": HP-Chef Mark Hurd ist nach einer Affäre um sexuelle Belästigung und fingierte Spesenabrechnungen zurückgetreten.

(Foto: Reuters)

Die blonde Frau hatte zuvor unter anderem als Schauspielerin gearbeitet und war in einigen US-Fernsehserien zu sehen gewesen. So konnte man sie bei NBC in der Datingshow Age of Love bewundern. 1992 spielte sie im Softsex-Werk Intimate Obsession mit. Untertitel: "Wenn der größte Wunsch einer Frau Rache ist". Zudem war sie als Immobilienmaklerin und Vertriebsagentin tätig.

Börsenwert verdoppelt

Obsession? Vielleicht. Intimes: Wohl nicht. Zwischen ihr und Hurd habe niemals eine "Affäre oder intime sexuelle Beziehung" bestanden, erklärte Fisher.

Hurd gehörte in den vergangenen Jahren zu den am meisten respektierten Konzernchefs und hat während seiner fünfjährigen Tätigkeit das Unternehmen mit seinen mehr als 300.000 Mitarbeitern neu ausgerichtet. Der Börsenwert des Konzerns verdoppelte sich in der Zeit nahezu.

Der Rücktritt wirkte auf die Investoren dann auch wie ein Schock: Die Aktie ging am Freitag nachbörslich zunächst auf Sinkflug, schien sich am Montag aber wieder zu fangen.

Der auch in Deutschland stark verankerte Konzern richtete den Blick nach vorn. Die Reaktionen der Investoren auf den Umgang mit der Affäre und den Rücktritt Hurds seien "extrem ermutigend" gewesen, erklärte Cathie Lesjak, die den Chefposten vorübergehend übernommen hat, in einer Telefonkonferenz. Es war das erste Mal, dass sich HP zu den Ereignissen zu Wort meldete.

Kampf an vielen Fronten

Nun drückt der Konzern bei der Suche nach einem Nachfolger aufs Tempo. Hurd werde so schnell wie möglich ersetzt, sagte Lesjak. Sie selbst hat sich als künftige Chefin ausgeschlossen. Der Konzern lässt bislang offen, ob wie mit Hurd und dessen Vorgängerin Carly Fiorina erneut jemand von außen geholt oder die Spitzenposition intern besetzt wird.

Viele Experten gehen allerdings davon aus, dass es eine externe Lösung geben wird. Angesichts der Größe von HP wird jemand gebraucht, der unter vielen Optionen die lohnensten Wachstumschancen identifizieren kann. HP kämpft schon jetzt an vielen Fronten gleichzeitig.

Signal für die künftige Richtung

"Wen auch immer sie als Nachfolger ernennen - die Investoren werden das als Signal für die zukünftige Richtung interpretieren", sagt Branchenexperte Aaron Rakers vom Brokerhaus Stifel Nicolaus.

Derzeit gilt IBM als wichtigster Konkurrent von HP, da beide an die größten Konzerne der Welt Hardware, Software und Dienstleistungen verkaufen.

Manager von IBM, Cisco und Apple im Gespräch

Daher wurden bereits mehrere IBM-Manager als mögliche Nachfolger genannt - unter anderem Software-Chef Steve Mills. Zuletzt wurde der Netzwerkausrüster Cisco jedoch auch zu einem HP-Rivalen, da der Konzern ein Standbein auf dem Markt für Computerserver etablieren möchte und Datenzentren betreiben will.

Falls HP einen Manager von Cisco abwirbt - etwa Strategiechef Ned Hooper -, wäre dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass HP eine aggressive Expansion im Markt für Computernetzwerke anpeilt.

Schließlich hat sich auch Apple zu einem ernsthaften HP-Rivalen entwickelt. Mit seinem Verkaufsschlager iPad ist Apple gerade dabei, den Computermarkt neu zu definieren, wie der kalifornische Konzern es bei hochwertigen Handys bereits mit dem iPhone vorgemacht hat.

HP hat mit der Übernahme von Palm den Markt für Tablet-Computer und Smartphones bereits ins Visier genommen. Branchenexperten haben deshalb den bei Apple für das Tagesgeschäft zuständigen Tim Cook als potentiellen Nachfolger für Hurd ins Gespräch gebracht. "Es wird jemand gebraucht, der das große Ganze im Blick hat und weiß, wie diese ganzen Teile zusammenpassen", resümiert Analyst Michael Holt von Morningstar. "Das ist genau das, was Hurd ausgemacht hat."

Stattliche Abfindung

Unterdessen meldete der US-Fernsehsender CNBC, dass Hurd mit einer stattlichen Abfindung rechnen könne. Dem Manager werde der Abschied bei HP mit einem Betrag zwischen 40 und 50 Millionen Dollar versüßt, berichtete der Sender.

Hurd bessere so seine Vermögensverhältnisse deutlich auf, die auch ohne diese Zahlung erklecklich seien. Der Mann habe 2009 mit einem Jahreseinkommen von 30,3 Millionen Dollar zu den zehn am besten bezahlten US-Managern gezählt. In den fünf Jahren seines Wirkens bei HP soll er insgesamt 139 Millionen Dollar eingestrichen haben.

Damit müsste die Affäre Fisher zu verkraften sein.

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